WISO Ausgabe 2018/I

WISO Seite 21 Temporäre Layoffs: die ökonomische Ratio der Betriebe Unternehmen verfügen über verschiedene Mög- lichkeiten, den Kostenfaktor Personal auf Auslas- tungsschwankungen abzustimmen. Es kann dabei zwischen internen und externen Flexibilisierungs- strategien unterschieden werden. Zu den internen Flexibilisierungsstrategien zählt der Einsatz von Ar- beitszeitkonten, Überstunden oder Kurzarbeit. Ge- meinsam ist ihnen der unverändert bleibende Per- sonalbestand. Externe Flexibilisierungsstrategien verändern diesen jedoch: (dauerhafte) Einstellungen oder Entlassungen, das Outsourcing von betriebli- chen Prozessen an andere Unternehmen, befristete Beschäftigung bzw. Leiharbeit und temporäre Entlas- sungen mit später erfolgender Wiedereinstellungen (Recalls). 1 Durch Recalls können Firmen ihren Personalbestand an die wirtschaftliche Ertragssituation anpassen und dadurch Personalkosten sparen. Aber auch darüber hinaus sind temporäre Layoffs aus Sicht der Unter- nehmen eine attraktive Strategie: Einarbeitungskos- ten durch Personalsuche und –auswahl fallen weg und es kann auf bereits bekanntes und geübtes Personal zurückgegriffen werden. 2 Temporäre Lay- offs bringen eine Verlagerung von Risiken mit sich. Betriebe können das unternehmerische Risiko, über einen der Auftragslage nicht angepassten Personal- bestand zu verfügen, an die öffentliche Hand und die betroffenen Beschäftigten überwälzen. Die Perso- nalkosten werden durch das Arbeitsmarktservice in der Form von Arbeitslosengeld oder sonstigen So- zialtransfers übernommen. Die Beschäftigten selbst bezahlen mit dem entgangenen Einkommen bzw. mit einem längerfristig niedrigeren Pensionsanspruch, da die Beiträge zur Pensionsversicherung geringer ausfallen. Das Ausmaß der Praxis temporärer Lay- offs und die Folgekosten für die öffentliche Hand wer- den in der Folge dargestellt. Recalls und temporäre Layoffs: eine Definition Eine zeitweise Entlassung liegt dann vor, wenn nach der Entlassung innerhalb eines Zeitraums von 183 Tagen (ein halbes Jahr) eine erneute Einstellung beim selben Arbeitgeber erfolgt. In der Zwischenzeit muss auch eine Periode gemeldeter Arbeitslosigkeit vorliegen. 3 Spiegelbildlich dazu ist der Recall zu se- hen: eine erneute Beschäftigungsaufnahme beim vorherigen Arbeitgeber innerhalb eines Zeitraums von 183 Tagen nach einer Periode von Arbeitslo- sigkeit. 4 Andere Arbeitsmarktpositionen, wie etwa erwerbsferne Positionen (keine Beschäftigung, aber auch keine Anmeldung beim AMS) oder die zwi- schenzeitliche Beschäftigung bei einem anderen Ar- beitgeber, wurden nicht im Detail untersucht, spielen aber empirisch auch keine wesentliche Rolle. Mehr als ein Drittel der „Recalls“ in Österreich finden in der Bauwirtschaft statt.

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