Tiroler Arbeiterzeitung - page 6

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Nr. 57, Dezember 2013
THEMA:
SERVICE & RECHT
Zu wenig netto
am Lohnzettel
Abgezockt.
Die Beiträge der Arbeitnehmer für Lohnsteuer und Sozialversicherung liegen bei uns weit
über dem OECD-Schnitt. Die AK fordert Reformen und zum Ausgleich eine Steuer für Superreiche.
E
ine OECD-Studie belegt, was
die Beschäftigten täglich spüren
– und am Lohnzettel sehen: Die
durchschnittlichen Abgaben auf Arbeit
für Lohnsteuer und Sozialversicherung
liegen in Österreich weit über dem
OECD-Schnitt.
„Die Arbeitnehmer müssen endlich
entlastet werden“, fordert AK Präsi-
dent Erwin Zangerl eine Lohnsteuer-
reform – und die Millionärssteuer als
Ausgleich.
Derzeit ist unser Steuersystem unge-
recht und ökonomisch problematisch.
Mehr als 80 % der Steuern und Abga-
ben kommen von Löhnen, Gehältern
und Konsum. Aber mit nur 1,2 % hat
Österreich die zweitniedrigsten Ein-
nahmen aus Vermögensteuern – bei
sehr hohen, sehr ungleich verteilten
Privatvermögen: Das reichste Prozent
verfügt über rund 469 Milliarden
Euro, das sind 37 % des Gesamtver-
mögens in Österreich.
Was die durchschnittlichen Abgaben
auf Arbeit anlangt, liegen wir jeden-
falls weit über dem OECD-Schnitt:
Einem durchschnittlich verdienenden
Alleinstehenden ohne Kinder wird
von 41.000 Euro Jahres-Brutto-Gehalt
etwas mehr als ein Drittel abgezogen.
ImOECD-Schnitt ist dies nur etwa ein
Viertel. Eine Familie mit zwei Kindern
und gleichem Einkommen als Allein-
verdienst trifft es bei uns mit knapp
einem Drittel; im OECD-Schnitt mit
nur einem Fünftel.
Derzeit gibt es mehrere Vorschläge
für Reformen. „Weil die Entlastung bei
den Beschäftigten ankommen muss, ist
ein Senken des Eingangssteuersatzes
die einzig sinnvolle Maßnahme. Davon
profitieren alle Arbeitnehmer und Pen-
sionisten, es stärkt die Kaufkraft und
wirkt positiver auf die Wirtschaft“, be-
tont Zangerl. Auch Niedrigstverdiener
müssen entlastet werden – durch eine
höhere „Negativsteuer“, die wie eine
Steuergutschrift wirkt. Dies alles würde
auch die „Steuerprogression“ verbes-
sern: Denn jene, die wenig verdienen,
würden spürbar weniger zahlen.
Zur Gegenfinanzierung fordert die
AK eine Millionärssteuer auf Privat-
vermögen von über einer Million Euro
netto (abzüglich eventueller Kredite).
„Das ist volkswirtschaftlich sinnvoll
und eine Frage der Gerechtigkeit“, so
Zangerl.
<<
Handlungsbedarf.
Eine Lohnsteuerreform würde die Beschäftigten entlasten!
Kompetente Hilfe.
Ob große oder kleine Probleme, die Mitarbeiter der
AK Kitzbühel haben für die Sorgen der Mitglieder immer ein offenes Ohr.
E
ines der wichtigsten Anliegen
der letzten Jahre war unse-
re Offensive in den Bezirken,
damit die Arbeiterkammer in ganz
Tirol und nicht nur im Zentralraum
stärker verankert ist. Das ist uns be-
stens gelungen. Die AK hat ihre Be-
zirkskammern deutlich erweitert und
personell mit Experten aufgestockt.
Diese Maßnahme ist bei den Mitglie-
dern auf höchste Resonanz gestoßen.
In den Regionen werden unsere Be-
zirkskammern regelrecht gestürmt.
Mit einer Fülle an attraktiven und
informativen Veranstaltungen haben
wir unsere Einrichtungen für alle
Interessierten geöffnet.“ Diese posi-
tive Bilanz zieht AK Präsident Erwin
Zangerl nach erfolgreichem Ausbau.
„Egal ob in Reutte, Landeck, Imst,
Telfs, Schwaz, Kufstein, Lienz oder
Kitzbühel – die AK ist die erste An-
laufstelle für alle Arbeitnehmer und
ihre Familien im Bezirk. Denn die
moderne Arbeitswelt verlangt den Be-
schäftigten alles ab, da brauchen sie
auch wirksamen Schutz.“
Das zeigt sich auch am Beispiel der
AK Kitzbühel. Wann immer es um
Probleme im Berufs- oder Privatleben
geht, steht den Mitgliedern in ihrer AK
Kitzbühel – direkt vor Ort – ein speziell
geschultes Mitarbeiter-Team zur Seite.
Egal, ob sie Fragen zu Arbeits-, Sozial-,
Pensions-, Konsumenten- und Steuer-
recht oder zur Bildung haben: Auf die
Kompetenz der AK Experten können
sich die Beschäftigten verlassen.
Im Einsatz für die Mitglieder.
Allein im vergangenen Jahr 2012 wur-
den in der AK Kitzbühel 3.693 Be-
ratungen durchgeführt. Telefonisch
holten sich die AK Mitglieder mehr als
12.600 Mal Rat bei den Kitzbüheler
Experten ein. Außerdem konnten die
Profis mit Interventionen oder nach
Insolvenzen mehr als 500.000 Euro für
die Mitglieder im Bezirk einbringlich
machen.
Daneben entwickelte sich die Be-
zirkskammer Kitzbühel aber auch zu
einem beliebten Treffpunkt für unter-
schiedlichste Veranstaltungen. Zahl-
reiche Arbeitnehmer informierten sich
dabei bereits über eine Vielzahl von
Themen. Ob beim Steuerspartag, beim
Kitzbüheler Kunstsommer oder bei
den Beratungsabenden, z. B. zu Bil-
dungsthemen, die AK Kitzbühel war
dabei fast immer bis auf den letzten
Platz gefüllt.
Anrufen oder vorbeikommen.
Für persönliche Anliegen ist das Team
der Kitzbüheler AK von Montag bis
Freitag, 8 bis 12 Uhr, sowie Montag,
14 bis 16 Uhr, und Mittwoch, 13 bis
17 Uhr, für Sie da. Telefonische Hil-
fe und Auskünfte gibt es von Montag
bis Freitag von 8 bis 12 Uhr und von
Montag bis Donnerstag von 14 bis 16
Uhr unter der kostenlosen Hotline
0800/22 55 22 - 3252.
<<
Immer für die Mitglieder da.
AK Präsident Zangerl ist stolz auf sein Team in der AK Kitzbühel: Vorne von links: Sonja
Voithofer, Mag Bernhard Gassner, Ulrike Boran, Mag. Christian Pletzer. Stehend von links: Lisbeth Pöll, Bezirkskammerleiter
Ludwig Brettbacher und Kathrin Hechenberger.
Kompetenz in
allen Bezirken
Nicht nur in der Arbeiterkam-
mer in Innsbruck, auch in allen
Bezirken des Landes können
sich AK Mitglieder direkt vor
Ort beraten und informieren
lassen. Weil die Menschen
immer öfter mit unterschied-
lichsten
Herausforderungen
und komplizierten juristischen
Sachverhalten
konfrontiert
sind, wurden die Bezirkskam-
mern in Reutte, Landeck, Imst,
Telfs, Schwaz, Kitzbühel, Kuf-
stein und Lienz mit zusätzlichen
Mitarbeitern verstärkt. Somit
stehen die AK Experten noch
rascher zur Verfügung, wenn
Hilfe notwendig ist. Mehr zu
den Bezirkskammern sowie de-
ren aktuellen Veranstaltungen
finden Sie auch auf der Home-
page
unter
„Über uns/Bezirkskammern“.
NACHGERECHNET
Kinderbetreuung
schafft Arbeit
V
iele Eltern wünschen sich
mehr
Kinderbetreuungs-
plätze, bessere Öffnungszeiten
und einen günstigeren Betreu-
ungsschlüssel in Kinderkrippen
und Kindergärten. Doch kann
sich der Staat den Ausbau der
Kinderbetreuung leisten? Und
ob: Der konsequente Ausbau
der Kinderbetreuung wäre für
den Staat eine lukrative Sache.
Damit würden in der Kinderbe-
treuung selbst und in verwand-
ten Branchen mehr als 16.000
Beschäftigungsverhältnisse neu
geschaffen.
Bis zu 28.000 Eltern könnten
einer Beschäftigung nachgehen.
Damit kämen knapp 44.000
Menschen zusätzlich in Beschäf-
tigung. Aus den Steuern und
Abgaben daraus sowie den Ein-
sparungen im Bereich der Ar-
beitslosenversicherung entste-
hen Einnahmen für die öffentliche
Hand, die ab dem fünften Jahr die
zusätzlichen Kosten für die Kin-
derbetreuung übersteigen. Wäre
es das nicht wert?
Mehr unter wwww.ak-tirol.com
Schutzhaus für
Kitzbüheler
BONUS-MALUS-SYSTEM
W
ir brauchen dringend Ar-
beitsplätze für Ältere“,
verlangt AK Präsident Erwin
Zangerl. Die Zahl der vorgemerk-
ten Arbeitsuchenden über 50
ist im Oktober gegenüber dem
Vergleichsmonat im Vorjahr um
rund 23 % gestiegen. „Die Unter-
nehmen kündigen immer noch
vor allem Ältere, sie nehmen viel
zu wenig ältere Arbeitnehmer
neu auf und geben ihnen auch
wenig Chancen, im Erwerbsleben
zu bleiben“, kritisiert Zangerl und
fordert die rasche Einführung
eines
Bonus-Malus-Systems.
Das soll Unternehmen beloh-
nen, die Ältere neu aufnehmen
und beschäftigen, und die zur
Kasse bitten, die keine oder zu
wenig ältere Arbeitnehmer ha-
ben. „Die Betriebe sind auch für
die notwendigen strukturellen
Veränderungen verantwortlich,
sie müssen alternsgerechte Ar-
beitsplätze und gesunde Arbeits-
bedingungen schaffen. Es ist an
Zynismus nicht zu überbieten,
wenn auf der einen Seite gerade
die Wirtschaft fordert, das Pensi-
onsantrittsalter zu erhöhen, und
die Beschäftigten andererseits
schon ab 50 Jahren kaum eine
Chance auf Arbeit haben.
Die Arbeitsmarktsituation wird
sich noch verschärfen. Laut Pen-
sionskommission wird bis zum
Jahr 2020 die Zahl der Erwerbs-
personen in der Altersgruppe
55+ um rund 220.000 Per-
sonen ansteigen. Rund die Hälfte
davon werden Frauen sein.“
Ältere brauchen
Perspektiven
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