Tiroler Arbeiterzeitung
ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL 11. JG. , APRIL 2019 | NR. 118 D as Problem ist seit Langem be- kannt: Während eines aufrechten Arbeitsverhältnisses fordern viele Beschäftigte vergeblich die Bezahlung offener Überstunden ein. Andere trauen sich das schon aus Angst um ihren Arbeitsplatz nicht. Erst wenn das Arbeitsverhältnis zu Ende ist, werden offene Mehr- und Überstunden einge- klagt. In der AK Arbeitsrechtberatung kommt dann oft die böse Überra- schung: Im Arbeits- oder Kollektiv- vertrag steht eine Verfallsfrist für alle Ansprüche von teilweise nur drei Monaten. Überstunden, über Jahre angehäuft, wurden damit gratis gelei- stet. Leider ist eine solche Verfallsklau- sel derzeit zulässig. Die AK fordert daher ein gesetzliches Verbot solcher Verfallsfristen für Überstundenzuschlä- ge. Aber selbst wenn der Arbeitnehmer alle offenen Ansprüche erhält, kommt der Arbeitgeber völlig straffrei davon: Er muss außer Zinsen nur das zahlen, was er sowieso schuldig geblieben ist. Wer Überstunden mutwillig vorenthält, sollte das Doppelte zahlen müssen. Wie brisant diese Forderung ist, zeigen die neusten Daten der Statistik Austria: 2018 wurden 43 Millionen Mehr- und Überstunden weder bezahlt noch mit Zeitausgleich abgegolten. Insgesamt wurde jede 6. Mehr- und Überstunde nicht bezahlt. Das ent- spricht der „Gratis-Arbeit“ von rund 25.000 Vollzeitbeschäftigten. AK Präsident Erwin Zangerl 43 Millionen gratis Überstunden! KOMMENTIERT R adl-Fans sollten sich Sonn- tag, den 19. Mai ab 9 Uhr im Kalender dick anstreichen: Da startet die diesjährige AK Radl-Tour in Imst. Ein Riesenspaß für Jung und Alt, bei dem neben der Fahrt auf einer wunderschönen Rundstrecke auch die Unterhaltung nicht zu kurz kommt. Die Trenkwalder spielen beim Sattel-Fest ab 11 Uhr auf, für alle Teilnehmer gibts die AK Radl-Nadl und tolle Give-aways. Die Teilnahme ist kostenlos. Mehr Infos auf Seite 12 und auf ak-tirol.com Mit der AK zu den schönsten Routen Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K TIROLER ARBEITERZEITUNG RADL-TOUR ZUM MITFAHREN S eit 1. September 2018 ist das neue Ar- beitszeitgesetz zum 12-Stunden-Tag in Kraft. Von der türkis-blauen Bun- desregierung durchgepeitscht ohne die Sozialpartner miteinzubinden, wurde es den Arbeitnehmerfamilien mit der Freiwilligkeit schmackhaft gemacht und eine 4-Tage-Woche in Aussicht gestellt. „Doch seither war von der Regierung, die sich sonst immer damit rühmt, ihre Ankündigungen auch umzuset- zen, diesbezüglich nichts mehr zu hören“, nimmt AK Präsident Erwin Zangerl Türkis- Blau in die Pflicht. „Deshalb fordert die Ar- beiterkammer das gesetzliche Recht auf die 4-Tage-Woche für österreichweit mehr als 3 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeit- nehmer ein.“ 4-Tage-Woche im Handel. Einen Teiler- folg konnten die Sozialpartner mittlerwei- le verbuchen: „Vor Weihnachten haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer geeinigt, ei- nen Rechtsanspruch auf die 4-Tage-Woche im Kollektivvertrag für die österreichweit 400.000 Handelsangestellten zu verankern“, so Zangerl. „Etliche Chefs, vor allem in klei- nen Betrieben, sträuben sich gegen die 4-Ta- ge-Woche. Teils würden auch Informationen zum neuen Angebot zurückgehalten, erzählen Betriebsräte. Unabhängig von diesen Anlauf- problemen wird sich die AK dafür einsetzen, dass die 4-Tage-Woche für alle Arbeitneh- merinnen und Arbeitnehmer möglich ge- macht wird.“ 70 % fordern 4-Tage-Woche. Die Forde- rung der AK nach einer 4-Tage-Woche als Ausgleich zum 12-Stunden-Arbeitstag findet bei den Tirolerinnen und Tirolern starke Unterstützung. Dies zeigt eine re- präsentative market-Umfrage, bei der die Beschäftigten telefonisch auch zu diesem Thema interviewt wurden: 70 % halten die Forderung nach der 4-Tage-Woche für eine sehr gute bzw. gute Idee, nur 8 % lehnen sie komplett ab. Tiroler sind gut informiert. In der Umfrage zeigte sich auch, dass die Beschäftigten über das neue Arbeitszeitgesetz mit 12-Stunden- Tag bzw. 60-Stunden-Woche informiert sind: 94 % gaben an, von der neuen Regelung gehört zu haben. Mehr als die Hälfte von ihnen hält die neue Arbeitszeitregelung jedoch für eine schlechte bis sehr schlechte Idee. Nur 14 % halten sie für sehr gut. Ja zur Sozialpartnerschaft. Be- sonders sauer stößt den Tirole- rinnen und Tirolern auf, dass das neue Gesetz ohne Einbindung der Sozialpartner beschlossen wurde. 71 % der Befragten hal- ten das für eine schlechte bzw. sehr schlechte Idee. Auch die Plä- ne der Regierung, die Sozialpartner stärker zurückzudrängen, werden von 69 % der Befragten nega- tiv beurteilt. Für die Umfrage wurden von market 800 Tele- fon-Interviews in ganz Tirol durchgeführt. 70 % Zustimmung zur 4-Tage-Arbeitswoche Klare Haltung. 70 % der Tirolerinnen und Tiroler möchten die 4-Tage-Woche als Ausgleich zu dem von der Regierung überfallsartig beschlossenen 12-Stunden-Arbeitstag, wie eine Umfrage zeigt. Große Verärgerung herrscht, weil die Sozialpartner nicht eingebunden wurden. 70 % fordern 4-Tage-Woche. Die Forderung der AK nach einer 4-Tage- Woche als Ausgleich zum 12-Stunden- Arbeitstag findet bei den Tiroler Beschäf- tigten starke Unterstützung. Große Verärgerung über die Regierung herrscht in der Bevölkerung, weil die Sozialpartner beim 12-Stunden-Arbeitszeit- gesetz nicht eingebunden wurden. © Luis Louro /stock.adobe.com
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