Tiroler Arbeiterzeitung

5 Nr. 125, Dezember 2019 D IGITAL & A RBEIT Fit für die digitaleWelt AK Tirol hilft Müttern beimWiedereinstieg Kostenlose Workshops. Ob Amtswege oder Überweisungen, vieles lässt sich digital erledigen. Wie, das erfahren Sie in Kursen von AK und VHS. F ür viele ist die Digitalisie- rung im Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch die Unsicherheit steigt. Deshalb startet die AK Tirol in Zusammen- arbeit mit der Volkshochschule eine kostenlose Workshop-Reihe. Die Kurse zu fünf Schwerpunkten finden an den VHS-Standorten in Telfs, Matrei a. Br., Hall i. T. und Kramsach zwischen Jänner und April 2020 jeweils 14-tägig von 18 bis 21.20 Uhr statt. Fünf Schwerpunkte Amtswege im Internet. Es braucht nur eine Identifikation per Bürger- karte oder Handy-Signatur, und schon können Dienstleistungen von Behörden im Internet genutzt werden. Was muss ich dazu wis- sen? Bezahlen im Internet. Wie funk- tioniert E-Banking, welche Zah- lungsmethoden (PayPal, Kredit- karte, EPS, Krypto-Währungen) gibt es und wie sicher ist das? Digital in der Freizeit. Erfahren Sie, wie Sie Fahrkarten mit Handy- App kaufen oder online buchen, Routenplaner nützen und keine Veranstaltung mehr versäumen. WhatsApp & Co. Lernen Sie, die App am Smartphone zu installieren und Grundfunktionen zu nutzen. Kostenlos online lernen. Internet- anschluss und Browser genügen, um kostenlos auf viele Online- Lernangebote zugreifen zu können. Teilnehmen können AK Mitglie- der sowie ehemals berufstätige Se- niorinnen und Senioren. Anmeldung erforderlich bei der VHS Tirol, Tel. 0512/58 88 82 – 22, oder per eMail an innsbruck@ vhs-tirol.at . Mehr auf www.vhs- tirol.at/ak-digital N ach der Karenz wieder ins Berufsleben zurück zu kehren, wird für viele Mütter zum Spießruten- lauf. Oft können sie nicht mehr in ihren alten Betrieb zurück oder die Arbeitszeiten werden zum Pro- blem. Viele brauchen zudem eine Fortbildung. Hier hilft die AK Tirol: Sie er- möglicht nicht nur die Teilnahme an vielen BFI-Angeboten für die Aus- und Weiterbildung, sondern auch spezielle Wiedereinsteige- rinnen-Kurse. Diese gliedern sich in den Erwerb von Basis-Kompe- tenzen, Business-Kompetenzen wie Projektmanagement oder Be- triebswirtschaftliche Grundlagen, sowie digitalen Kompetenzen. Die Wiedereinsteigerinnen-Kur- se finden vormittags von 8.30 bis 11.30 Uhr statt. Alle Kosten, bei Bedarf auch für die angebotene Kinderbetreuung am BFI während der Wiedereinsteigerinnen-Kurse, werden von der AK Tirol über- nommen. Beratung. Basis für dieses kosten- lose AK Service ist ein Beratungs- gespräch im BFI Tirol, Innsbruck, Ing.-Etzel-Straße 7. Gleich verein- baren unter Tel. 0512/59660. Mehr auf www.wiedereinstieg.tirol oder beim BFI-Servicecenter. Analyse. Durch die Digitalisierung eröffnen sich Chancen und Risiken für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Zeit, einen kritischen Blick auf die typischen Argumente zu werfen. Digitalisierung? Ja, aber fair! Individualisierung von Arbeit Die Möglichkeit, Arbeitsverhältnisse, Arbeitsort und Arbeitszeit auf die Bedürfnisse der jeweiligen Personen abzustellen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben lässt sich individueller handhaben. Weniger belastende und eintönige Arbeit Die Menschen werden von gefährlichen, belastenden und monotonen Arbeiten entlastet. Dadurch könnten die Er- werbstätigen sich den Teilen ihrer Arbeit widmen, welche Kreativität, soziale Kom- petenzen und die Fähigkeit zur Problem- lösung etc. verlangen. Leichter Zugang zu Weiterbildung Über spezielle Plattformen ist es einfach, Weiterbildungsangebote online zu nützen. Aus diesem Grund ist einer breiten Schicht so viel Wissen zugänglich wie nie zuvor in der Geschichte. Erweiterung der Arbeitsmöglichkeiten Menschen können in digitalen transpa- renten Arbeitsmärkten gezielt und global nach Beschäftigungen suchen. Neue Jobs Durch die Digitalisierung entstehen neue Berufsbilder, die es bislang noch nicht gab. Das verspricht uns die Digitalisierung Entgrenzung von Arbeit Immer mehr „Produktivzeiten“ werden in den Alltag einge- baut. Weniger und weniger zusammenhängende Zeiträume für andere Formen von „Arbeit“: familiäre, gesellschaftliche, politische Flexibilität wird v. a. den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern auferlegt. Digitale Kluft („Digital Gap“) Eine digitalisierte Arbeitswelt verlangt nach höheren Qualifika- tionen. Nicht alle können das notwendige Wissen mitbringen. Polarisierung des Arbeitsmarktes Technologiegetriebener Strukturwandel könnte zu einer zunehmenden Aufspaltung des Arbeitsmarktes in höchst- und niedrigqualifizierte Arbeitsplätze führen. Es entsteht Druck auf Berufe mit mittleren Qualifikationsanforderungen. „Entsicherung“ der Lebensverhältnisse Neue digitale Arbeitsformen an der Grenze von unselbständiger und selbständiger Beschäf- tigung erodieren die Siche- rungen des Sozialstaats. Unternehmerische Risiken werden auf die Beschäftigten abgewälzt. Erschwernis für Interessenvertretung Durch die Individualisierung der Arbeit, durch räumliche Distanz und durch internationale Produktionspro- zesse wird die gemeinsame Vertretung der Interessen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern schwieriger gemacht. Menschliche Arbeitskraft wird in Frage gestellt Die Effizienzvorteile durch die Digitalisierung entstehen auch dadurch, dass Produktionsschritte automatisch erfolgen. Der Faktor Mensch wird tendenziell weni- ger wichtig. Das sind die Risiken der Digitalisierung T echnologische Veränderungen treffen auf stabile Bedürfnisse bei den Menschen: Wie kann der Lebensunterhalt bestritten werden? Wie können Arbeit und Privatleben miteinander in Einklang gebracht werden und wie kann eine faire Teilhabe an Gesellschaft und Politik sichergestellt werden? Gerade der letzte Punkt ist wesentlich. Denn bislang scheinen die Risiken der Di- gitalisierung für die Arbeitnehmerin- nen und Arbeitnehmer wesentlich konkreter, als die sich möglicherwei- se bietenden Chancen. Das schürt bei vielen Ängste und öffnet Wege für diejenigen, welche scheinbar einfache Lösungen bieten. Aber es bestehen ja nicht nur Ängste, sondern reale Risiken. Deshalb muss „Fair- ness“ im Mittelpunkt der Diskussion über die Digitalisierung stehen. Gerade wenn Personen betroffen sind, welche nur wenig Gestaltungsmacht über ihre Arbeitsbedingun- gen haben. Grundsätz- liche Anforderungen an eine „faire“ Gesellschaft bleiben auch in der „digi- talen Zukunft“ aufrecht: (Vollzeit-)Arbeit muss fürs Auskommen reichen. Die Absicherung in Alter und Krankheit muss gewährleistet sein. Und alle müssen solidarisch und nach ihrer Leistungs- fähigkeit zum Erhalt des sozialen Netzes beitragen. KOMMENTIERT Fairness als Herausforderung Erwin Zangerl, AK Präsident © Visual Generation /stock.adobe.com

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