D
as haben sich die Tiroler Arbeitneh-
mer-Familien nicht verdient: Noch
immer liegen ihre Einkommen ganz
hinten im Bundesländervergleich. Beson-
ders schmerzt, dass sich gleich vier Tiroler
Bezirke unter den zehn österreichischen
Regionen mit den niedrigsten Löhnen
befinden. Die schlechten Einkommen
spiegeln aber auch die Veränderung der
Tiroler Beschäftigungsstruktur wider.
Ursachen sind die Zunahme „atypischer“
Beschäftigungsformen. Auch die Proble-
matik der Saisonbeschäftigung in den
tourismusintensiven Bezirken zeigt sich
deutlich. Verantwortlich ist aber auch das
Entlohnungsverhalten mancher Firmen.
AK und ÖGB werden deshalb nicht
müde, die Ungerechtigkeiten aufzuzeigen
und dagegen vorzugehen. Mit Kontrol-
len bei Einstufungen und auf richtige
KV-Zugehörigkeit, ebenso bei Lohnab-
rechnungen und geleisteten, aber nicht
bezahlten Überstunden. Leider scheinen
Wirtschaft und Politik kaum ernsthaft
gewillt, an dieser Situation etwas zu verän-
dern. Doch es müssen neue Betriebe, vor
allem imGewerbe und in der Industrie,
angesiedelt und die bestehenden
guten Unternehmen gefördert werden:
Ohne ausreichende Zahl an Firmen, die
Vollzeitarbeit anbieten und diese auch fair
entlohnen, wird Tirol ein Niedriglohn- und
Hochpreisland und damit Schlusslicht in
Österreich bleiben.
AK Präsident
Erwin Zangerl
Löhne müssen
kräftig steigen
KOMMENTIERT
ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL
7. JG. , MAI 2015 | NR. 74
Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K
TIROLER
ARBEITERZEITUNG
S
ie gastierten bereits in allen Tiroler
Bezirken und begeisterten ihr
Publikum: Die Rede ist von Herbert &
Mimi, die am
Dienstag, dem 9. Juni
, im
Rahmen des kostenlosen AK Kinderthe-
aters noch einmal im
Festzelt beim Mu-
sikpavillon in Zirl
auf der Bühne stehen.
Alle Kinder ab 4 Jahren sind herzlich
eingeladen, die beiden liebenswerten
Clowns auf ihrer Reise in ein fantas-
tisches Zauberland zu begleiten und mit
ihnen viele spannende Abenteuer zu
erleben. Nach der Vorstellung können
sich die Kleinen noch bei einer Jause
stärken, für die erwachsenen Begleiter –
Eltern, Großeltern etc. – gibts Kaffee und
Kuchen. Beginn: 15 Uhr. Anmeldung
erforderlich unter
0800/22 55 30
.
E
in Familienmitglied wird pflege-
bedürftig und plötzlich ändert
sich der Alltag für alle Beteiligten.
Welche einfachen Hilfsmittel – auch
organisatorischer Art – pflegende
Angehörige enorm entlasten können,
erfahren Sie beim kostenlosen AK
Infoabend am
Dienstag, dem 19. Mai,
um 19.30 Uhr in Hall im Hotel Maria
Theresia
. Es geht um Förderungen,
Unterstützungen, etwa für einen
Wohnungsumbau, sowie Pflegegeld
und Pflegekarenz. Und lassen Sie sich
überraschen, welche Tipps von Profis
große Erleichterung bei der häuslichen
Pflege bringen. Bitte anmelden unter
der Hotline
0800/22 55 22 – 3850
oder
telfs@ak-tirol.comHerbert &Mimi im Festzelt in Zirl
Herausforderung häusliche Pflege
AK KINDERTHEATER
NEU: INFOABEND IN HALL
T
irol braucht eine Trendwende.
„Die Landesregierung wird
aufgefordert, umgehend Maß-
nahmen zu setzen, um die
immer dramatischer werdende Situ-
ation bei der Beschäftigung, bei den
Löhnen und beimWohnen in Tirol zu
verbessern.“ In einer gemeinsamen
Resolution der Vollversammlung der
Arbeiterkammer Tirol verlangen die
70 Kammerrätinnen und Kammer-
räte von der Landesregierung, der
alarmierenden Entwicklung in den
Bereichen Arbeit, Einkommen und
Wohnen gegenzusteuern.
AK Präsident Erwin Zangerl:
„Schön, dass sich die Landesregie-
rung über ein Nulldefizit beim Bud-
get freut. Weitaus besser wäre jedoch,
sie würde sich mehr um die Probleme
der Arbeitnehmer-Familien küm-
mern: Die Menschen sorgen sich um
die Zukunft ihres Arbeitsplatzes, sie
stöhnen unter den hohen Wohnungs-
preisen und ärgern sich über die nied-
rigen Einkommen.“
Im Vergleich zu anderen Bundes-
ländern haben Tirols Arbeitnehmer
monatlich oft um bis zu 300 Euro
netto weniger auf ihrem Lohnkonto
und das vor dem Hintergrund höchs-
ter Wohnungspreise und Lebenshal-
tungskosten. Besonders schlimm ist
die Tatsache, dass diese Lohndiskre-
panz immer weiter zunimmt, Tirol
also auch bei den Einkommen lau-
fend an Boden verliert.
Die Arbeiterkammer Tirol hat dem
Land in den letzten Monaten eine
Fülle von Vorschlägen und Maßnah-
men für eine Trendwende vorgelegt
– geschehen ist bis jetzt nichts. Dra-
matisch an dieser Situation ist, dass
diese Abwärtsspirale dringend ge-
stoppt werden muss, um nicht noch
stärker den Anschluss an erfolgrei-
chere Regionen zu verlieren. Zan-
gerl: „Dabei haben wir gute Rahmen-
bedingungen: Bestens ausgebildete
Fachkräfte, motivierte Beschäftigte,
ein ideales Umfeld im Herzen Euro-
pas, aber die Einkommens- und Be-
schäftigungsdaten sind alarmierend
und in einigen Bezirken dramatisch.
Der Tourismus hat Wohlstand in ein-
zelne Täler gebracht und Reichtum
für einige Tourismusdynastien. Gute
Schnee- und Buchungslage können
aber nicht länger darüber hinweg-
täuschen, dass wir gerade in diesen
Regionen immer größere Probleme
feststellen. Die Politik des Landes
muss endlich die Lebensrealitäten in
Tirol erkennen und die dafür nötigen
Strukturänderungen angehen.“
Lesen Sie mehr auf den Seiten 5,6 und 7
Rote Laterne für Tirol bei
Beschäftigung und Löhnen
Trendwende ist nötig.
Die AK Tirol fordert von der Landesregierung Maßnahmen für
mehr Beschäftigung, höhere Löhne und leistbares Wohnen. Denn Tirol hinkt hinterher.
Vergleich.
Tirol ist bei den Einkommen österreichweit an letzter Stelle. Diese Abwärtsspirale muss schnellstens gestoppt werden.
ZAHLENSPIELE
… 1.147 Euro netto
betrug das
durchschnittliche Monatseinkommen
2013 im
Bezirk Landeck
. Damit hält der
Bezirk einen traurigen Rekord – ist er
doch der
einkommensschwächste Be-
zirk in ganz Österreich
. Unter den „Top
10“ finden sich mit
Kitzbühel
(4.),
Imst
(8.) und
Lienz
(9.) noch drei weitere Tiro-
ler Bezirke, bei den Fraueneinkommen
sind sogar fünf Tiroler Bezirke unter den
einkommensschwächsten Österreichs.
Auch hier „führt“
Landeck
vor
Lienz
(5.),
Imst
(7.),
Kitzbühel
(8.) und
Reutte
(9.).
Und Tirol selbst? Unser Bundesland liegt
beim österreichweiten Einkommensver-
gleich ebenfalls am letzten Platz …
Foto: Heinz Hanuschka
Foto: Robert Knescke
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