WISO Ausgabe 2018/I

Seite 18 WISO spiegelt sich die allgemeine Bildungsentwicklung wi- der. Der Anteil der Akademikerinnen und Akademiker unter den Arbeitslosen stieg von 3 % im Jahr 2008 auf 5 % im Jahr 2017 an. Gleichzeitig aber nahm der Anteil der akademisch ausgebildeten Personen (IS- CED 5 und 6) an der Bevölkerung von etwa 13 % im Jahr 2008 auf 26 % im Jahr 2015 zu. Dies ist ein deutliches Zeichen für die Bildungsexpansion wäh- rend dieser Jahre. Der Anteil der arbeitslosen Personen mit Lehrausbil- dung lag 2008 bei 41 % und sank bis 2017 auf etwa 39 % ab. Dieser Rückgang hat mit Veränderungen in den Bildungspräferenzen der Menschen zu tun, denn immer mehr Jugendliche entscheiden sich für den Besuch weiterführender Schulen. Die demogra- phische Entwicklung in Tirol trägt aber auch dazu bei. Denn der Anteil der Jungen nimmt in Tirol im Zuge der Alterung der Gesellschaft ab und somit auch die „klassische“ Klientel der Lehrausbildung. 3 Fazit Der Tiroler Arbeitsmarkt war in den letzten zehn Jah- ren großen Veränderungen ausgesetzt. Wesentli- che Dynamiken entstammten der Arbeitsmigration, die vor allem in Branchen wie Beherbergungs- und Gaststättenwesen, der Bauwirtschaft und Bereichen des Dienstleistungssektors großen Einfluss auf die Beschäftigtenstruktur nahmen. Vor allem betrifft dies Migrationsbewegungen aus dem EU-Ausland und hier vor allem aus den östlichen Nachbarländern Ös- terreichs, in erster Linie Ungarn. Unverändert blieb jedoch Deutschland das wichtigste Herkunftsland ausländischer Beschäftigter. Insgesamt entwickelte sich die Beschäftigung in Tirol sehr dynamisch und ein großer Teil der Personen konnte auch in den Ar- beitsmarkt aufgenommen werden. Neben der reinen quantitativen Betrachtung darf allerdings auch nicht vergessen werden, dass die neu entstandenen Be- schäftigungsverhältnisse oft im Teilzeit- und Niedrig- lohnbereich angesiedelt sind. Das Thema der „Wor- king Poor“ spielt leider auch in Tirol eine Rolle. Tirol sah sich in den Jahren 2008 bis 2017 einer ge- nerell steigenden Arbeitslosigkeit gegenüber. Dies war teilweise eine Konsequenz des stark steigenden Arbeitskräftepotenzials und teilweise eine Folge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise. Während sich Gruppen wie die Jugendlichen und jungen Erwach- senen zunächst einer stark steigenden Arbeitslosig- keit gegenübersahen, auf die allerdings eine rasche Verbesserung der Situation folgte, galt dies für die Älteren am Arbeitsmarkt nicht. Die Arbeitslosigkeit der Personen im Alter 50+ stieg schneller an und konnte auch nur im geringen Ausmaß von der Erho- lung am Arbeitsmarkt während der Jahre 2016 und 2017 profitieren. Der Anteil der älteren Arbeitslosen an den Langzeitarbeitslosen stieg während des be- trachteten Jahrzehnts auch immer mehr an, sodass mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit für Ältere gesprochen werden kann. Dieser Problematik ist leider nur sehr schwer beizukommen, da auch die individuellen Rekrutie- rungspraktiken der Unternehmen eine große Rolle für die Arbeitsmarktchancen Älterer spielen. 1.117 1.555 1.270 7.844 7.598 824 136 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 Akademische Ausbildung Hoehere Ausbildung Mittlere Ausbildung Lehrausbildung Pflichtschule Keine abgeschl.Schule ungeklaert Arbeitslose nach höchster abgeschlossener Ausbildung Jahresdurchschnittsbestand 2017 In der Arbeitslosenstatistik dominieren die Pflichtschule und die Lehrausbildung: über die letzten zehn Jahre tauchten aber tendenziell auch etwas mehr Personen mit höheren Ausbildungen auf - ein Kennzeichen für veränderte Ausbildungspräferen- zen in der Bevölkerung. Nach wie vor ist ein höherer formaler Bildungsabschluss stark mit einem geringeren Arbeitslosenrisi- ko verknüpft.

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