Tiroler Arbeiterzeitung
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K TIROLER ARBEITERZEITUNG AK SERVICE M itglieder der AK Tirol-Bibliothek können ab sofort 300 österrei- chische und internationale Zeitungen und Magazine kostenlos online lesen. Neben Tageszeitungen stehen Maga- zine aus den Bereichen Sport, Autos, Mode etc. und auch Zeitschriften für Kinder zur Verfügung. Voraussetzungen sind ein In- ternetzugang und ein Bibliotheksausweis der AK Tirol: Einfach mit den Leserdaten in den digitalen Zeitungsstand „APA Kiosk“ einloggen unter aktirol.kiosk.at Sind Sie noch kein Leser der AK Büche- rei, registrieren Sie sich ganz einfach auf ak-tirol.com unter „AK Bibliothek“. 300 Zeitungen online lesen! 12-Stunden-Tag und 60-Stunden-Woche Seit dem 1. September 2018 dür- fen Arbeitnehmer ohne zusätzliche Schutzvoraussetzungen bis zu 12 Stunden täglich eingesetzt werden. Und das an 5 Tagen die Woche bis zu 60 Stunden wöchentlich. Dass diese Arbeitszeiterhöhung nicht nur zur Fertigstellung dringender Arbei- ten und zur Abdeckung von kurzfri- stigen Auftragsspitzen dienen soll, zeigt die Erhöhung der wöchent- lichen Höchstarbeitszeit von bisher 50 auf nunmehr 60 Stunden. Denn für die Abarbeitung von kurzfri- stigen notwendigen Arbeiten hätte die bisherige Höchstgrenze von 50 Stunden wöchentlich ausgereicht. Die österreichischen Arbeitnehmer müssen sich daher darauf einstellen, bei einem Arbeitsbeginn um 8 Uhr immer wieder erst um cirka 21 Uhr daheim zu sein. Was das für unsere Gesundheit, unser Familienleben und für sonstige Aktivitäten, z. B. für das Vereinsleben bedeutet, ist völlig klar: Familie, Ehrenamt und Freizeitakti- vitäten leiden immens. Ab jetzt mehr Überstunden möglich Bisher durften bis zu 10 Überstun- den plus beschränkter zusätzlicher Kontingente pro Woche geleistet werden, nun sind es generell 20 Überstunden wöchentlich. Auf das Jahr bezogen wurden damit die zu- lässigen Überstunden von 320 auf 416 erhöht. Auch das zeigt, dass nunmehr länger gearbeitet werden soll. Und das, obwohl man aus Stu- dien weiß, dass cirka 20 % der Über- stunden nicht bezahlt werden. Bleibt es bei der bisherigen Praxis wird da- mit auch mehr Gratisarbeit geleistet. Arbeitszeit genau aufzeichnen Wichtig für die spätere gerichtliche Durchsetzung von Überstunden ist, dass dieArbeitszeit von einem selbst genau aufgezeichnet wird. Denn man muss ein unabhängiges Gericht davon überzeugen, dass die Arbeit tatsächlich geleistet wurde. Daher die Arbeitszeit am besten minuten- genau aufschreiben: Arbeitsbeginn, Pausenzeiten, Arbeitsende und auch was und mit wemman bei den Über- stunden gearbeitet hat. Und das nicht imNachhinein, sondern täglich. Lei- der muss die Arbeiterkammer im- mer wieder Arbeitnehmern mittei- len, dass man mit den bisherigen nur groben Arbeitszeitaufzeichnungen einen Gerichtsprozess nicht gewin- nen kann. Das ist sehr schade, denn jede geleistete Stunde soll ordentlich bezahlt werden. Kurze Verfallsfristen beachten Achtung: Es ist in einigen Branchen gängige Praxis, dassArbeitgeber von ihren Mitarbeitern verlangen, un- richtige Arbeitszeitaufzeichnungen zu unterschreiben. Geschieht dies, ist man mit den anderslautenden eigenen Arbeitszeitaufzeichnungen vor Gericht praktisch chancenlos, falls nicht zusätzliche Beweismittel vorliegen, die darlegen können, dass die Arbeitszeitaufzeichnungen des Arbeitgebers falsch sind. Auch müs- sen die nicht bezahlten Überstunden meistens binnen sehr kurzer Fristen, so oftmals innerhalb von drei Mo- naten, beim Arbeitgeber schriftlich geltend gemacht werden, ansonsten sind diese endgültig verloren. Er- kundigen Sie sich daher bei einem Arbeitsrechtsexperten, ob und wel- che Verfallfristen für Ihr Arbeitsver- hältnis gelten. Mehr auf Seite 4 Der 12-Stunden-Tag: Ein Faktencheck Analyse. Nun hat die Industrie bekommen, was sie schon lange wollte: Den 12-Stunden-Tag und die 60-Stunden-Woche. Behauptet wird: In Wahrheit ändere sich nichts, doch wie sieht die Rechtslage wirklich aus? Die wichtigsten Neuerungen im Faktencheck. E ine verantwortungsvolle Regierung würde die Lebensqualität der Bürger und deren Rechte verbessern. Stattdessen will Türkis-Blau den Sozial- staat in Frage stellen, funktionierende Systeme zerstören und Kritiker mundtot machen. Zu dieser Unkultur gehört, jede Diskussion zu verweigern, die Lösungskompetenz der Sozialpartner anzuzweifeln, die AK anzupatzen und Bevölkerungsgruppen gegeneinander auszuspielen. Zur Ablenkung werden vollmundig Routen geschlossen, Aus- länderängste geschürt und Kopftuch- verbote bei Kindern thematisiert. Sind Neiddebatten, rassistische Entglei- sungen oder eine Null-Toleranz-Politik die positiven Themen, die uns weiter- bringen? Unser Land hat sich stets aus- gezeichnet durch Leistung, Fleiß, Dialog und Toleranz. Diese Tugenden vereinen unsere Arbeitnehmer-Familien. Sie zah- len den Löwenanteil aller Steuern und Sozialabgaben und halten mit ihrem beruflichen und ehrenamtlichen Ein- satz für Kranke, Schwache, Schutz- und Pflegebedürftige unsere Gesellschaft zusammen. Alleinerzieherinnen, die an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geraten, chronisch Kranke, die nicht den Mut verlieren, oder Langzeitarbeitslose, die immer wieder aufstehen und neue Hoffnung schöpfen: Sie verdienen un- sere Wertschätzung als positive Antwort auf so viel negatives Gedröhne. AK Präsident Erwin Zangerl DieArbeitnehmer, die schaffen das! KOMMENTIERT ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL 10. JG. , SEPTEMBER 2018 | NR. 110 S eit 1. September gilt der gesetzliche 12-Stunden-Tag. „Ab diesem Termin wird erkennbar, wie sich Theorie und Praxis vereinbaren lassen“, sagt AK Präsident Erwin Zangerl und bekräftigt die volle Unterstützung der AK Tirol für die betroffenen Arbeitnehmer. „Werden Schutzmechanismen gelockert, dann treten wir umso stärker für die Inte- ressen der Beschäftigten ein.“ Die AK Arbeitsrechtsexperten raten Arbeit- nehmern dringend, nichts ungeprüft zu unterschreiben , denn das könnte zu finanziellen Einbußen führen. Besonde- re Vorsicht ist dabei bei All-in-Verträgen und Gleitzeitvereinbarungen geboten. Nichts unterschreiben © Fotomanufaktur/stock.adobe.com
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