Wirtschafts- und sozialstatistische Informationen 2018 II

WISO Seite 13 Informationsgüter und Dienstleistungen und ande- rerseits die Ökonomie der Netzwerke. Zusammen bilden diese eine dynamische Konstellation, die sich von den Onlineplattformen in enorme wirtschaftliche Schlagkraft und Marktreichweite im wahrsten Sinne des Wortes „ummünzen“ lassen. Was sind Plattformen? In den letzten Jahren entstanden die verschiedenar- tigsten Plattformen, welche zahlreiche Marktnischen bedienen. Das Spektrum reicht vom globalen Gigan- ten Facebook als dem Beispiel für eine breite Social- Media-Plattform, bis zu spezialisierten Angeboten wie 99designs.com , einer Grafikdesign-Plattform, welche Grafikdesigner mit zumeist kleineren Betrie- ben vernetzt oder lokal agierenden Plattformen die Handwerker für Heimarbeiten vermitteln. Hinsichtlich des Zwecks, des Marktsegments und der Marktreich- weite bestehen große Unterschiede zwischen den Plattformen. Was aber sind die Gemeinsamkeiten all dieser Plattformen? Grundsätzlich betrachtet sind Plattformen technische Infrastrukturen, die irgendeine Art von Austausch zwischen ihren Benutzerinnen und Benutzern er- möglichen. Das gilt für einen physischen Marktplatz ebenso wie für sein Online-Pendant. Im digitalen Raum ist das Internet selbst die Plattform aller Platt- formen – es ist die Technologie, auf die alles andere aufgebaut ist. In der Regel vermitteln Plattformen zwischen zwei oder mehreren verschiedenartigen Gruppen von Usern und koordinieren den Austausch zwischen diesen. Für den Taxidienst Uber beispielsweise wä- ren dies jene Personen, die eine Taxifahrt benötigen und die Fahrerinnen und Fahrer, welche die Fahrten anbieten. Auf Booking.com sind es die Unterkunftsu- chenden auf der einen Seite und die Betreiberinnen und Betreiber der Hotels und Pensionen auf der an- deren Seite. Plattformen strukturieren die Art und Weise wie die User (und gegebenenfalls verschiedene Gruppen von Usern) miteinander interagieren können: z.B. welche Formen von Kommunikation möglich sind, ob und wie Tausch- und Verkaufshandlungen durch- geführt werden können und wie finanzielle Transak- tionen gehandhabt werden bzw. wer welche Anteile daran erhält etc. 1 Kommerziell orientierte Plattformen agieren somit als Marktbildner- und regulierer. 2 Da- bei können sie über verschiedenste Mechanismen z.T. eine erhebliche Gestaltungsmacht über die Ver- dienstmöglichkeiten von Marktteilnehmerinnen und –teilnehmern gewinnen (z.B. durch die Preisgestal- tung für Taxifahrten bei Uber, über Entlohnungssys- teme bei Crowdwork usw.). Plattformen kontrollieren das Interface über das die verschiedenen User-Gruppen miteinander in Verbin- dung treten und sind somit wesentlich für die „User experience“ verantwortlich. Dadurch können Plattfor- men ein hohes Maß an Identifikation mit den Benut- zerinnen und Benutzern herstellen. Die „Zulieferer“ der Produkte und Dienstleistungen treten dagegen eher in den Hintergrund (z.B. der Flug wird über Expedia.com gebucht, welche Airline diesen Flug schlussendlich durchführt ist eher zweitrangig). Zwar verursacht die notwendige Computerinfrastruk- tur zum Betrieb der Plattform durchaus erhebliche Kosten, aber im Vergleich zu traditionellen Unterneh- men verfügen Plattformen über weniger eigene phy- sische Produktionsfaktoren (i.S.v. Fabriken, Lkws, Maschinenhallen usw.). i Durch diese eher geringe Abhängigkeit von physischer Infrastruktur ist ein ex- trem schnelles Wachstum der Plattformen möglich („Scalability“). Eigenschaften von Informations- gütern Als Informationsgüter werden alle Güter bezeichnet, deren Nutzen dem ihnen innewohnenden Informa- tionsgehalt entstammt. Wenn ein Buch mit einem schönen Einband versehen ist, kann es auch als Dekorationsobjekt taugen, der hauptsächliche Nut- zen des Buches entsteht jedoch durch die enthaltene Information – sei diese in Form einer spannend ge- schriebenen Geschichte oder durch die Vermittlung von Faktenwissen. Bei Informationsgütern trägt der physische Aspekt nur unwesentlich zum Gesamtnut- zen des Produktes bei. Hinzu kommt, dass in den letzten Jahrzehnten die Benutzung einer ganzen Reihe von Informationsgütern von ihrer bisherigen physischen Form losgelöst wurde. Das Hören eines Musikalbums ist nicht mehr daran geknüpft, eine CD oder eine Schallplatte zu erwerben, Bücher können in digitaler Form auf einem E-Reader, einem Handy oder auf einem Tablet gelesen werden, Fotos benö- tigen keinen Film mehr und müssen nicht im Laden entwickelt werden. Durch diese weitgehende „Dema- terialisierung“ und Digitalisierung von Informations- gütern, verändern sich deren Gütereigenschaften. Im Besonderen gilt dies, wenn wie mit dem Internet noch ein globales Übertragungsmedium vorhanden ist. In diesem Fall zeigen entmaterialisierte Informationsgü- ter folgende Eigenschaften: sie weisen (annähernd)

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