Tiroler Arbeiterzeitung
POSITIONEN 10 Nr. 125, Dezember 2019 D ie Welt um uns herum verändert sich in rasendem Tem- po. Globalisierung und Digitalisierung eröffnen uns neue Möglichkeiten, aber sie bringen auch un- angenehme Nebenwirkungen mit sich. Immer mehr Menschen verbringen immer mehr Zeit in der digitalen Welt. Und so nützlich unsere Smartphones auch sind, sie können niemals den direkten Kontakt mit un- seren Mitmenschen ersetzen. Deshalb wünsche ich mir, dass wir alle versuchen, unser Leben etwas zu entschleunigen, dass wir unsere Fami- lienmitglieder und Freunde auch außerhalb von sozialen Netzwerken regelmäßig treffen und den Mut aufbringen, für ein paar Stunden in der Woche für niemanden erreichbar zu sein. Ich bin grundsätzlich kein Fan von Neujahrs- vorsätzen oder Neujahrswünschen, sondern der Meinung, dass man völlig unabhängig vom Datum jeden Tag sein Bestes geben und nichts auf die lange Bank schieben sollte. Denn wir alle wissen nicht, wieviel Zeit uns bleibt, um Dinge erledigen zu können. Ich wünsche allen eine schöne Adventszeit, besinnliche Weih- nachtsfeiertage sowie einen guten Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2020. Mehr Wertschätzung für die Arbeitnehmerschaft Gemeinsam richtige Lösungen finden Echte Freunde statt Likes und Follower! Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG Grüne in der AK FPÖ Patrick Haslwanter, Fraktionsvorsitzender AK FRAKTIONEN ZUM THEMA Zukunft für Beschäftigte positiv gestalten Sozialdemokratische GewerkschafterInnen, FSG Wünsche für 2020 M enschen benötigen die Anerkennung ihrer Leistungen, denn wir sind keine Maschinen. Wir Arbeitnehmer wissen, was wir täglich leisten. Das wissen leider nicht alle politischen Kräfte in unserem Land. Als Leistungsträger sorgen wir mit unserer Arbeit und unserem Einsatz wesentlich für Wohl- stand und Sicherheit. Auch mit unseren Steuern erwirtschaften wir den größten Beitrag zur Finan- zierung unseres Landes. Ganz zu schweigen von der unentgeltlichen Arbeit in hunderten Vereinen, Sozial- und Hilfseinrichtungen. Unser gesellschaft- licher Kitt heißt Solidarität. Deshalb werden wir uns auch im kommenden Jahr noch stärker um alle Arbeitnehmer kümmern, weil gerade wir alle mehr denn je Schutz und Hilfe in allen Lebens- lagen benötigen. Die Arbeitnehmer-Familien haben mit ihrer Arbei- terkammer eine starke Standesvertretung und ein sicheres Schutzhaus. Durch den solidarischen Beitrag aller haben wir eine gewichtige Stimme und können so unabhängig für die Interessen der Beschäftigten eintreten und jenen helfen, denen es nicht so gut geht. Gemeinsam sind wir stark. Dafür steht die AK und dafür wird sie sich auch im kommenden Jahr mit aller Kraft einsetzen. S eit heuer sind die Klimakrise und ihre möglichen Fol- gen wirklich bei den meisten Menschen angekommen. 2020 wird das entscheidende Jahr werden! Ergreifen wir wirkliche Gegenmaßnahmen, die auch schmerz- lich sein werden und Verzicht auf Gewohntes und Selbstverständliches bedeuten, oder lassen wir es so weiterlaufen und reagieren halt dann auf die jeweiligen Katastrophen? Gestehen wir uns unsere Unfähigkeit ein, oder nützen wir unsere Vernunft und Intelligenz? 2020 muss es auch endlich zu einer generel- len Arbeitszeitverkürzung kommen. Die Produk- tivität und die Belastungen in der Arbeit steigen und steigen, gleichzeitig muss immer länger gearbeitet werden. Für mehr Gerechtigkeit und damit alle ihren fairen Anteil leisten, braucht es eine Vermögens- und Erbschaftssteuer. Die Schere zwischen Arm und Reich muss wieder kleiner werden! Grundlage für eine positive Entwicklung sind aber die Zusammenarbeit, das miteinander Re- den und die gemeinsame Suche nach Lösungen. Alle werden wir etwas nachgeben müssen, aber am Ende überwiegen die Vorteile für alle. Erwin Zangerl, AK Präsident Helmut Deutinger, Fraktionsvorsitzender E in turbulentes Jahr 2019 neigt sich langsam dem Ende zu. Die Veränderungen in der Arbeitswelt, der Be- reich des Umweltschutzes, die ungerechte Vermögens- verteilung in unserer Gesell- schaft – das sind genau die drei großen „Brocken“, die wir als AK, als ÖGB mit seinen Gewerkschaften, als Sozialpartner und auch mit den politischen Parteien gemeinsam angehen müssen! Wir brauchen eine Arbeitszeitverkürzung, um die Veränderung in unserer Arbeitswelt – Stich- wort Digitalisierung & Robotisierung – im Sinne der ArbeitnehmerInnen, aber auch der ArbeitgeberInnen positiv gestalten zu können, damit einhergehend werden wir die Zukunft unseres Sozialstaates auch diskutieren müssen – ohne sinnlos alles zu zer- stören, oder gar unseren notwendigen Sozialstaat zurück zu drängen. Das Thema Umweltpolitik wird auch zu einer Verteilungsfrage führen – wer wird wieviel zu den notwendigen Investitionen beitragen u.v.m. Zudem wünschen wir uns als FSG endlich wieder mehr Politik mit Anstand! Es muss wieder viel mehr miteinander als übereinander gesprochen werden! Auf diesemWege wünschen wir allen ein schönes Weihnachtsfest im Kreise eurer Lieben, einen guten Rutsch ins Jahr 2020 und viel, viel Gesundheit! Bernhard Höfler, Fraktionsvorsitzender Stopp der kalten Progression Aktuelle Seminare www.b .tirol A2-C1 English Blended Learning – Zerti katskurs mit laufendem Einstieg Start am 7. Jänner 2020 Maurer/-in im zweiten Bildungsweg Start am 20. Jänner 2020 Manuelle Lymphdrainage Start am 20. Jänner 2020 Pharmazeutisch-kauf- männische/-r Assistent/-in Start am 21. Jänner 2020 Ausbildung zum Führen von Hubstaplern Start am 22. Jänner 2020 Berufsreifeprüfung Tagesvariante Start am 17. Februar 2020 ECDL Europäischer Computer Führerschein in 8 Modulen Start am 17. Februar 2020 Ausbildung zum/zur Datenanalyst/-in Start am 18. Februar 2020 Lehre mit Matura Termine unter www.matura.tirol J ahr für Jahr frisst die kalte Progression Tirols Arbeit- nehmerinnen und Arbeit- nehmern einen Teil ihrer hart erarbeiteten Löhne weg. Die Arbeiterkammer hat mehrfach die Abschaffung dieser schleichenden Steuererhöhung gefordert und tausende Unterschriften für ein sofortiges Aus übergeben. Eine Abschaffung wurde versprochen – und dieses Versprechen neu- erlich gebrochen. 8,5 Milliarden Euro erhält der Finanzminister allein von 2017 bis 2022 aus dem schleichenden Anstieg der Lohn- steuereinnahmen, haben Experten errechnet. In vielen anderen euro- päischen Ländern wurde die kalte Progression längst abgeschafft. AK Präsident Erwin Zangerl: „Die Beschäftigten haben ein Recht darauf, dass ihr Einkom- men nicht schleichend geschmä- lert wird.“ Was ist die kalte Progression? Die Einkommen werden in Öster- reich je nach Höhe unterschied- lich besteuert. Diese Tarifstufen werden allerdings nicht an die jährliche Inflation angepasst. Die höheren Löhne und Preise bei den gleichzeitig starren Tarifstufen bewirken, dass die Steuerlast jährlich steigt. „Die kalte Progression ist nichts an- deres als eine versteckte Steuererhöhung“, so Arbeiterkammer-Prä- sident Erwin Zan- gerl. Sofort abschaffen Die kalte Progressi- on ist nichts anders als ein milliarden- schweres Körberl- geld. Mit den Mehr- einnahmen, die sich für den Finanzmini- ster aus ihr ergeben, ließe sich alle fünf Jahre eine Steuer- reform finanzieren. Durch Geld, das die Steuerzahler bis dahin vorfinanziert haben. Relativ betrach- tet ist der Effekt bei mittleren und nied- rigeren Einkommen am größten. Hat ein Arbeitnehmer mit einem Jah- reseinkommen von 50.000 Euro brutto seit 2016 eine Inflationsan- passung seines Einkommens von 5 % erhalten, ist seine Lohnsteuer im selben Zeitraum um 9,8 % gestiegen. Bei einem Arbeit- nehmer mit 30.000 Euro brutto pro Jahr beträgt der Steueranstieg 15 %. Am einfachsten wäre es, das Steuersystem – also Tarife und Ab- setzbeträge – an die Inflation anzupassen. So macht es zum Bei- spiel die Schweiz, die die Inflationsanpassung des Steuersystems in Ver- fassungsrang gehoben hat. Schweden geht noch weiter und passt die Tarife über die Preisentwicklung hinaus an die Reallohn- steigerung an. AK Tipp: Petition unterschreiben Die AK Vorarlberg hat eine Petition gestartet, bei der man die Möglichkeit hat, mit seiner Unter- schrift für die Abschaf- fung der kalten Progression zu stimmen: https://versteckte- steuern.ak-vorarlberg.at Kalt enteignet. Die kalte Progression frisst den Beschäftigten einen wichtigen Teil ihrer hart verdienten Lohnsteigerung weg. Den arbeitenden Menschen werden dadurch Jahr für Jahr 660 Millionen Euro aus der Tasche gezogen. Was die Steuerzahler ärgert, freut den Finanzminister.
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