WISO Ausgabe 2018/I

Seite 22 WISO Welche Rolle spielen Recalls im österreichischen Arbeitsmarkt? Im Jahresdurchschnitt 2013 waren in Österreich 3.374.442 Beschäftigungsverhältnisse gemeldet. 5 6,5 % oder 220.819 davon waren Recall-Beschäfti- gungsverhältnisse. Werden nur die Beschäftigungs- zugänge betrachtet, d.h. Beschäftigungsverhält- nisse, die in diesem Jahr neu begonnen wurden, so lag der Anteil der Recalls bei 11,8 %. 7,9 % der unselbständig Beschäftigten waren im Jahr 2013 in einem Recall-Beschäftigungsverhältnis und mehr als ein Viertel der Betriebe (25,3 %) beschäftigten zu- mindest eine Person, auf welche die Definition eines temporären Layoffs zutraf. Das Wifo weist darauf hin, dass „temporäre Layoffs somit in Österreich als personalpolitische Strategie im Umgang mit kurzfris- tigen Schwankungen des Arbeitskräftebedarfs eine bedeutende Rolle (spielen).“ 6 Bedeutung für die Arbeitslosigkeit Die Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit in Öster- reich durch die Praxis temporärer Layoffs sind kei- neswegs unbedeutend. Die Layoffs erzeugten 2013 rund 12,7 Millionen Arbeitslosentage, was einem Anteil von 12,5 % des Gesamtvolumens an Arbeits- losentagen entsprach. 0,95 Prozentpunkte der jah- resdurchschnittlichen Arbeitslosenquote von 7,6 % wurden durch temporäre Layoffs verursacht. 7 Das bedeutet, ohne die zeitweiligen Kündigungen wäre Österreichs Arbeitslosenquote im Jahr 2013 bei 6,7 % gelegen, statt bei 7,6 % - ein erheblicher Unter- schied! Die mittlere Dauer eines Layoffs betrug 62 Tage im Jahr, wovon der weit überwiegende Teil in registrierter Arbeitslosigkeit verbracht wurde. 8 Schu- lungen für diese Personen wurden vom AMS so gut wie keine durchgeführt. 9 Der öffentlichen Hand entstanden durch die Anwen- dung zeitweiliger Entlassungen erhebliche Kosten. Das Wifo errechnete eine Summe von rund 360,1 Millionen Euro für das Jahr 2013, welche für Arbeits- losengeld und Notstandshilfe für Personen in tempo- rären Layoffs aufgewendet werden mussten. 10 Branchenstruktur Es sind die Branchen, welche ein saisonal struktu- riertes Wirtschaftsjahr aufweisen, auf die der größte Teil der Wiedereinstellungen entfällt. In erster Linie ist damit die Bauwirtschaft gemeint, in der 2013 27,8 % aller Beschäftigungsverhältnisse Recalls waren. Im Tourismus (Beherbergung und Gastronomie) wa- ren 14,7 % aller Beschäftigungsverhältnisse Recalls. Eine andere Perspektive macht die Bedeutung der Bauwirtschaft für das „Zwischenparken“ beim AMS noch klarer: mehr als ein Drittel (34,2 %) aller Be- schäftigungsverhältnisse, die als Recalls einzustufen sind, fanden sich in der Bauwirtschaft. Im Tourismus fanden sich dagegen „nur“ 13,0 %. Zusammen verur- sachten Bauwirtschaft und Tourismus fast die Hälfte aller Recalls in Österreich, obwohl der Anteil der bei- den Branchen an der Gesamtbeschäftigung in Öster- reich lediglich 12,6 % ausmachte. 11 Allerdings sollte nicht der Eindruck entstehen, tempo- räre Layoffs würden sich nur auf typische Saisonbran- chen beschränken. Das ist nicht der Fall. In Industrie Knapp 15 % aller Beschäftigungsverhältnisse in Gastge- werbe und Hotellerie waren „Recalls“.

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