Tiroler Arbeiterzeitung

ZEITUNG FÜR ARBEIT UND KONSUMENTENSCHUTZ DER KAMMER FÜR ARBEITER UND ANGESTELLTE FÜR TIROL 10. JG. , OKTOBER 2018 | NR. 111 Österreichische Post AG | Postentgelt bar bezahlt | Verlagsort 6020 Innsbruck | RM 12A039146 K TIROLER ARBEITERZEITUNG M odern, flexibel und produktiv, das zeichnet Tirols Beschäf- tigte aus. Leider erfahren die Arbeit und die enorme Leistung unserer Arbeitnehmerinnen und Arbeit- nehmer nicht mehr den nötigen Respekt in Politik und Wirtschaft. Der Einzelne wird zum Kostenfaktor, Motivation und Arbeitsfreude schei- nen nicht mehr gefragt. Billiger und williger, so die Devise. Doch soviel Einsatz unserer Arbeitnehmer verdient gerechte Be- dingungen und volle Anerkennung. Umso weniger sind die andau- ernden Angriffe auf den Sozialstaat zu akzeptieren. Denn die Beschäf- tigten zahlen sich ihre Absicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und in der Pension ohnehin großteils selber. Vielmehr sollen auch Multis und Reiche endlich genauso viel Steuern zahlen wie die Arbeitneh- mer. Die Steuerreform 2016 war ein erster Schritt zu mehr Gerech- tigkeit. Weitere müssen folgen, etwa die Millionärssteuer und eine echte Wertschöpfungs- bzw. Digitalisie- rungsabgabe. AK Präsident Erwin Zangerl Arbeit verdient mehr Respekt KOMMENTIERT KINOABEND A m 12. November jährt sich zum hundertsten Mal der Tag, an dem Frauen in Österreich das Wahlrecht erhielten. Zu diesem wichtigen Jubi- läum lädt die AK am 12. November 2018 ab 18 Uhr zum Kinoabend in das Innsbrucker Leo-Kino . Aus aktuellem Anlass können Interes- sierte das schweizerische Filmdrama „Die göttliche Ordnung“ von Petra Biondina Volpe mitverfolgen, das sich mit der Thematik Frauenwahlrecht am Beispiel der Schweiz auseinan- dersetzt. Seien Sie bei diesem Abend, der neben dem Film auch Möglichkeit zur Diskussion bei Speis und Trank bietet, mit der Tiroler Arbeiterzeitung dabei! Mehr dazu auf Seite 9 Beschäftigte halten unser Land am Laufen Dankeschön. Die Arbeitnehmer-Familien erwirtschaften mit viel Fleiß und harter Arbeit Löhne und Gehälter, sie leisten Beiträge und Steuern und sind noch ehrenamtlich tätig. 100 Jahre Frauenwahlrecht D ie Arbeitnehmer-Familien sind die eigentlichen Leistungsträger im Land. Von ihren Investitionen pro- fitieren alle. Sie pumpen ihr hart er- arbeitetes Geld fast zur Gänze wieder in die heimische Wirtschaft. Ebenso auch bei den Steuern. Die Lohnsteuer, der größte Brocken, wird zur Gänze von den Beschäftigten gelei- stet, die Mehrwertsteuer zum größten Teil. Die Einnahmen des Staates aus diesen bei- den Steuern sind in den letzten Jahren konti- nuierlich gestiegen. Die Einnahmen aus den Gewinnsteuern sind dagegen gesunken. Und es gibt Leistungen, die zur Gänze oder zum Großteil von den Arbeitnehmern finanziert werden, aber allen Bevölkerungsgruppen zu- gute kommen. Ob Pension, Krankengeld, Wohnbauför- derung, Familienbeihilfe oder Kinderbe- treuungsgeld, die Arbeitnehmer bekommen nichts geschenkt, sie haben sich alles hart erarbeiten müssen. AK Präsident Erwin Zan- gerl findet klare Worte: „Die Arbeitnehmer halten die Wirtschaft am Laufen. Sie sind Ös- terreichs Nettozahler. Umso befremdlicher ist es, wenn die Politik die Beschäftigten als Beihilfenempfänger und die Wirtschaft sie zum Kostenfaktor abstempelt. 12-Stunden-Tag als Dank? „Als Dank für ihre Leistungen bekommen die Beschäftigten den 12-Stunden-Tag, stagnierende Einkommen und Sozialabbau. Das haben sie sich nicht verdient“, so AK Präsident Erwin Zangerl. Er fordert eine generelle Arbeitszeitverkürzung bei Lohnausgleich und eine gerechteVerteilung derArbeitszeit auf alle Beschäftigten. Für nicht bezahlte Überstunden soll es einen 100-pro- zentigen Strafzuschlag geben. „Die hohe Pro- duktivität derArbeitnehmer muss ihnen durch kräftige Lohn- und Gehaltserhöhungen stärker zugutekommen. Das kurbelt auch die Konjunk- tur an“. Enormer Einsatz. Betrachtet man die Leis­ tungsbilanz, die allein Tirols Arbeitnehmer- Familien im letzten Jahr vorweisen können, ergeben sich unglaubliche Summen: 329.700 Beschäftigte erbrachten 514 Millionen Ar- beitsstunden. Inkludiert sind 22,5 Millionen Überstunden von 57.200 Beschäftigten, davon blieben 4,5 Millionen Stunden unbezahlt! Die durchschnittliche wöchentlicheArbeitszeit be- trug bei Vollzeit 41,8 Stunden, bei Teilzeit 20,3 Stunden. Mit diesem Einsatz erwirtschafteten Tirols Beschäftigte insgesamt 11,3 Milliarden Euro brutto. 1,45 Milliarden Euro lieferten sie an Lohnsteuer ab und weitere 1,80 Milliarden Euro an Sozialversicherungsbeiträgen. Neben der enormenLeistung, die dieBeschäf- tigten amArbeitsplatz erbringen, ist aber auch die ehrenamtliche Tätigkeit für vieleArbeitneh- mer eine Selbstverständlichkeit. Geschätzte 3,3 Millionen Österreicherinnen und Österreicher leisten wöchentlich rund 15 Millionen Stun- den unbezahlt zumWohl unserer Gesellschaft. Ob im Rahmen von Nachbarschaftshilfe, bei Rettungsdiensten, Hilfsorganisationen, Feuer- wehren, Sportvereinen und kirchlichen Einrich- tungen – den Großteil dieser ehrenamtlichen Tätigkeiten leisten dabei die Arbeitnehmer. Insgesamt beläuft sich die wöchentliche Stun- denzahl auf rund acht Millionen, bei der Nach- barschaftshilfe kommen pro Woche rund 7,5 Millionen Stunden zusammen. © yuriyzhuravov/stock.adobe.com

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