Tiroler Arbeiterzeitung

3 OFFEN GESAGT Nr. 118, April 2019 Unser Gesundheitssystem ist massiv in Gefahr Armutsfallen ausmerzen Zangerl. „Regierung bremst bei kalter Progression, die die Arbeitnehmer-Familien Milliarden kostet, bei Parteienförderung wird automatisch an Inflation angepasst.“ TAZ: Herr Präsident Zangerl, vom 12-Stunden-Arbeitstag, der Zerschlagung der Krankenkas- sen, der Entmachtung der Ar- beitnehmervertreter bis hin zur Steuerreform: Steigt der Druck auf die Arbeitnehmer-Familien? Zangerl: Es geht gegen die In- teressen der Arbeitnehmerschaft und ihre Vertretung. Bei der Min- destsicherung will die Regierung bei den Ärmsten einsparen und kaschiert dies, indem sie die Aus- länderkarte zückt und Neiddebat- ten anzettelt. In Tirol bezieht 1 % (!) der Bevölkerung Mindestsi- cherung. Im Dezember 2018 wa- ren das 8.689 Personen. Ein Drit- tel davon sind Kinder und 70 % sind Aufstocker, also Menschen, die arbeiten, aber dabei so wenig verdienen, dass sie noch einen Zuschuss erhalten müssen, um ein Auskommen mit dem Min- desteinkommen zu haben. Statt einer 1,50-Euro-Lohn-Debatte sollten sich die Verantwortlichen um ordentliche Löhne kümmern, die die Existenz sichern, da- mit arbeitende Menschen nicht auf Mindestsicherung angewie- sen sind. Wenn das neue Gesetz kommt, erhält der überwiegende Teil der Tiroler Bezieherkreis deutlich weniger Geld, was die Armut weiter verfestigt. TAZ: Die Regierung hat vor den Wahlen versprochen, die kalte Progression abzu- schaffen… Zangerl: … und ihr Verspre- chen nicht gehalten. Faktum ist: Die Beschäftigten zahlen sich alles selbst. Sie leisten 80 % der Abgaben, aber bekommen nur 20 % der Entlastung. Ist das leis- tungsgerecht? Die Arbeitnehmer- Familien werden in den nächsten zehn Jahren die unglaubliche Sum- me von 66 Milliarden Euro direkt an den Finanzminister liefern – und zwar nur aufgrund der kalten Progression. Diese schleichende Steuererhöhung entsteht, weil bei jeder Lohnerhöhung die Steuern überproportional mitsteigen. Und mit einem großen Teil der Lohn- erhöhung wird nur die Inflation ausgeglichen. Die Beschäftigten werden nicht reicher und bezah- len noch dazu höhere Steuern. Deshalb fordern wir schon lange eine Inflationsanpassung. Geht es um die Taschen der Politiker, wird eine Inflationsanpassung ja enorm schnell durchgesetzt. So wurde die Parteienförderung um zwei Prozent erhöht und gleichzeitig festgeschrieben, dass die Zuschüs- se des Bundes an die Parteien in- flationsangepasst werden. TAZ: Warum klagt die AK Tirol gegen die Zentralisierung der Gebietskrankenkasse? Zangerl: Aufgrund der Zentralisie- rung verliert allein Tirol rund 178 Mio. Euro und zudem die Mitspra- che in der Krankenkasse. Unsere Gesundheitsversorgung steht auf dem Spiel. Wir verlangen statt einer Kassenzentralisierung und De-facto-Verstaatlichung, die die Leistungen für die Versicherten verschlechtern wird, eine Gesund- heitsreform mit einem bestmög- lichen Leistungsniveau für alle Beschäftigten und ihre Familien. Im Patienteninteresse. Die AK wehrt sich gegen eine Zentralisierung und Verschlechterung unseres Gesundheitssystems. T irols AK Präsident Erwin Zangerl sagt zum Thema Sozialhilfe: „Steigende Armut heißt steigende Kosten! Die gekürzte Sozialhilfe wird viele Menschen in die Armut treiben. Arm zu sein, bedeutet weniger Chancen auf Bildung und einen Arbeitsplatz und weniger Perspekti- ven. Das Risiko krank zu werden, zu vereinsamen, sein sicheres Zuhause zu verlieren, steigt. Je schneller Unterstützung in ausreichender Höhe erfolgt, desto geringer sind die Folgekosten langer Armut für den Staat.“ (siehe Beitrag Seite 10) Hilfe statt Druck! Es braucht passende Hilfestel- lungen, um aus dem Bezug der Sozialhilfe herauszukommen, wie etwa existenzsichernde Löhne und Pensionen, Arbeitsmarktinitiativen, Beratung, mehr Deutschkurse und faire Bildungschancen. Wir sollten zusammenhalten! Österreich gehört zu den reichsten Ländern der Welt. Es ist nicht nötig, den ärmsten Menschen noch etwas wegzunehmen. Gerechtigkeit heißt, denen zu helfen, die es brauchen. TAZ: Gibt es für Sie einen Zu- sammenhang zur Spitalsdebatte? Zangerl: Beides hängt zusammen. Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg stellt Betroffene und Öffent- lichkeit einfach vor vollendete Tatsachen: Das LKH Natters soll geschlossen werden, in einzelnen Bezirksspitälern sollen Abtei- lungen aufgelassen bzw. massiv umstrukturiert werden. Hinter verschlossenen Türen wird ein Reformplan aufgestellt, den man den Leuten dann als beschlossen hinwirft. Miteinander zu reden und Lösungen zu suchen, ist mitt- lerweile scheinbar keine Option mehr. Eines muss aber klar sein: Optimieren heißt im Klartext im- mer Einsparen auf Kosten der Pa- tienten und nicht etwa die Versor- gungssicherheit ausbauen. EIN BESSERER ANSATZ Zangerl: „Die Parteienförderung wird an die Inflation angepasst, die kalte Progression nicht! Wie durchsichtig ist denn das?“ © pongmoji/stock.adobe.com EINFACH GEWINNEN MIT DER AZ I m Mai 2019 präsentiert das Tiroler Kammerorchester InnStrumenti wie- der ein Konzert-Highlight mit großem Orchester und einem international renommierten Tiroler Künstler: Karl- Heinz Schütz, Soloflötist der Wiener Philharmoniker, musiziert als Solist im Concierto pastoral von Joaquin Rod- rigo. Eröffnet wird das Konzert mit der Suite pastorale von Emmanuel Chabri- er. Im zweiten Konzertteil erklingt die Jupiter-Sinfonie von W. A. Mozart. Um das Tiroler Kammerorchester am 12. Mai in Innsbruck im Haus der Musik (ab 11 Uhr) live erleben zu können, spielen Sie mit (siehe rechts)! I m Rahmen der Latino-Tour 2019 macht Semino Rossi mit 12-köp- figer Band auch auf der Festung Kufstein Halt: am Do. 16. Mai, ab 20 Uhr . Der argentinische Superstar erfüllt sich mit diesem außergewöhn- lichen Programm einen Herzens- wunsch. „Ich habe auf den richtigen Augenblick gewartet, um in meiner Muttersprache zu singen“, freut sich der 56-Jährige auf diesen musika- lischen Ausflug zu seinen Wurzeln. Gewinnen Sie mit der Tiroler Arbei- terzeitung Karten (siehe rechts) und erleben Sie Leidenschaft gepaart mit melodiösen Rhythmen. MA[I]TINÉE UNPLUGGED InnStrumenti live Semino Rossi Mitmachen & gewinnen. Wenn Sie Karten für eine der Veranstaltungen gewinnen wollen, mailen Sie an ak@tirol.com, schi- cken ein Fax an 0512/5340 – 1290 oder schreiben an AK Tirol, Maximilianstraße 7, 6020 Inns- bruck, Stichwort: „Fledermaus“, „Semino“ oder „InnStrumenti“. Einsendeschluss ist der 30. April 2019 . Namen, Adresse und Telefonnummer nicht vergessen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, keine Barablöse möglich. Ihre personenbezogenen Daten (Name,Adresse,eMail, Telefonnummer) werden von der AKTirol ausschließlich für die Teilnahme und Abwicklung des jeweiligen Gewinnspiels verwendet und nach der Auslosung oder Ausspielung gelöscht.Ausführliche Informationen gemäß der DSGVO finden Sie unter https://tirol.arbei - terkammer.at/Datenschutz_ (DSGVO).html. I m Jahr 1874 in Wien uraufgeführt, gilt „Die Fledermaus“ von Johann Strauß als Höhepunkt der Goldenen Operet- tenära. Das mitreißende und meisterhaft orchestrierte Werk steht in Kufstein am Programm des Operettensommers 2019. Mit der AK Tirol können Sie gratis dabei sein: Wir verlosen Karten für die Vorstel- lungen am Freitag, 16. August, 20 Uhr, und Samstag, 17. August, 19 Uhr (De- tails siehe rechts). Tauchen Sie ein in die adelige Welt von damals und erleben Sie die humorvolle „Rache der Fledermaus“ mit bekannten Liedern wie „Brüderlein, Schwesterlein“ und „Trinke Liebchen, trinke schnell (Glücklich ist, wer vergisst)“. OPERETTENSOMMER 2019 Die Fledermaus landet in Kufstein

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIxOTE=