WISO Ausgabe 2018/I
WISO Seite 25 legen. Das Wifo schätzt die dadurch entstandenen Kosten für Arbeitslosengeld und Notstandshilfe auf 450 Millionen Euro. 23 Fazit Zwischenzeitliche Entlassungen spielen als perso- nalpolitische Strategie bei österreichischen Unter- nehmen eine bedeutende Rolle. Ein großer Teil der temporären Layoffs konzentriert sich auf Branchen wie die Bauwirtschaft und den Tourismus, in denen das Wirtschaftsjahr stark saisonal strukturiert ist. Aber auch in anderen Branchen, wie etwa der Sach- güterproduktion, werden zeitweilige Entlassungen eingesetzt. Neben Freisetzungen in den Zwischen- saisonen, spielt auch das Reagieren auf Schwankun- gen in der Auftragslage eine wichtige Rolle. Wie die Untersuchungen des Wifo zeigen, werden der öffentlichen Hand dadurch in einem nicht uner- heblichen Ausmaß Kosten auferlegt. Für das Jahr 2016 errechnete das Wifo eine Summe von etwa 450 Millionen Euro an Arbeitslosengeldern und Notstandshilfe, die aufgrund temporärer Layoffs ausbezahlt werden mussten. Zusätzlich entstehen volkswirtschaftliche Folgekosten durch den Einkom- mensentgang der zeitweilig Arbeitslosen und den da- durch verminderten Konsum. Mittel- bis längerfristig sinken auch die Pensionsansprüche der Betroffenen durch die verringerten Einkommen bzw. die weniger einbezahlte Sozialversicherung. Derzeit haben Un- ternehmen Anreize die Praxis temporärer Layoffs fortzuführen. Unternehmerische Risiken können da- durch auf die Öffentlichkeit und auf die – nun arbeits- losen – Beschäftigten verlagert werden. Das Risiko, erfahrene Arbeitskräfte durch eine zeitweilige Ent- lassung zu verlieren, besteht kaum, da auf Arbeits- lose mit Wiedereinstellungszusage kaum Druck aus- geübt wird, eine andere Arbeitsstelle anzunehmen. Die Auflösungsabgabe, die bei der Beendigung von Beschäftigungsverhältnissen zu entrichten ist, stellt kein relevantes finanzielles Hindernis dar. Die Bau- wirtschaft, in der temporäre Entlassungen sehr häu- fig vorkommen, ist davon überhaupt ausgenommen. Eine Möglichkeit zur Gegensteuerung bestünde in der Einführung eines „Experience Ratings“ in der Arbeitslosenversicherung. Branchen oder Betriebe, die überdurchschnittlich viel Arbeitslosigkeit „produ- zieren“, würden dadurch verpflichtet, höhere Beiträ- ge zu entrichten. Dadurch würden finanzielle Anreize geschaffen, Beschäftigungsverhältnisse länger auf- recht zu erhalten und damit die Auslagerung betrieb- licher Kosten an die Allgemeinheit weniger attraktiv. 24 1 Eppel, Horvarth, Mahringer, Zulehner (2015A), S. 885f. 2 ebda. S. 886 3 vgl. ebda. S. 888 4 vgl. ebda. S.888 5 Die Zahlen des Wifo beziehen sich auf das Jahr 2013. Das deshalb, weil in einer weiterführende Analyse im Rahmen des Projekts, auch Erwerbsverläufe von Betroffenen für eine fünfjährige Periode untersucht wurden. 6 ebda. S. 889 7 vgl. ebda. S. 892 8 vgl. ebda. S. 893 9 vgl. ebda. S. 894: nur 0,1 % der beim AMS registrierten Tage entfielen auf Schulungen 10 vgl. ebda. S. 893 11 vgl. Eppel, Horvarth, Mahringer, Zulehner (2015B), S. 900 12 ebda. S. 901 13 ebda. S. 900 f. 14 vgl. ebda. S. 901 15 vgl. ebda. S. 903 16 ebda. S. 904 17 vgl. ebda. S. 904 18 Allerdings besteht auch die umgekehrte Problematik: ausländische Arbeitskräfte, die sich in der Zwischensaison beim AMS registrieren, aber die Zeit in ihren Heimatländern verbringen. Dies ist aber eigentlich nur in Ausnahmefällen zulässig, da Arbeitslose dem Arbeitsmarkt sofort zur Verfügung stehen müssen. 19 Eppel, Horvarth, Mahringer (2017) 20 vgl. ebda. S. 421 22 vgl. ebda. S. 6 23 Betrachtet wurden folgende Branchen: Warenherstellung, Wasserversorgung inkl. Abfallwirtschaft, Handel, Reparatur von Kfz, Verkehr und Lagerei, sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, Öffentlichen Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, Erziehung und Un- terricht, der Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung, sonstigen Dienstleistungen. 24 vgl. Eppel, Horvarth, Mahringer (2017), S. 10f. Literatur Wifo - Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, Monatsberichte Nr. 88 - 12/2015 Eppel, Horvath, Mahringer - Die Auswirkungen temporärer Layoffs auf die weitere Erwerbskarriere betroffener Arbeitskräfte, WIFO Working Papers (2017), 539
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