WISO Ausgabe 2018/I

WISO Seite 17 beitslosigkeit unterbrochen sind. Dies deshalb, weil ausländische Arbeitskräfte in Branchen, wie dem Tourismus, der Bauwirtschaft, aber auch einigen Dienstleistungsbereichen, überrepräsentiert sind, die überdurchschnittlich viel Arbeitslosigkeit „erzeu- gen“. Aber die ausländischen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger am Tiroler Arbeitsmarkt sind keine ho- mogene Gruppe. Neben Personen, welche auf der Suche nach saisonalen Arbeitsarrangements waren, gibt es Personenkreise, welche sich verschiedensten Hemmnissen für eine gelungene Arbeitsmarktinteg- ration gegenüber sehen: mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache sind sicherlich einer der wesent- lichen Faktoren, mangelnde formale Qualifikationen oder die Nicht-Anerkennbarkeit derselben kommen hinzu. Zu Beginn des betrachteten Jahrzehnts, im Jahr 2008, waren 2.913 ausländische Arbeitslose in Ti- rol vorgemerkt. Somit machten Personen ohne eine österreichische Staatsbürgerschaft rund 18 % aller Arbeitslosen aus. In den folgenden Jahren steigerte sich dies stetig. Im Jahr 2011 verfügte bereits mehr als ein Fünftel aller gemeldeten Arbeitslosen über eine ausländische Staatsbürgerschaft. Im Jahr 2017 waren im Schnitt 5.455 Ausländerinnen und Auslän- der in Tirol beim Arbeitsmarktservice vorgemerkt, was einem Anteil von knapp 27 % aller Arbeitslosen ausmachte. Innerhalb eines Jahres schwankte der Anteil der aus- ländischen Arbeitslosen recht beträchtlich. Dies hat mit der bereits erwähnten Tatsache zu tun, dass aus- ländische Beschäftigte überdurchschnittlich häufig in Branchen aktiv sind, welche saisonale Unterbre- chungen kennen. An erster Stelle sind hier Hotellerie, Gastgewerbe und die Bauwirtschaft zu nennen. Die Anteile lagen etwa im Jahr 2017 zwischen 23 % im Jänner und Februar als Minimalwerte und 31 % im November. Die Zusammensetzung der Gruppe der ausländi- schen Arbeitslosen nach Nationalität veränderte sich im Laufe des analysierten Jahrzehnts. 2008 waren Personen mit deutscher und türkischer Nationali- tät die beiden dominierenden Gruppen mit jeweils über einem Fünftel aller ausländischen Arbeitslosen (Deutschland 23 %, Türkei 22 %; zusammen also 45 %). Eine dritte wichtige Gruppe waren Personen bos- nischer Staatsbürgerschaft mit einem Anteil von 14 %. 2017 waren zwar nach wie vor Deutschland und die Türkei die beiden wichtigsten Herkunftsstaaten ausländischer Arbeitsloser, allerdings machten beide Nationalitäten zusammen nur mehr etwas mehr als ein Drittel aus (Deutschland 18 %, Türkei 16 %; zu- sammen also 34 %). An Relevanz in der Ausländer- arbeitslosigkeit gewannen, bedingt durch die Öffnung der Arbeitsmärkte für die östlichen EU-Beitrittsstaa- ten die Ungarn, deren Anteil von 2 % im Jahr 2008 auf 8 % im Jahr 2017 anstieg. Die Zahl der im Schnitt als arbeitslos vorgemerkten Ungarinnen und Ungarn verzehnfachte sich beinahe von 48 Personen im Jahr 2008 auf 452 im Jahr 2017. Dies hört sich dramatisch an, muss aber deutlich relativiert werden: Arbeitslose Personen ungarischer Staatsbürgerschaft machten im Jahr 2017 nur 2 % aller Arbeitsuchenden in Tirol aus! Insgesamt stieg die Vielfalt der Nationalitäten in der Arbeitslosigkeit deutlich an. Die gestiegene Arbeits- mobilität im europäischen Kontext hinterlässt auch in Tirol ihre Spuren und stellt die Arbeitsmarktpolitik auch vor Probleme und Herausforderungen. Wel- che Auswirkungen die große Migrationsbewegung („Flüchtlingskrise“) in den Jahren 2015 und folgende hat bzw. haben wird, lässt sich allerdings noch nicht wirklich beurteilen. Realistisch gesehen, sind die He- rausforderungen für die Arbeitsmarktintegration die sich bei den Menschen aus Herkunftsländern wie Syrien, Afghanistan, Somalia u.a. stellen, höher, als bei Arbeitsmigranten von innerhalb der EU. Dies hat mit Spracherwerb, Schul- und Bildungsvorausset- zungen, aber auch kulturellen Aspekten zu tun. Es benötigt eine konzentrierte Kraftanstrengung aller Seiten, um die Voraussetzungen für eine gelungene Integration ins Erwerbsleben und eine damit verbun- dene finanzielle Selbsttragefähigkeit zu schaffen. 2.4 Die Arbeitslosigkeit nach Bildungsstand Zwischen dem formalen Bildungsstand und dem Risiko von Arbeitslosigkeit gibt es einen starken Zu- sammenhang. Zwar gibt es in dieser Thematik viele Unschärfen und die Risikoprofile von Arbeitslosig- keit können sich je nach Bildungsniveau sehr un- terschiedlich gestalten, aber grundsätzlich gilt, dass ein höherer formaler Bildungsstand mit einem ab- nehmenden Risiko von Arbeitslosigkeit einhergeht. Etwa ein Fünftel der Tirolerinnen und Tiroler (19 %) zwischen 25 und 64 Jahren verfügen - hier bezogen auf das Jahr 2015 - über einen Pflichtschulabschluss als höchste abgeschlossene Ausbildung. In der Ar- beitslosenstatistik war diese Personengruppe deut- lich überrepräsentiert, denn unter den Arbeitslosen verfügten mehr als ein Drittel (38 %) maximal über einen Pflichtschulabschluss. Im Gegensatz dazu machten die Tirolerinnen und Tiroler mit Hochschul- abschluss (Universität, Fachhochschulen) 13 % der Bevölkerung zwischen 25 und 64 Jahren aus. Unter den Arbeitslosen verfügten jedoch nur 5 % über ei- nen akademischen Abschluss. In der Entwicklung der Arbeitslosenstatistik nach Bil- dungsabschluss während der Jahre 2008 bis 2017

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