TIroler Arbeiterzeitung
A RBEIT & S OZIALES 8 Nr. 108, Juni 2018 AKUT D ie Pflege eines Angehörigen zuhause bedeutet immer eine große physische und emotionale Herausforderung. Weil das Pflegegeld für die Be- troffenen meist eine wichtige finanzielle Unterstüt- zung ist, hat die AK Tirol in Zusammenarbeit mit der Plattform Mobile Pflege Tirol das Pflegetagebuch aufgelegt. Damit können Sie den regelmäßigen Betreuungsaufwand und die Art der Hilfe festhalten und diese Dokumentation bei der Einstufung fürs Pflegegeld vorlegen. Sie erhalten das Pflegetage- buch kostenlos unter 0800/22 55 22 – 1644 oder auf www.ak-tirol.com F ür alle, die im Bereich Pflege Rat suchen, hat die AK Tirol das Referat „Gesundheit und Pflege“ eingerichtet. Hier finden Mitglieder Schutz, Infor- mationen und Unterstützung bei verschiedensten Anliegen. Und zwar pflegende Angehörige bei Fragen zu Heimaufnahme, 24-Stunden-Betreuung und Pfle- gegeld ebenso, wie alle Beschäftigten im Sozial- und Gesundheitsbereich, die etwa in berufsrechtlichen Angelegenheiten und Haftungsfragen fachkundige Hilfe benötigen. Außerdem werden für diese Grup- pen spezielle Schulungen angeboten. Die AK Expertin ist unter 0800/22 55 22 – 1644 erreichbar. Pflegetagebuch schafft Klarheit Anlaufstelle in Pflege-Fragen Registrierung mit System GUT ZUWISSEN Pflegepersonal unter Druck Akut. Was als Traumberuf beginnt, endet für viele im Burn-Out. „Pflegekräfte brauchen endlich faire Arbeitsbedingungen“, sagt AK Präsident Zangerl. „Sonst kollabiert das System.“ S ie sind mehr als 15.000 und ihre Arbeit für die Gesell- schaft ist unentbehrlich. Trotzdem müssen sie oft auf die Wertschätzung verzichten, die sie eigentlich verdienen wür- den, da sie täglich an ihre Grenzen gehen – Tirols Pflegekräfte stehen vor großen Problemen. Kein Wun- der, dass der Pflegeberuf mit Nach- wuchsproblemen zu kämpfen hat, auch in Tirol herrscht ein veritabler Fachkräftemangel. Die Situation ist angespannt. AK Präsident Erwin Zangerl warnt diesbezüglich seit langem vor einem Pflegenotstand. „Das Pflegepersonal verdient we- sentlich mehr Wertschätzung und es verdient gesunde und faire Arbeits- bedingungen“, so Zangerl. Am Limit. Die Belastungsgren- ze für die Beschäftigten – über 80 Prozent davon sind weiblich – ist nicht nur erreicht, sondern bereits überschritten, die Ausfälle durch berufsbedingte Krankheiten stei- gen. „Auch bei größtem Einsatz ist klar, dass sich die notwendigen Tätigkeiten innerhalb der Dienst- zeit nicht mehr ausgehen können. Wir brauchen endlich ein Umden- ken im Sozialsystem und keine zu- sätzlichen Baustellen. Sonst wird das System kollabieren“, warnt Zangerl. Er fordert unter anderem (siehe dazu auch unten) , dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen für alle Bereiche der Pflege und Be- treuung verbessert werden. Ebenso soll die Arbeit mit Demenzkranken im Rahmen des Personalschlüssels einen höheren Stellenwert erhalten, Fachkräftemangel. Geringe Löhne sorgen auch in der Pflege für Personalprobleme. mehr Zeit für Dokumentation zur Verfügung stehen. Arbeitszeiten, die durch Krankenstände, einge- schränkten Einsatz von Schwan- geren oder längere Abwesenheiten wie Urlaub oder Weiterbildungen entfallen, müssen ersetzt werden. Auch braucht es verbindliche Vor- gaben für den Nachtdienst sowie Zeit für die Umsetzung von neu- en Pflegekonzepten oder für mehr Qualitätsmanagement. „Da diese Arbeit mehr wert ist, muss sie auch höher entlohnt werden. Es kann nicht sein, dass Pflegekräfte in Zu- kunft von Altersarmut bedroht sind, vor allem, wenn sie Teilzeit arbei- ten“, so der AK Präsident. Taten setzen! Handlungsbedarf gibt es auch im Altenpflegebereich, noch dazu, da der Pflegeregress ab- geschafft wurde und der Bedarf an Heimplätzen steigen wird. Auch hier macht sich der Mangel an Fach- kräften bemerkbar, denn eigentlich müsste das Personal massiv aufge- stockt werden. Gleiches gilt für die mobile Pflege und Betreuung: Es braucht auch in diesem Bereich eine entsprechende Anhebung von Per- sonal und damit der für die Pflege zur Verfügung stehenden Zeit. Die „Warm-Satt-Sauber-Pflege“ sollte der Vergangenheit angehören. „Wir brauchen keinen sozia- len Kahlschlag, wir brauchen ein Gesundheitssystem, in dem der höchste Qualitätsstandard für alle zum Maßstab wird – ob in der Hauskrankenpflege, den Senioren- wohnhäusern oder den Spitälern“, fordert Zangerl. M it 1. Juli 2018 startet die Regis- trierung im Gesundheitsberufe- register . Dabei handelt es sich um ein elektronisches Verzeichnis für Angehörige der Gesundheits- und Krankenpflegebe- rufe sowie der gehobenen medizinisch- technischen Dienste. Ziel ist es, die ca. 120.000 Berufstätigen sowie jährlich ca. 10.000 Absolventen der oben genann- ten Berufsgruppen in das Register einzutragen. Die Registrierung ist eine Voraussetzung für die Ausübung des jeweiligen Gesundheitsberufes.Wird ein Gesundheitsberuf der in Frage kommen- den Berufsgruppen ohne Registrierung ausgeübt, kann dies verwaltungsstraf- rechtliche Schritte zur Folge haben. Erfasst werden Berufstätige sowie Berufseinsteiger der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe sowie der geho- benen medizinisch-technischen Dienste. Für eine erfolgreiche Antragstellung sind ein ausgefüllter Antrag sowie die erforderlichen Dokumente notwendig. Diese können entweder persönlich (im Betrieb unter bestimmten Vorausset- zungen, in der AK Tirol in Innsbruck bzw. in den Bezirksstellen) oder online auf gbr. arbeiterkammer.at eingebracht werden. Um die Registrierung online durchfüh- ren zu können, ist eine elektronische Signatur notwendig. Die Durchführung der Registrierung wird zwischen der AK Registrierungsbehörde und den Gesund- heitseinrichtungen unter Einbeziehung von Betriebsrat bzw. Geschäftsführung oder Personalvertretung vereinbart. Ab Juli 2018 finden Sie detaillierte Informationen zumAblauf der Registrie- rung unter tirol.arbeiterkammer.at/gbr ACHTUNG: Wenn Sie am 1. Juli 2018 bereits in einem Gesundheitsberuf tätig sind, müssen Sie sich zwischen 1. Juli 2018 und 30. Juni 2019 registrieren lassen. Anträge finden Sie bereits jetzt online auf www.arbeiterkammer.at © Photographee.eu/Fotolia.com © Robert Kneschke/Fotolia.com © WavebreakmediaMicro /stock.adobe.com Die fehlendeWertschätzung für das Pflegepersonal drückt sich auch im Einkommen aus. Für einen attraktiven Pflegeberuf braucht es eine faire Bezahlung. Denn Pflege ist Schwerstarbeit! Die chronische Unterbesetzung beim Personal muss beendet werden. Denn die ständige Überlastung führt zu berufsbedingten Krankheiten. Außerdem braucht es eine einheit- liche Personalbedarfsberechnung! Es braucht einheitliche qualitative Standards in den Pflege- und Betreuungseinrichtungen sowie messbare, überprüfbare und letztlich sanktionierbare Qualitätskriterien in allen Bereichen. Rasch umsetzen: Mehr Personal Taten statt Worte: Bessere Standards Das fordert dieArbeiterkammer Tirol zur Verbesserung der Pflegesituation: AK: Voller Einsatz für soziale Gerechtigkeit Höchst an der Zeit: Faire Bezahlung Infos & Kontaktdaten Arbeiterkammer Tirol, Maximilianstr. 7 Tel.: 0800/ 22 55 22 –1650 eMail: gbr@ak-tirol.com Mehr Details zur Registrierung, FAQs sowie einen Folder finden Sie unter tirol.arbeiterkammer.at/gbr
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