TIroler Arbeiterzeitung
8-Stunden-Tag ist in Gefahr IM BRENNPUNKT FACTS A RBEIT & R ECHT 2 Nr. 107, Mai 2018 A cht Stunden Arbeit, acht Stunden schlafen und acht Stunden Frei- zeit – was wie ein Slogan aus dem 21. Jahrhundert klingt, ist in Wirklichkeit die Forderung des walisischen Unternehmers und Sozialreformers Robert Owen (1771 – 1858). Owen setzte sich damit bereits in den 1830er Jahren für die Arbeiterbewe- gung ein. ÖSTERREICH. In Österreich wurde erstmals 1889 im Bergbau Seegraben ein Acht-Stunden-Tag vereinbart. Unter dem Sozialpolitiker Ferdinand Hanusch (1866 – 1923) wurde er 1918 als Provisorium für Fabriken eingeführt und 1918 gesetzlich verankert. Seither wurde die Arbeitszeit weiter reduziert. Schon der Ministerial- entwurf für ein neues Arbeitszeitgesetz von 1958 (unter der ÖVP-Regierung von Julius Raab) sah im Rahmen einer etap- penweisen Verkürzung der Arbeitszeit für 1. Jänner 1963 eine 40-Stunden-Woche vor. Seit dem Generalkollektivvertrag vom 1. Februar 1958 galt die 45-Stunden- Woche. Ab 1969 wurde die 40-Stunden- Woche schrittweise eingeführt: 1970 wurde die Normalarbeitszeit auf 43, 1972 auf 42 Stunden pro Woche gesenkt. 1975 wurde schließlich die 40-Stunden-Woche als Normalarbeitszeit erreicht. Seit 1985 gelten zudem für manche Branchen 38,5 Wochenstunden. Nach den Plänen der türkis-blauen Regierung soll nun der Rückschritt erfolgen: Der 12-Stunden-Arbeitstag bzw. die 60-Stunden-Arbeitswoche sollen gesetzlich verordnet werden. Nein zur 12-Stunden-Arbeit! Wie lange noch? Statt einen 12-Stunden-Tag gesetzlich zu verordnen, sollte sich die Politik lieber darum kümmern, die Arbeitszeiten besser aufzuteilen. Ungeheuerlich. Die Regierung will den Arbeitnehmern den 12-Stunden-Arbeitstag gesetzlich verordnen. Das bedeutet einen unsozialen Eingriff in das Privatleben der Familien. I mmer mehr Frauen mit Kin- dern unter 15 Jahren gehen einer Erwerbstätigkeit nach. Der Zuwachs findet allerdings vor allem in Teilzeitarbeitsplätzen statt. Arbeit aufteilen. Dabei würden sich Eltern die Erwerbsarbeitszeit gerne ausgewogener aufteilen. Das zeigt eine FORBA-Studie im Auftrag der AK (siehe Seite 8) . Während sich Teilzeit beschäf- tigte Frauen eine höhere Arbeits- zeit wünschen, möchten vollzeit- beschäftigte Frauen und Männer ihre Arbeitszeit gerne verringern. Könnten diese Wünsche umgesetzt werden, wäre die Arbeitszeit von Paaren deutlich gleichmäßiger auf- geteilt, als das derzeit der Fall ist. Höhere Arbeitszeiten von Männern hingegen schränken die Berufstä- tigkeit von Frauen ein, wodurch für sie eine eigenständige Existenzsi- cherung kaum möglich ist. AKPräsidentErwinZangerl: „Um die Erwerbstätigkeit der Eltern zu unterstützen, braucht es ganztägige Angebote bei der Kinderbetreuung bis zum Ende der Pflichtschule und eine Ausweitung des Rechts auf El- ternteilzeit. Dabei müssen auch die Wünsche der Frauen und Männer nach ausgewogenerenArbeitszeiten berücksichtigt werden. Die Politik muss Eltern dabei unterstützen, sich die Erwerbsarbeit gerechter aufzu- teilen. Das bedeutet, auch Männer in ihrer Rolle als Väter zu stärken. Auch in diesem Bereich würde ein genereller 12-Stunden-Arbeitstag die Schere bei der Arbeitszeit noch weiter aufgehen lassen. Es braucht eine Entwicklung Richtung gesun- der Vollzeit-Beschäftigung mit ver- kürzten Arbeitszeiten. Das würde eine ausgewogene partnerschaft- © Elnur/stock.adobe.com Eine fälschungssichere digitale Arbeitszeiterfassung ist notwendig, um demMissbrauch mit nicht abgegoltenen Überstunden endlich Einhalt gebieten zu können. Bei mutwilliger Vorenthaltung von Über- stundenentgelt sollen sich die Ansprüche der Arbeitnehmer verdoppeln. Bisher müssen Betriebe nur nachzahlen, was den Arbeitnehmern sowieso zusteht. Gerade bei Geltendmachung von Mehr- und Überstunden gibt es in manchen Branchen extrem kurze Fristen. Dies muss sich im Sinne der Beschäftigten rasch ändern! Für Sie gefordert: Doppelte Bezahlung Für Sie gefordert: Keine Verfallsfristen 45 Millionen Überstunden nicht abgegolten. DieAK sagt: Es reicht! Deshalb AK: Voller Einsatz für gerechte Arbeitszeiten Für Sie gefordert: Arbeitszeitkontrollen A rbeitszeit ist einer der Schwer- punkte der großen Dialog-Initiative unter dem Motto „Wie soll Arbeit…“ , die AK und ÖGB noch bis Ende Mai 2018 durchführen. Stimmen Sie ab unter www.wie-soll-arbeit.at , es geht um Ihre Rechte und Ihre Zukunft! D ie Zahlen der Statistik Austria bele- gen, wie stark die Arbeitnehmer be- ansprucht werden, wie flexibel sie sind – oft unbezahlt! Im Jahr 2017 wurden 250 Mio. Überstunden von den Beschäftigten geleistet. 45 Mio. davon, also etwa jede Fünfte, werden weder bezahlt noch gibt es dafür Zeitausgleich! Allein diese 45 Mio. Stunden ergeben 26.000 Vollzeitar- beitsplätze! Der Wirtschaftsaufschwung und die knappen Personalressourcen legen nahe, dass der Druck auf die Arbeitnehmer steigen wird. Damit die Be- lastung der Beschäftigten eingedämmt und die Arbeit besser verteilt wird, fordert die AK umgehend wesentliche Verbesse- rungen (siehe unten). 45 Millionen sind nicht bezahlt! liche Aufteilung der Arbeitszeit er- leichtern.“ Überstunden Ende nie. Wie viel tatsächlich geleistet werden muss, zeigt die tägliche Arbeit der AK Juristen: Wird ein Dienst- verhältnis beendet, dann fordern viele Beschäftigte endlich auch die längst fällige Bezahlung geleisteter Überstunden ein. Zangerl: „Oft zeigt sich dann erst, welche haarsträubenden Überstundenmarathons die Men- schen teils mitmachen. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass Beschäf- tigte zu den AK Juristen kommen, die mit 80 Überstunden in einem Monat praktisch zwei zusätzliche Wochen gearbeitet haben, aber nicht bezahlt erhielten. Ein Fünf- tel aller Rechtsschutzfälle betrifft Nachforderungen von Überstun- denentgelten.“ BETRIFFT: ÜBERSTUNDEN MITMACHEN Wie soll Arbeit...
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