Tiroler Arbeiterzeitung - page 1

I
m Bundesländerranking liegt Tirol
bei den Löhnen an letzter Stelle.
Absolut gesehen, verdienen Tiroler
um 130 € netto pro Monat weniger als
im Österreich-Schnitt und gar um 224
€ netto monatlich weniger als in Nie-
derösterreich (siehe Bericht Seite 12).
Der Tiroler AK Präsident: „Haupt-
betroffen sind die Frauen, die immer
noch am stärksten benachteiligt sind.
Ihr Durchschnittseinkommen liegt in
Tirol unter 1.000 Euro netto! Zum
Vergleich: Die Schwelle zur Armutsge-
fährdung liegt aktuell bei 1.066 Euro!“
Höhere Löhne.
Umso wichtiger
ist die verbindliche Einführung eines
Mindestlohns von 1.300 Euro. Zan-
gerl: „Eine weitere wichtige Forderung
ist mehr Gerechtigkeit durch höhere
Kapitalsteuern auf Millionenvermögen
zugunsten einer reduzierten Besteu-
erung der Arbeit. Mit diesem Geld
kann in wichtige Maßnahmen wie den
Ausbau der Kindergärten, Ganztags-
schulen und Pflegedienste investiert
werden, um Eltern und auch Alleiner-
ziehern eine Vollzeiterwerbstätigkeit zu
ermöglichen.“
„Wir müssen gemeinsam die soziale
Lage verbessern. Das geht nur mit hö-
heren Löhnen und mehr Preisdisziplin.
Leben, Wohnen, Kinder, das müssen
sich in einem der wohlhabendsten
Länder der Welt möglichst alle Men-
schen leisten können. Die AK hat im-
mer an einer gerechteren Gesellschaft
gearbeitet, wir werden auch in dieser
Frage nicht klein beigeben“, so der AK
Präsident.
Knappe Einkommen.
Die
Schaffung von mehr Ganzjahres-Ar-
beitsplätzen in Tirol ist ein entschei-
dender Schritt, um Armut trotz Arbeit
vorzubeugen. Zangerl: „Wir brauchen
qualitätsvollere Arbeitsplätze und wir
verlangen einen gerechten Lohn für die
Leistungen, die die Menschen für un-
ser Land und zur allgemeinen Hebung
der Wirtschaftskraft erbringen. „Der
Wohlstand steigt und parallel dazu die
Zahl der von Armut betroffenen Be-
schäftigten auch, das System stimmt
nicht mehr. Wir verlangen 1.300 Min-
destlohn, eine gezieltere Förderung
jener Betriebe, die gute Arbeitsbedin-
gungen bieten, Lehrlinge fördern, we-
nige unbefristete Dienstverhältnisse
vergeben oder auf Gleichstellungsmaß-
nahmen achten. Und wir benötigen
endlich gezielte hochwertige Betriebs-
ansiedelungen, vor allem in den Regi-
onen im Oberland, wo die Einkom-
men am niedrigsten und Vollzeitarbeit
am schwierigsten zu bekommen ist.“
<<
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Arbeitsarmut.
„Arbeit schützt nicht mehr vor Armut! Wir brauchen 1.300 Euro netto
Mindestlohn, damit sich alle Beschäftigten Tirol leisten können“, sagt AK Präsident Erwin Zangerl.
„Der Wohlstand steigt und parallel dazu die Zahl
der von Armut betroffenen Beschäftigten auch,
das System stimmt nicht mehr.“
Erwin
Zangerl
1.300 Euro Mindestlohn
für Tirols Beschäftigte
ARBEITERZEITUNG
TIROLER
W
ohnen, Lebensmittel und Sprit
sind im Herbst die Preistreiber.
Die Teuerung kletterte dadurch im Sep-
tember auf 2,7 %! Das ist der höchste
Wert der letzten acht Monate. Deshalb
verlangt die AK Maßnahmen gegen
die preistreibenden Rohstoff-Spekulati-
onen, vor allem auf dem Ölmarkt. Auch
das Wohnen muss billiger werden,
durch eine Reform des Mietrechts und
mehr Geld für den sozialen Wohnbau.
Inflation auf
Rekordwert
NACHGERECHNET
Schieflage.
Vor allem Frauen müssen deutlich besser entlohnt werden. AK Präsident Zangerl verlangt 1.300 Euro Mindestlohn.
ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL
4. JG. , DEZEMBER 2012 | NR. 46
Wenn das
Kind krank ist
L
ena kann nicht in die
Schule. Was tun?
Wenn Ihr Kind bei Ihnen
lebt und krank wird, haben
Sie Anspruch auf bezahlte
Pflegefreistellung: Wenn
Sie etwa 40 Stunden pro
Woche arbeiten, dürfen Sie pro
Arbeitsjahr 40 Stunden zur Pflege
freinehmen. Kinderkrankheiten hal-
ten sich nicht immer an solche Re-
geln. Ist Ihr Kind in einem
Arbeitsjahr öfter krank,
haben Sie bei erneuter
Erkrankung Anspruch
auf zusätzliche Pflege-
freistellung im Ausmaß
Ihrer wöchentlichen Ar-
beitszeit. Voraussetzung: Das Kind
lebt bei Ihnen und ist jünger als 12
Jahre. Ob der Vater oder die Mutter
sie nimmt, entscheiden die Eltern.
<<
Winterzeit - Grippezeit.
Lena ist krank und die Mutter
soll in die Arbeit. Es gibt die Pflegefreistellung.
Eine besinnliche Adventzeit
und schöne Feiertage
im Kreise Ihrer Lieben und viel Glück und
Gesundheit für 2013 wünsche ich Ihnen
im Namen aller AK-Funktionärinnen und
Funktionäre sowie Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter. Herzlichst, Ihr
Erwin Zangerl, AK-Präsident
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K
D
ie Mindestpensionistin, die die
Betriebskostennachforderung
zusammenbetteln muss. Die Kinder
aus Familien, die auf Bildungsange-
bote verzichten müssen. Frauen, die
zu wenig „Pensionsmonate“ zusam-
menbringen, weil es an Kinderbetreu-
ung gefehlt hat. Menschen, die in Ein-
kaufszentren gehen, weil sie sich das
Heizen nicht leisten können.
Wir befinden uns in einer verhäng-
nisvollen Spirale. Der Wohlstand
steigt – und mit ihm die soziale Not,
die immer weiter in den Mittelstand
übergreift. Die Politik bekämpft meist
nur die Symptome. Es muss endlich
die Wurzel des Übels ausgerottet
werden: Menschen, die arbeiten -
auch Teilzeit, atypisch oder saisonal
– ebenso Pensionisten, müssen so
entlohnt werden, dass sie sich das
Leben selbstbestimmt leisten kön-
nen. Die Politik muss sich endlich zu
einem Entlastungsschlag trauen und
eine maßgebliche Erhöhung bei die-
sen längst erkannten sozialen Defizi-
ten durchsetzen. Geld wäre ja genug
da: Immense Vermögen und Immobi-
lien, diskrete Stiftungen und Landes-
Strukturen, die längst überholt sind.
Auch da steckt mehr als genug Steu-
ergeld drin, heißen sie nun Agrarge-
meinschaften, Parteien, agrarische
Verbände oder Wirtschaftslobby-
isten. Es geht nicht um Neid, sondern
um die Existenz und Zukunft von im-
mer mehr Menschen in Tirol!
Eine zentrale Aufgabe müssen die
Arbeitnehmervertreter in den ein-
zelnen Parteien übernehmen. Auch
wenn ihre Appelle nicht gerne von
den Regierenden gehört werden.
Sie vertreten mehr als drei Millionen
Menschen in Österreich – mit deren
Familien!
KOMMENTIERT
Wir sind mehr
als drei Millionen
AK-Präsident
Erwin Zangerl
Foto:FranzPflügl/Fotolia.com
Foto:drubig-photo/Fotolia.com
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