Tiroler Arbeiterzeitung

ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL 12. JG. , NOVEMBER 2019 | NR. 124 Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K B is zu 45 % des Nettoein- kommens müssen für das Wohnen aufgebracht wer- den. Vor allem Junge und Familien können sich das kaum noch leisten. Die AK fordert von der Politik ehrliche Verbesserungs- maßnahmen. AK Präsident Erwin Zangerl: „Wohnen war in Vorwahl- zeiten das Thema Nummer eins: Die Politik überschlägt sich mit Vorschlägen zur Verbesserung der Lage. Wenn es aber um die kon- kreten Umsetzungsschritte geht, dann schieben sich Bund, Länder, Städte und Gemeinden je nach In- teressenslage und nach parteipoli- tischer Farbe die Schuld zu. Und es geschieht wieder zu wenig“. Wie besorgniserregend die Situ- ation geworden ist, zeigt sich am monatlichen Inflationsindex. Zum Preistreiber Nummer eins haben sich die Miet- und Wohnungs- preise entwickelt, die geradezu explodieren. Dramatisch an dieser Entwicklung ist, dass Tirols Wohn- preise viel stärker steigen als die Familien-Einkommen. Ein Blick auf den Großraum Innsbruck und Innsbruck-Land zeigt diese gefähr- liche Dynamik. Es wird zwar an al- len Ecken und Enden neu gebaut, saniert und erweitert. Gewaltige Wohnlandschaften werden in Re- kordtempo errichtet, doch unter diesen zahlreichen Neubauten wird ein Großteil privat errichtet und auch privat verwertet. Hier diktiert die Nachfrage den Preis und nicht die Bedürftigkeit. So verwundert es kaum, dass Wohnraum zum be- liebten Spekulationsobjekt in- und ausländischer Investoren gewor- den ist. Die Renditen sind enorm, die Politik gebietet diesem Treiben kaum Einhalt. Diese Flucht ins Betongeld hat in vielen Ländern bereits zu dra- matischen Situationen geführt. In Regionen, in denen der soziale Wohnbau unterdurchschnittlich entwickelt ist, sind die Wohnungs- preise noch stärker explodiert. So beträgt die private Durchschnitts- miete in London bereits 1.800 Euro! Da ist Wien mit 640 Euro Durchschnittsmiete noch gerade- zu günstig. „Das Leben in Tirol ist teuer, die Einkommen niedrig. Umso wichtiger, dass das Grund- recht Wohnen billiger wird. Und wir wären auf dem richtigen Weg dazu“, istAK Präsident Erwin Zan- gerl überzeugt. „Das Land hätte die richtigen Weichen gestellt. Die Parteien und vor allem Teile der Wirtschaft und der Bauern müs- sen sich aber jetzt auch dazu be- kennen. Viele Vorschläge der AK und der Sozialpartner hat das Land in diesem Paket übernommen: u.a. Zweckbindung der Wohn- bauförderung, Forcierung des so- zialen Wohnbaus, Einführung von Vorbehaltsflächen, Zweitwohnsitz- abgabe, Befristung von Bauland- neuwidmungen auf zehn Jahre ... Zangerl: „Wir brauchen in Tirol mehr soziale Wohn- und weniger Spekulanten-Bauten, sonst galop- pieren die Preise weiter davon. Vom Bund verlangen wir dringend ein neues Mietrecht mit wirksamen Mietzinsobergrenzen und klar de- finierten und begrenzten Zu- und Abschlägen. Die Befristungen stel- len ein weiteres Problem dar, weil sie die Mieten sprunghaft verteu- ern. Sie gehören abgeschafft, außer bei Eigenbedarf. Bei den Makler- gebühren sollte derjenige die Pro- vision bezahlen, der die Leistung bestellt hat. Das dafür nötige Ge- setz wird seit Jahren verschleppt. Einige Besitzstandswahrer behin- dern eine längst überfällige Re- form. Zu guter Letzt braucht es im Großraum Innsbruck den von uns geforderten Studenten-Campus .“ ARBEITERZEITUNG MIT GROSSEM EXTRA: DAS KOMPLETTE BETRIEBSSPORT-PROGRAMM 20.20 TIR O LER D ie Beschäftigten verdienen eine Vertretung, die sich glaubwürdig und unabhängig für ihre Interessen einsetzt. Wie glaubwürdig die AK ist, unterstreicht die aktuelle Vertrauensumfrage: Auf Platz 1 ran- giert die Polizei mit plus 46 Ver- trauensindex-Punkten, gefolgt vom Verfassungsgerichtshof, dem Bun- despräsidenten und fast gleichauf – der Arbeiterkammer mit plus 43 Punkten! Dieser enorme Vertrauens- beweis für die Arbeit der Arbeiter- kammer bestätigt einmal mehr: Die Funktionäre und Mitarbeiter der AK kämpfen täglich für eine gerechtere Arbeitswelt, und das wissen die Menschen zu schätzen. Das Ergeb- nis beweist aber auch, dass die AK in der Bevölkerung hoch angese- hen ist. Deshalb darf sie in ihren wichtigen Aufgaben für unser Land und für die Arbeitnehmer-Familien nicht beschnitten werden, etwa durch Kürzung des solidarischen AK Beitrags. Denn von politischer Seite wird der AK immer wieder ausgerichtet, sie sollte sparsamer und effizienter werden. Bezeichnend, dass diese Forderungen justament aus Parteikreisen kommen, die ihrerseits jährlich mit zig Steuermil- lionen unterstützt werden. Da macht der Vergleich dann sicher: Denn das „Vertrauen“ in die Regierung beträgt minus 12 Punkte.“ AK Präsident Erwin Zangerl Trau, schau, der Arbeiterkammer KOMMENTIERT WOHNPREISE STEIGEN STÄRKER ALS EINKOMMEN Spekulanten lassen Mieten explodieren Wohnen. In Tirol eine leistbare Bleibe zu finden, wird immer schwieriger. Bis zu 45 % des Nettoeinkommens müssen oft aufgebracht werden. Der freie Markt fördert das Spekulieren mit Wohnraum. So wundert es kaum, dass die Wohnpreise viel stärker steigen als die Einkommen.

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