WISO Ausgabe 2018/I

Seite 6 WISO Allein der Gesundheits- und Sozialbereich lieferte mehr als ein Fünftel der gesamten Beschäftigungs- zunahme in Tirol. Mit der zunehmenden Bedeutung des Dienstleistungssektors setzt sich der Trend zur Teilzeit fort. Umgerechnet in Vollzeitäquivalenten dürfte das Beschäftigungsplus deutlich geringer sein, als nach der reinen Anzahl der Beschäftigungsver- hältnisse. Hinter diesem Strukturwandel, der sich in messbaren Größen wie der Beschäftigung in Bran- chen usw. niederschlägt, liegt der noch tiefere Wan- del der Arbeitswelt durch die Digitalisierung. Dessen Auswirkungen und Konsequenzen sind bestenfalls zu erahnen, aber derzeit keinesfalls klar bestimmbar. Im letzten Jahrzehnt stieg aber der Sockel der Ar- beitslosigkeit in Tirol deutlich an. Vor allem in den ersten Jahren des Jahrzehnts von 2008 bis 2017 nahm die Arbeitslosigkeit teilweise deutlich zu. Erst in den letzten Jahren und unter den Bedingungen einer anziehenden Konjunkturlage entspannte sich die Situation etwas. Besonders prekär war und ist die Lage der Älteren am Tiroler Arbeitsmarkt. Personen im Alter von mehr als 50 Jahren haben zwar – prin- zipiell gesprochen – ein geringeres Risiko ihre Arbeit zu verlieren, tritt der Fall der Fälle aber einmal ein, ist der Weg zurück in eine Beschäftigung äußerst schwierig, oftmals unmöglich. Deshalb muss auch von einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit für diese Altersgruppe gesprochen werden. Erst in den letzten Monaten gingen die Zahlen der Arbeitslosen in der Gruppe 50+ zurück. Wie nachhaltig diese Entwick- lung ist, muss sich erst erweisen. Die Flexibilitätsanforderungen an Arbeitnehmerin- nen und Arbeitnehmer steigen gleichzeitig mit den Flexibilitätsbedürfnissen der Unternehmen. Wie eine Analyse des Wifo zeigte, verwenden Unternehmen verschiedene Strategien, um ihren Personalbestand an wechselnde Auftragslagen anzupassen. Eine da- von ist die Strategie der „temporären Layoffs“. Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter werden in Phasen von Unterauslastung bzw. in den Zwischensaisonen beim AMS angemeldet und im Anschluss wieder einge- stellt. Diese Strategie bringt Kostenverlagerungen zwischen Unternehmen und öffentlicher Hand mit sich, die ein durchaus erhebliches Ausmaß anneh- men. Dadurch wird Arbeitslosigkeit „produziert“, die eine gänzlich andere Ursache hat, als die „eigentli- che“ Arbeitslosigkeit. Das letzte Jahrzehnt hat klar gezeigt, dass die Tiroler Wirtschaft und der Tiroler Arbeitsmarkt in kontinen- talen und globalen Zusammenhängen steht. Das gilt für Absatzmärkte, Produktions- und Wertschöpfungs- ketten, genauso wie für den Arbeitsmarkt.

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