Tiroler Arbeiterzeitung

2 Nr. 111, Oktober 2018 AUS DER AK B eschäftigungslose und Personen, die wegen einer Ausbildung mit ihrem Dienstgeber eine Karenzie- rung ihres Dienstverhältnisses vereinbaren, können derzeit noch einen Antrag auf ein Fachkräftestipendi- um (FKS) beim AMS stellen. Diese wichtige Bildungs- hilfe läuft jedoch mit 31.12.2018 aus. Da das FKS in den letzten Jahren eine wichtige Maßnahme zur Hö- herqualifizierung und ein wichtiges Instrument gegen den Fachkräftemangel war, fordert die AK Bund und AMS auf, dieses Fachkräftestipendium weiterzuführen. D er vom Land Tirol geschaffene Weiterbildungsbonus ist eine sinnvolle Fördermethode zur beruflichen Weiterqualifizierung. Als Vorbild dazu diente der seit Jah- ren in Niederösterreich geltende Weiterbildungsscheck. Zum Leidwesen der Betroffenen entspricht die Umset- zung in Tirol nicht dem Vorbild. Es gibt viele formale Hürden, zudem werden Personen mit Polytechnischem Schulabschluss und mit ein- bis zweijähriger Ausbildung nicht berücksichtigt. Die AK fordert deshalb das Land auf, den Bonus arbeitnehmerfreundlicher zu gestalten. AK fordert: Fachkräftestipendium verlängern, Weiterbildungsbonus anpassen Bezahlte Pause ab 10 Stunden Arbeit Gegen dreiste Internet-Dienste Cold Calling und Telefon-Betrug Es dröhnt zum Himmel AK Tirol fordert Lärmschutzoffensive. Für Tirol sollen die niedrigeren WHO-Lärm- schwellenwerte festgelegt werden und beim Lärmschutz das Verursacherprinzip gelten. V on Kufstein bis zum Arl- berg, vom Außerfern bis Zirlerberg und Seefelder Plateau: Überall in Tirol ist Lärm. Der Verkehr nimmt seit Jahrzehnten zu und damit auch die Belastung. Die Folgen: Schlafstö- rungen, hoher Blutdruck, erhöhtes Herzinfarktrisiko und Kosten fürs Gesundheitssystem. Schwellenwerte. Der sogenann- te Tag-Abend-Nachtlärmpegel für Straßenverkehr liegt derzeit bei 60 Dzibel (db), für Flugverkehr bei 65 und für Schienenverkehr bei 70 dB, der Nacht-Lärmpegel zwischen 22 und 6 Uhr beträgt jeweils 10 dB weniger. Für Industrie und Gewerbe gelten 55 bzw. nachts 50 dB. Da- mit liegen die österrei- chischen Schwellwerte über jenen anderer eu- ropäischer Länder, ob- wohl die Lärmbelastung durch die Berge weit größer ist. Betroffen sind laut WHO Dauer- siedlungsraum, aber auch Erholungs-, Tourismus- und Ruheräume. Empfehlungen derWHO zielen – unabhängig von der Lärmquelle – auf einen viel niedrigeren Schwellenwert von 50 dB am Tag und 40 dB in der Nacht ab. (Inntal und Wipptal S eit 1. September 2018 sind 12-Stunden-Tag und 60-Stun- den-Woche Realität. Die AK Tirol hat stets vor den Folgen gewarnt: Sie betreffen Familienleben, Vereins- und Sozialwesen und Weiterbildung. Außerdem sorgen überlange Arbeits- zeiten durch die Ermüdung für ein extrem erhöhtes Arbeitsunfallrisiko, das noch verstärkt wird, weil dem Arbeitnehmer nur eine halbstündige unbezahlte Mittagspause zusteht. Ein Beschäftigter, der z. B. um 8 Uhr zu arbeiten beginnt, kann das Unternehmen somit erst um 20.30 Uhr verlassen und erst um ca. 21.30 Uhr zu Abend essen. Das ist nicht zumutbar. Die AK Tirol fordert daher von FP- Ministerin Beate Hartinger-Klein einen Gesetzesvorschlag, der bei einer Arbeitszeit von mehr als 10 Stunden eine weitere Pause von 30 Minuten vorsieht, die jedoch auf die Dienstzeit anzurechnen ist. K lingeltöne, Videos und ande- re Dienste aus dem Internet kommen Konsumenten oft teuer zu stehen. Denn vielen ist nicht bewusst, dass sie online einen Vertrag mit einem Drittanbieter abschließen, den dieser über den Mobilfunkbetreiber abrechnet. Oft werden auch Bestim- mungen wie die Buttonpflicht verletzt, oder es handelt sich um unberech- tigte betrügerische Forderungen. Die AK Tirol fordert deshalb vom Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie die nötigen Rechts- grundlagen: Kunden sollen künftig mit einer aktiven Zustimmungshandlung ausdrücklich erklären, dass sie so ein Inkasso wünschen. D ie AK Tirol fordert auch Maß- nahmen gegen unerlaubte telefonische Werbung (Cold Calling) sowie gegen verfälschte Rufnum- mernanzeigen, mit denen z. B. Anrufe von Bank oder Polizei vorgetäuscht werden. Deshalb sollen künftig • für Cold Calling Mindeststrafen von 5.000 Euro drohen bzw. 10.000 Euro ab dem 2. Verstoß. • Anrufe mit verfälschter Rufnum- mernanzeige strafbar sein und Provider – je nach technischen Möglichkeiten – eine Warnung anzeigen müssen, wenn Rufnum- mer und Verbindungsdaten nicht übereinstimmen. © RioPatuca Images/stock.adobe.com © VRD/stock.adobe.com I m Rahmen der Herbsttagung des Tiroler Arbeitnehmerpar- laments haben die 70 Kam- merrätinnen und Kammerräte den Jahresvoranschlag für 2019 beschlossen. Dieser sieht Einnah- men und Ausgaben in Höhe von rund 44,1 Millionen Euro vor. „Die Beiträge unserer Mitglie- der sind bestens angelegt“, stellt AK Direktor Gerhard Pirchner fest. „Allein im Arbeits- und So zialrecht erkämpfen wir Jahr für Jahr knapp so viel Geld für unse- re Mitglieder, wie unser Gesamt- budget ausmacht. Werden alle Leistungen der AK Tirol in Geld bewertet, fließt die von den Mit- gliedern geleistete Kammerumla- ge in dreifacher Höhe wieder an sie zurück.“ Das kommende Jahr steht besonders im Zeichen des AK Zukunftsprogramms. Es basiert auf einem in der Hauptversammlung beschlos- senen Projekt für die Jahre 2019 bis 2023. Dieses Zukunftspro- gramm der Arbeiterkammern wurde der Bundesregierung über- mittelt und der Öffentlich- keit vorgestellt. Basierend auf den Ergebnissen der AK Dialoginitiative „Wie soll Arbeit…?“ wird in den nächsten fünf Jahren eine Digita- lisierungs-Offensive für die AK Mitglieder umge- setzt. Damit wird gewährlei- stet, dass auch die AK Mitglieder auf den Wandel der Arbeitswelt („Arbeit 4.0“) vorbereitet werden und davon profitieren können. So werden in den nächsten fünf Jah- ren von allen Länderkammern insgesamt 150 Millionen Euro in den Bereich Digitalisierung inve- stiert. Für die AK Ti- rol bedeutet dies einen jährlichen Anteil von mehr als 2,8 Mio. Euro. Ein kleiner Teil davon fließt auf Bundese- bene ein. Den Lö- wenanteil, nämlich mehr als 2,6 Mio. Euro, wird die AK Tirol direkt im Land investieren und zwar in den Bereich „Digitalisierung für Tiroler Mitglieder“. Der Be- griff „Digitalisierung“ wird hier als Vorbereitung und Begleitung der Tiroler Mitglieder auf die neu- en komplexen Herausforderungen einer „modernen Arbeitswelt 4.0“ im Sinne einer umfassenden Stär- kung ihrer persönlichen Kompe- tenzen verstanden. Zusätzlich werden die drei Schlüsselbereiche „Bildung“ , „Pflege“ und „Wohnen“ weiter ausgebaut und intensiviert. Die Digitalisierungs-Offensive Tirol selbst sieht eine neu gestaltete, inhaltlich und finanziell ausge- weitete AK Zukunftsaktie für die Arbeitnehmer-Familien vor sowie die Verstärkung der Maßnahmen bei der Berufsorientierung. Dazu kommen noch die Mitfinanzie- rung beim „Berufskundlichen Mittelschulabschluss“. Zusätzlich wird der Maschinenpark im Aus- bildungszentrum-Metall in Wat- tens erneuert. Neu ist ein Demo- kratieworkshop für Jugendliche. AK investiert in die Zukunft KOMMUNIKATION FALLEN AK FORDERUNG bleiben aufgrund der starken Be- einträchtigung außer Acht.) Fakten. Die AK Tirol brachte nicht nur zu den „Umgebungs- lärm-Aktionsplänen 2018“ des Ministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus Stellungnahmen ein, sie unterstützt auch die Aktion „Lärmschutz-Offensive Tirol“. „Die Schwellenwerte müssen endlich auf Messungen und Daten beruhen statt auf Annahmen!“, be- tont AK Präsident Erwin Zangerl. Derzeit werden für die „Berech- nung“ gemessene Lärmpegel mit angenommenen Höchstgeschwin- digkeiten und Verkehrsfrequenzen vermischt. Diese Werte stimmen nicht mit dem Lärm überein, der beim menschlichen Ohr ankommt, und sie sind der Grund, dass Lärm- schutzmaßnahmen nicht die nöti- gen Reduktionen bringen. Neue Wege. DieAK Tirol fordert, dass als Lärmschwellenwerte die WHO-Guidelines für den alpinen Raum festgelegt werden – mit 50 dB bei Tag und 40 dB nachts. Außerdem sollen Lärmschutz- maßnahmen nach dem Verursa- cherprinzip finanziert werden, also mit den Erlösen der ASFINAG aus Maut, Road-Pricing undVignetten, aber auch aus Lkw-Tanktourismus und den hohen Steuereinnahmen aller Verkehrsmittel. © auremar/stock.adobe.com © goodluz/stock.adobe.com Digitalisierung. Die Vollversammlung stellte die Weichen für das AK Zukunftsprogramm. In den nächsten fünf Jahren sollen die AK Mitglieder vom Wandel der Arbeitswelt deutlich profitieren.

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