WISO Ausgabe 2018/I
Seite 20 WISO Der Faktor Arbeit ist für Unternehmen in der Regel ein gewichtiger Bestandteil ihrer Kostenstruktur. Deshalb suchen Unternehmen nach Mitteln und Wegen, um diese Kosten möglichst gering zu halten. Eine dieser Möglichkeiten ist die zeitweilige Entlassung von Be- schäftigten in Zeiten geringer Auslastung. Bei Bedarf werden dieselben Arbeitskräfte wieder eingestellt. Diese Praxis wird als „Recall-Strategie“ bezeichnet - zwischenzeitliche Entlassungen als „temporärer Lay- off“. Was für die Unternehmen vorteilhaft ist, bringt aber eine Verschiebung von Kosten auf die Allge- meinheit mit sich. Unternehmerische Risiken werden auf die öffentliche Hand und die betroffenen Beschäf- tigten übertragen. Das ist kritisch zu sehen. Die Kostenübernahme für die Folgekosten der Praxis temporärer Entlastungen durch die öffentliche Hand in der Form von Arbeits- losengeldern und Notstandshilfe kann als eine Sub- ventionierung der Produktion von Arbeitslosigkeit ge- sehen werden. Betriebe erhalten dadurch finanziell falsche Anreize und setzen diese volatile Personal- politik gezielt ein. Folgekosten müssten aber in die Unternehmenskalkulation internalisiert werden, da- mit das Verursacherprinzip gewahrt bleibt. Das Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo untersuchte im Rahmen eines vom Jubiläumsfonds der Öster- reichischen Nationalbank geförderten Forschungs- projekts Verbreitung und Auswirkungen der Recall- Strategie in Österreich. Das Ergebnis: temporäre Entlassungen spielen in der Entstehung von Arbeits- losigkeit eine wichtige Rolle. Im Besonderen gilt dies für die Bauwirtschaft und den Tourismus, aber nicht ausschließlich. Auch in anderen Branchen sind tem- poräre Layoffs verbreitet. Mag. Armin Erger Zwischengeparkt Temporäre Layoffs: Arbeitslosigkeit in der Zwischensaison
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