TIroler Arbeiterzeitung

THEMA: GELD & LEBEN 7 Nr. 106, April 2018 bleibt bei Einkommen Letzter! M it 1.1.2016 trat die Steuerre- form in Österreich in Kraft. Mit ihr wurden die Steuerta- rife neu angepasst. Vor allem die unteren Einkommen sollten dadurch entlastet und mehr Kaufkraft freigesetzt werden. Zur Beurteilung, ob sich die fi- nanzielle Situation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tatsächlich verbessert hat, ist die Entwicklung der realen Ein- kommen entscheidend. Die realen Ein- kommen beziehen die schleichende Geld- entwertung, also die Inflation, mit ein. Nur wenn die Steigerung der Einkommen über der Inflationsrate liegt, kommt es zu einem Kaufkraftzuwachs. Entlastung. Ein Vergleich von Brutto- und Nettolohnentwicklung erlaubt eine Analyse, wie sehr die Einkommen tat- sächlich entlastet wurden. Die Bruttoein- kommen in Österreich stiegen 2016 im Vergleich mit dem Vorjahr nominell um 2,0 %. Wird die Inflation von 0,9 % mit eingerechnet, so blieb eine reale Brutto- einkommenssteigerung von 1,1 % übrig. Aufgrund der relativ niedrigen Inflation und der Absenkung der Steuertarife durch die Steuerreform ergab sich für die Net- tolöhne ein realer Zuwachs von 4,1 %. Im Jahr 2015 lag die Steigerung der realen Nettoeinkommen bei nur 0,4 %. Daraus kann mit einiger Sicherheit der Schluss gezogen werden, dass die Steuerreform für einen deutlichen Impuls in der Ein- kommensentwicklung gesorgt hat. Tirol gehörte erfreulicherweise zu der Gruppe der Bundesländer mit der stärks­ ten Entwicklung der Bruttolöhne. Nomi- nell stiegen die Bruttolöhne in Tirol um 2,5 %, ebenso wie in Kärnten und der Stei- ermark. Inflationsbereinigt kam dadurch eine reale Bruttolohnzunahme von 1,6 % zustande. Nach Abzug von Abgaben und Steuern stiegen die realen Nettoeinkom- men in Tirol um 4,7 %. Steuer durch die Hintertür. Diese Entwicklung ist natürlich erfreulich, aber Vorsicht ist geboten: Denn die Wirkung der Kalten Progression frisst die Ein- kommenssteigerungen kontinuierlich auf. Kalte Progression bedeutet, dass die Ta- rifstufen der Steuer nicht an die Inflation angepasst werden. Dadurch rutschen Teile des Einkommens in höhere Steuerklassen. Um eine echte und dauerhafte Entlastung der Einkommen zu bekommen, müsste auch die Kalte Progression sofort abge- golten werden! Kalte Progression reißt Löcher Obwohl angekündigt, soll die kalte Progression frühestens 2022 fallen. Die Beschäftigten verlieren weiterhin viel Geld. Die Arbeiterkammer drängt auf frühere Abschaffung! Nackte Zahlen So groß die Einkommens- unterschiede in Österreich sind, innerhalb Tirols sind sie noch größer. Die höchs­ ten Einkommen wurden im Bezirk Innsbruck-Land mit € 22.164 netto erzielt. Damit wurde der Tiroler Durch- schnitt um 9 % übertroffen. Ebenfalls über dem Durch- schnitt lagen die Einkom- men in den Bezirken Kuf­ stein (€ 21.300; + 5 %) und Reutte (€ 20.728; + 2 %). Am schlechtesten positioniert war der Bezirk Landeck, welcher mit einem durchschnittlichen Jahresnettoeinkommen von € 17.984 zu den einkommens- schwächsten Bezirken ganz Österreichs gehörte. Das Ti- roler Durchschnittseinkom- men wurde in Landeck um 12 % unterschritten, auf den österreichischen Durch- schnitt fehlten sogar 18 % bzw. ein Nettobetrag von € 3.958. Die bestenVerdienste in den Tiroler Bezirken wurden in der Regel in zwei Branchen erzielt: In der Sachgüterprodukti- on und im öffentlichkeits- nahen Sektor. Bezirke mit einem hohen Anteil von In- dustrie und Gewerbe an der Gesamtbeschäftigung, wie etwa Innsbruck-Land und Ku- fstein, aber auch Reutte, wiesen ein relativ hohes Einkommens- niveau auf. Da die männlichen Beschäftigen in der Sachgü- terproduktion deutlich in der Überzahl sind, waren vor allem die Männereinkommen in diesen Be- zirken überdurchschnittlich. Der öf- fentlichkeitsnahe Sektor umfasst die öf- fentliche Verwaltung, Gesundheits- und Sozialwesen sowie den Bildungsbereich. Dieser Bereich bot vor allem für Frauen in den Bezirken gute Verdienstmöglich- keiten. Ohne die öffentliche Hand als Dienst- geber wären die Fraueneinkommen in den Bezirken sehr viel niedriger. Die Ausdünnung öffentlicher Leistungen in den Regionen ist deswegen auch aus der Perspektive der Einkommensmöglich- keiten abseits der Landeshauptstadt sehr kritisch zu sehen. Monatl. Nettobezug 2016 * (ganzjährig Vollzeit) Länder-Vergleich (Monatl. Nettobezug, alle Beschäftigungsformen 1 ) BEZIRK LZ KB LA IM SZ RE KU IL IBK TIROL LAND NÖ Burgenland OÖ Vorarlberg Wien Steiermark Kärnten Salzburg Tirol ÖSTERREICH GESAMT € 2.055 € 2.077 € 2.096 € 2.117 € 2.117 € 2.165 € 2.199 € 2.290 € 2.301 € 2.196 GESAMT € 1.717 € 1.669 € 1.621 € 1.585 € 1.584 € 1.562 € 1.557 € 1.516 € 1.455 € 1.567 MÄNNER € 2.183 € 2.233 € 2.229 € 2.264 € 2.278 € 2.305 € 2.353 € 2.450 € 2.423 € 2.342 MÄNNER € 2.031 € 1.978 € 1.964 € 1.953 € 1.748 € 1.859 € 1.848 € 1.812 € 1.759 € 1.836 FRAUEN € 1.741 € 1.770 € 1.750 € 1.761 € 1.743 € 1.800 € 1.855 € 1.939 € 2.099 € 1.881 FRAUEN € 1.367 € 1.324 € 1.224 € 1.185 € 1.407 € 1.223 € 1.239 € 1.202 € 1.126 € 1.263 GESAMT % VON Ö - 11,3% -10,3% -9,5% -8,6% -8,6% -6,5% -5,1% -1,2% -0,7% -5,2 % GESAMT % VON TIROL 9,6% 6,5% 3,4% 1,1% 1,1% -0,4% -0,7% -3,3% -7,2% 0,0 % % VON Ö -11,2% -9,1% -9,3% -7,8% -7,3% -6,2% -4,3% -0,3% -1,4% -4,7% % VON TIROL 10,6% 7,8% 7,0% 6,4% -4,8% 1,3% 0,7% -1,3% -4,2% 0,0 % % VON Ö -14,6% -13,2% -14,2% -13,6% -14,5% -11,7% -9,0% -4,9% 2,9% -7,8 % % VON TIROL 8,3% 4,8% -3,0% -6,2% 11,4% -3,1% -1,9% -4,8% -10,8% 0,0 % * Durchschnitt MÄNNER MÄNNER * Durchschnitt 2016 ( 1 saisonal, ganzjährig,Voll- und Teilzeitbeschäftigung FRAUEN FRAUEN © artcartoon/stock.adobe.com © Joachim Wendler/stock.adobe.com

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