Tiroler Arbeiterzeitung

ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL 11. JG. , DEZEMBER 2018 | NR. 113 3 20.000 Beratungen, Informati- onsgespräche, Hilfestellungen und notfalls auch gerichtliche Inter- ventionen pro Jahr: Wo sonst gibt es derartigen Zulauf und Zuspruch, außer bei der Arbeiterkammer Tirol? Mit außergerichtlichen Interventi- onen, aber auch vor Gericht können wir jedes Jahr rund 47 Millionen Euro erkämpfen und den AK Mitglie- dern weitere hunderte Millionen Euro durch rechtzeitige Beratung, Hilfe und Einschreitungen ersparen. Es erfüllt uns mit Freude und Genugtuung, dass wir den Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmern in so vielen Schicksalsfällen im Arbeits- und Privatleben zur Seite stehen und vielfach helfen konnten. Das Gute soll nicht Feind des Besseren sein: Diese Leistungen sehen wir daher gleichzeitig als Herausforderung, noch besser zu werden und uns stets den aktuellen Herausforderungen anzupassen. Die politischen Entwick- lungen sprechen mehr denn je für die Wichtigkeit und Einzigartigkeit einer unabhängigen Interessenver- tretung, die sich nur den Anliegen der AK Mitglieder verpflichtet fühlt. Durchschnittlich 7 Euro pro Monat werden den AK Mitgliedern von der Sozialversicherung automatisch als solidarischer Pflichtbeitrag abgezo- gen. Eine vergleichsweise geringe Sum- me, der aber eine große Wirkung gegenübersteht und die niedriger liegt, als so manche andere juris­ tische Beratung oder Versicherung. Wer diese solidarische Pflicht in Frage stellt, will in Wirklichkeit die AK schwächen und damit den starken Schutz für die Arbeitnehmer. AK Präsident Erwin Zangerl Geringer Beitrag, große Wirkung KOMMENTIERT Massive Einschnitte. Die Kürzung bei der Mindestsicherung wird vor allem Familien mit Kindern treffen. Die Armutsgefährdung steigt. Auf die sozialen und karitativen Vereine kommt noch mehr Arbeit zu. D ie Arbeiterkammer Tirol hat eine neue Bezirksstelle. Die AK Wörgl steht ab Montag, 17. Dezember , den Arbeitnehmern für alle Fragen des Arbeits-, Sozial-, Steuer- und Konsumentenrechts zur Verfügung. Ganz zentral, am Bahnhofplatz 6 in Wörgl, können sich die AK Mitglieder erste Hilfe und wichtige Informationen holen. „Damit verfügen die Beschäf- tigten über ein weiteres Schutzhaus im Bezirk“, freut sich AK Präsident Erwin Zangerl. Wie wichtig die Ein- richtung einer weiteren Bezirksstelle geworden ist, zeigen die Zahlen: Mehr als die Hälfte aller Beratungen und Interventionen erfolgen in einer der nunmehr neun AK Außenstellen. Zan- gerl: „Während andere Organisationen und Stellen zentralisieren, haben wir regionalisiert und treffen damit das Bedürfnis der Menschen. AK Wörgl, Bahnhofplatz 6 Tel. 0800/22 55 22 – 3939 S tatt bei der Mindestsicherung und der Notstandshilfe herumzudok- tern, gäbe es vernünftigere Alterna- tiven. Die AK fordert eine sinnvolle Integration der Betroffenen statt weiterer Ausgrenzung. Dazu gehören ausreichend Deutschkurse. Wer Ar- beitsmarktintegration von Asylberech- tigten und subsidiär Schutzberech- tigten fordert, darf nicht gleichzeitig die notwendigen Mittel kürzen. Es ist besser, Mindestsicherungsbeziehern, die arbeitslos und arbeitsfähig sind, eine geförderte Beschäftigung – zu Kollektivvertragslöhnen – zu ermög- lichen (z.B. in einem sozialökono- mischen Betrieb), als ihnen nur die Leistung auszuzahlen. Das ist nicht nur sinnstiftender für die Betroffenen, sondern rentiert sich auch budgetär innerhalb weniger Jahre. Neues Schutzhaus in Wörgl öffnet Mehr Integration statt Ausgrenzung SICHERHEIT ALTERNATIVEN W as die Regierung ver- schweigt: Die Min- destsicherung beträgt mit 0,98 Mrd. Euro gerade 0,6 % (!) aller öffentlichen Ausgaben. Aufgrund aggressiver Steuerplanung, Steuervermeidung und Steuerhinterziehung bei der Körperschaftssteuer entgehen dem Staat jährlich Einnahmen, die den Ausgaben der Mindestsicherung entsprechen. AK Präsident Erwin Zangerl sagt: „Das Thema Min- destsicherung zeigt, dass die Regie- rung, statt den sozialen Ausgleich zu suchen, das Gegeneinander in unserer Gesellschaft geradezu befeuert. Inländer werden gegen Ausländer, anerkannte Flüchtlinge gegen Familien mit Kindern aus- gespielt. Leistungen und Bezüge werden mit Niedrigeinkommen verglichen und gegenseitig aufge- rechnet. Gesteuerte Nachrichten verbergen, was tatsächlich ge- schieht. Ein massiver Sozialabbau, der vor allem auf die Schwächsten in unserer Gesellschaft abzielt: Chronisch Kranke, Mehrkinderfa- milien – und am stärksten betroffen – Kinder und Jugendliche, die am wenigsten für ihre Lebenssituation können.“ Zangerl: „Hier werden in beschämender Weise Menschen in Klassen eingeteilt. Mit frem- denfeindlicher Begleitmusik wird versucht, davon abzulenken, dass der Sozialabbau nahezu alle trifft, die auf Unterstützung angewiesen sind, auch arbeitende Menschen.“ Der Vermögenszugriff wurde zwar abgemildert, bleibt aber weiter be- stehen. Das ist vor allemfür 157.000 Menschen in Österreich relevant, die derzeit noch Notstandshilfe be- ziehen. Die Regierung hat sich ja im Regierungsprogramm auch die Abschaffung der Notstandshilfe vorgenommen. Zangerl: „Die so- ziale Kälte in unserem Land darf nicht Platz greifen. Mit dem AK Unterstützungsfonds, dank der solidarischen Beiträge aller Mit- glieder, sind wir seit 10 Jahren be- müht, die drängendste Not der Ar- beitnehmer-Familien zu mildern.“ Lesen Sie weiter auf den Seiten 2 und 3 Soziale Kälte darf nicht Platz greifen © lassedesignen /stock.adobe.com Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K TIROLER ARBEITERZEITUNG

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