TIroler Arbeiterzeitung

P OSITIONEN 10 Nr. 107, Mai 2018 B ad Häring, Reha-Weg 1. Rund 1.200 Patienten werden jedes Jahr im Re- habilitationszentrum der AUVA auf ein Leben nach dem alles verändernden Unglück vor- bereitet. Menschen mit Rücken- marksverletzungen, Polytraumen, nach Amputationen, komplexen Handverletzungen, Verbrennungen und Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates. 220 Mitar- beiter engagieren sich, um ihnen zu möglichst viel Selbstständigkeit zu verhelfen. Entsprechend groß war die Be- troffenheit bei Mitarbeitern und Patienten bei der Betriebsversamm- lung am 19. April: Geht es nach den Plänen der Bundesregierung, dann soll in Bad Häring bald ein anderer Wind wehen. So wie in den 7 Un- fallkrankenhäusern und weiteren 3 Reha-Zentren der AUVA, die von der Zerschlagung bedroht sind. „Was denkt jemand, der so etwas verkündet?“, ist AK Präsident Erwin Zangerl erschüttert. „Die AUVA ist wie ein Uhrwerk, das von Prävention, Unfallversorgung und Heilbehandlung über Reha bis zu Versicherungsleistungen bzw. Rente eine nahtlose Versorgung er- möglicht. Entfernt man einen Teil, kann es nicht mehr in der bisherigen Form funktionieren!“ „Dieses jahrzehntelang bewährte System darf nicht zerschlagen wer- den“, sicherten Zangerl und der Stv. ÖGB-Vorsitzende Christian Hauser volle Unterstützung zu. Anschlag. Wie berichtet, soll die AUVA 500 Mio. Euro einsparen, fast 40 % ihres Budgets – bei einem Verwaltungsaufwand von 92,4 Mio. Euro. „Das ist nicht möglich ohne Qualitätseinbußen“, erinnerte AU- VA-Zentralbetriebsratsvorsitzender Erik Lenz an die Beitragssenkung 2014 von 1,4 auf 1,3 %: „Damals mussten wir in Linz die Station für Schwerbrandverletzte schließen.“ Fakten. Bei der AUVA sind rund 320.000 Unternehmen und mehr als 5 Mio. Personen gesetzlich ge- gen die wirtschaftlichen, gesund- heitlichen und sozialen Folgen von Arbeitsunfällen und Berufskrank- heiten versichert – auch Mitglieder der Feuerwehren, Kindergarten- kinder, Schüler, Studenten. Sie fi- nanziert Krankengeld für Selbstän- dige und die Entgeltfortzahlung nach Krankheit oder Unfall. Öster- reichweit werden jährlich mehr als 370.000 Patienten versorgt, mehr als 46.000 von ihnen stationär. Finanziert wird die AUVA fast zur Gänze durch Beiträge der Ar- beitgeber in Höhe von 1,3 % des Bruttolohnes, dafür übernimmt sie die Haftung für Arbeitsunfäl- le und Berufskrankheiten. Für die 500-Mio.-Euro-Ersparnis soll der Unfallversicherungsbeitrag auf 0,8 % des Bruttolohnes gesenkt wer- den, das Haftungsprivileg aber den- noch bleiben. Zangerl: „Profiteure wären einzig die Großunternehmen, die die Regierung gesponsert haben und die jetzt ihr Investment zurück- fordern!“ Die Petition auf https://mein. aufstehn.at wurde bereits mehr als 120.000 Mal unterschrieben. AKTUELLE SEMINARE www.bfi.tirol AK Werkmeisterschulen Informationsabend am 21. Juni 2018 Lehrgang Mediation und Konfliktmanagement Informationsabend am 6. Juni 2018 Kosmetik Lehrgang - Halbtageskurs Start am 4. Juni 2018 Ernährung nach der TCM im Kleinkindalter Am 9. Juni 2018 ECDL Standard oder Base Vormittagskurs ab 11. Juni 2018 General Management - Betriebswirtschaftliche Basiskompetenz Informationsabend am 27. Juni 2018 Sommerintensivkurse A1 bis B2: Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Russisch Start am 2. Juli 2018 Lehre mit Matura und Berufsreifeprüfung www.matura.tirol O b AMS, AUVA, Kammern oder Sozialversicherungen: Mit einer Neiddebatte, falschen Behaup- tungen und künstlicher Skandalisierung versucht die Regierungsspitze, die sozial- und gesundheitspoli- tischen Grundfesten unseres Staates zu zerschlagen. Besonders erschreckend ist, dass die Spitzenreprä- sentanten unseres Staates nicht einmal die eigenen Gesetze kennen: Die Regierung behauptet, die Kassen spekulierten mit Milliarden – dabei sind per Gesetz Rücklagen vorgeschrieben. Sie behauptet, es gäbe 1.000 Funktionäre und sagt nicht, dass mehr als 95 % ehrenamtlich tätig sind. Sie redet von 160 Dienstwagen und sagt nicht, dass es sich größtenteils um Krankenbesuchswagen und geleaste Beitrags- prüfungswagen handelt. Hier geht es umMacht und Einfluss. Die Gelder sollen nachWien fließen und den Ländern die Finanz- und Vertragshoheit genommen werden. Das ist Politik der miesesten Art zum Schaden der Arbeitnehmer-Familien. Unsere Aufgabe ist es, dagegen vorzugehen. Denn die Menschen haben ein Recht auf eine Sozialversicherung, die diesen Namen auch verdient, ein Recht auf Systeme, aus denen man nicht ausgeschlossen wird. E s wird alles billiger, wird es dann auch für alle besser? Eine Vereinheitli- chung der Leistungen der verschiedenen Sozialversicherungen ist ja schon in Umsetzung und kann noch beschleunigt werden. Nun sollen noch große Einsparungen in der Verwaltung folgen. Dabei darf aber nicht übersehen werden: Verwaltungseinsparungen heißt in der Regel auch Verwaltungsabbau und letztendlich weniger Personal. Jetzt haben aber die österreichischen Sozial- versicherungen im europäischen und auch weltweiten Vergleich ohnedies schon niedrige Verwaltungskos- ten! Erfahrungsgemäß wird bei jeder Zentralisierung die Zentrale ausgebaut und werden die Außenstellen abgebaut, das liegt in der Natur der Sache. Es kann aber nicht im Interesse der Tiroler Versicherten sein, dass es dann keine Bezirksstellen mehr gibt, an die sie sich wenden können. Jedenfalls wird es bei einer Zentralisierung inWien ungleich schwieriger, zum persönlichen Recht zu kommen und der Situation vor Ort angepasste Leistungen zu gewährleisten. Die Fachleute sollen zentralisieren, aber auch dafür sorgen, dass vor Ort bleibt, was dort hingehört und dort am besten gemacht werden kann. Z usammenlegung, Reduzierung, Zentra- lisierung, Zerschlagung: Diese Schlagworte sind – im Zusammenhang mit der angedachten Reduktion auf fünf Sozial- versicherungen – zurzeit in der politischen Diskussion auf der einen Seite zu hören. Auf der anderen Seite wird von Harmonisierung, Effizienz, Notwendigkeit ge- sprochen. Dass durch diese Meldungen viele Men- schen verunsichert werden, scheint hier allerdings keinen zu kümmern. Die Freiheitlichen Arbeitneh- mer Tirol in der AK Tirol fordern die Regierung des- halb auf, endlich Fakten auf den Tisch zu legen.Wo sind die Gesetzesvorschläge für eine Änderung bei den Sozialversicherungen, welche Struktur soll das Ganze haben? Bis jetzt hat sich von Regierungsseite niemand mit den Arbeitnehmervertreterinnen und Arbeitnehmervertretern in Verbindung gesetzt. Eine Ankündigungspolitik allein genügt nicht. Reformen, wo sie nötig sind, kann man nur mit Sozialpartnern machen, um den sozialen Frieden nicht zu gefähr- den. Alles andere wäre nicht vernünftig. Da aber Vernunft anscheinend nicht vorhanden ist, kann man nur sagen: Die nächstenWahlen sind schneller da, als so mancher glauben mag. Sieht so der neue Regierungsstil aus? Vor Ort muss bleiben, was dort hingehört Sozialen Frieden nicht gefährden! Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG Grüne in der AK Freiheitliche Arbeitnehmer in der AK Erwin Zangerl, AK Präsident Helmut Deutinger, Fraktionsvorsitzender Franz Ebster, Fraktionsobmann AK FRAKTIONEN ZUM THEMA D ie Tiroler Gesund- heitsversorgung darf man keinesfalls partei- politischen Interessen opfern! Mit der Zerschla- gung der Krankenkassen würde ein funktionie- rendes international vorbild- liches System bewusst zerstört, um die Sozialpartner zu schwächen – das ist nicht im Sinne der Versicherten. Die Selbstverwaltung hat sich nicht nur effizient entwickelt (aktuell werden dafür 0,017 % des Gesamtbudgets der TGKK ausgegeben), neben bestmöglicher Leistung garantiert sie auch raschere, billigere und unbürokratischere Verwaltung. Was es braucht, ist eine österreichweite Harmo- nisierung der Leistungen, ABER nur auf besserem Niveau! Die Tiroler Träger brauchen die Freiheit, Mittel in der Region auszugeben, wo sie erwirtschaf- tet wurden. Wir lassen auch die Beschäftigten der Einrichtungen nicht im Stich. Die Angriffe auf die Selbstverwaltung und angeb- liche Privilegien sind in Wirklichkeit nur ein Versuch, Zugriff auf die Versichertengelder zu erhalten und die Einrichtungen für Privatisierungen vorzubereiten. Dies werden wir mit allen Kräften verhindern! Re- formen ja, aber bei der Gesundheit darf nicht gespart werden, wie es die schwarz-blaue Regierung plant. Kein Einsparen bei Gesundheit Sozialdemokratische GewerkschafterInnen, FSG Christian Hauser, Fraktionsvorsitzender ZENTRALISIERUNG DER SVA Volle Unterstützung. Die AK warnt vor einer Zerschlagung der AUVA. Allein im Reha-Zentrum Bad Häring finden pro Jahr 1.200 Schwerstverletzte Hilfe auf dem Weg in ein möglichst selbstständiges Leben. AUVA: Wie ein Uhrwerk „Der türkis-blauen Regierung geht es nicht um die Patienten und deren Schicksal, sondern nur um Macht, Einfluss und Geld.“ Erwin Zangerl, AK Präsident Prothesen-Anpassung. Patient Christian beim Gangtraining mit Sportwissenschafter und Therapeut Stephan.

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