Tiroler Arbeiterzeitung

2 Nr. 123, Oktober 2019 FÜR BESCHÄFTIGTE D ie Arbeiterkammer hat vor den Wahlen ihre For- derungen an die nächste Regierung präsentiert. Die Arbeitsverdichtung nimmt zu, die beruflichen Anforderun- gen steigen, Arbeit und Freizeit verschwimmen immer mehr. Damit steigt auch der Druck im Privatleben. Die Beschäftigten brauchen in vielen Bereichen dringend Entlastung: vom Ar- beitsleben übers Wohnen bis zur Mobilität oder der Betreuung ihrer Kinder und Pflege ihrer Angehörigen. Besonders betont wird seitens der AK der Wunsch, mit der kommenden Regierung wieder in einen Dialog treten zu können. Für Gesprächskultur Dass „der Weg des Dialogs“ unter der türkis-blauen Bundesregierung verlassen wurde, sei „bedauer- lich“, sagt Wiens AK Präsidentin Renate Anderl. Deswegen lautet ihr Appell an die nächste Regie- rung: „Zurück zum Dialog, lassen Sie die Gesprächsverweigerung hinter sich!“ DiesemWunsch nach Zusammenarbeit schließt sich auch der Tiroler Arbeiterkammer- chef Erwin Zangerl an, ebenfalls mit einem Seitenhieb auf die letz- te Regierung. „Man hat geglaubt, dass Expertise und Fachmeinung nicht notwendig sind“, sagte er. Allerdings helfe es niemandem, „wenn man nicht miteinander spricht und sich dann beim Verfas- sungsgerichtshof wieder trifft“. Acht Themenbereiche „In den vergangenen Jahren hat sich einiges verschlechtert“, be- mängeln Anderl und Zangerl. „Deshalb hat sich die Arbeiter- kammer acht Prioritäten für ein lebenswertes Österreich überlegt und stellt in diesen acht Themen- bereichen konkrete Forderungen an die nächste Regierung.“ Der erste Themenbereich wid- met sich den Arbeitsbedingungen der Menschen. Denn die beruf- lichen Anforderungen steigen, es gibt keine klare Grenze mehr zwischen Berufs- und Privatleben. Deshalb fordert die AK unter an- derem planbare und mitbestimmte Arbeitszeiten, eine leichtere Er- reichbarkeit der sechsten Urlaubs- woche und Anspruch auf die ver- sprochene Vier-Tage-Woche. Es sollte auch endlich ernsthaft über Arbeitszeitverkürzung geredet werden und darüber, wie die Ar- beitnehmer entlastet werden kön- nen. Für den BereichArbeitsmarkt und Konjunktur wünscht sich die AK mehr Fairness in der Arbeits- losenversicherung und bessere Unterstützung bei der Arbeits- platzsuche. Denn es ist wichtiger, sinnvolle Arbeit zu schaffen statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren. Faire Steuern Beim Thema Steuern erneuert die AK ihre Forderung nach einem gerechten System, bei dem auch internationale Konzerne zur Kas- se gebeten werden. Außerdem fordert die Arbeiterkammer eine Lohnsteuersenkung von zumin- dest 3,5 Milliarden Euro zum Ausgleich der kalten Progression und eine Einführung einer Mil- lionärsabgabe sowie einer Erb- schafts- und Schenkungssteuer zur Pflegefinanzierung. Auch die soziale Sicherheit liegt der AK am Herzen, dafür soll das Gesund- heitssystem ausgebaut und das Pensionssystem in der Verfassung verankert werden. Mehr Kinderbildung In Sachen Geschlechtergerech- tigkeit ist es hoch an der Zeit, die Investitionen in Kinderbildung zu erhöhen und einenRechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz einzuführen. Weiters möchte die AK eine partnerschaftliche Tei- lung der Arbeitszeit fördern und Hürden beim Kinderbetreuungs- geld beseitigen. Um Bildungs- chancen zu erhöhen, wünscht sich die AK von der Regierung einen Ausbau der Ganztagsschu- len. Beim Themenbereich Kli- maschutz spricht sich die AK für einen massivenAusbau der öffent- lichen Verkehrsmittel aus, ebenso wünscht sie sich eine sozial ausge- wogene Energiewende. Mehr Dialog für mehr Österreich Vorschläge. Die AK hat ihre Forderungen an die nächste Regierung präsentiert. Es geht um bessere Arbeitsbedingungen ebenso wie um Steuergerechtigkeit, soziale Sicherheit, Bildungschancen, Klimaschutz und leistbares Wohnen, betonen die AK Spitzen Renate Anderl und Erwin Zangerl. © melita /stock.adobe.com D ie AK ist die Anwältin von fast 4 Millionen arbeiten- den Menschen. Die Mitarbeiter der AK kämpfen täglich für eine gerechtere Arbeitswelt. Mit dem AK Zukunftsprogramm wurden die Leistungen bei Digitalisierung, Wohnen, Pflege und Bildung ausgebaut. Die AK wird in den nächsten 5 Jahren ihre Mitglieder bei der Bewältigung der Digitali- sierung in der Arbeitswelt mit 150 Millionen Euro unterstützen. Mit vollem Einsatz WICHTIGE FORDERUNG Wohnkosten dämpfen B is zu 40 Prozent des Einkom- mens werden für Wohnkosten verwendet. Die steigenden Mieten sind den Einkommen schon längst davongaloppiert. Die Arbeiterkammer verlangt einen massiven Ausbau des geförderten Wohnbaus, ein moder- nes Mietrecht, einen Wohnbonus und effektive Maßnahmen gegen Grundstücks- und Immobilienspe- kulationen. Von der kommenden Regierung fordert die AK außerdem Maßnahmen gegen Mietwucher. Sie steht positiv zu Mietenbegrenzungen und begrüßt ein Wegfallen der Mak- lergebühren für Mieter und Käufer. Gemeinsam besser DieAK ist eine demokratische und unabhängige Institution. Verant- wortungsvolle Regierungspolitik bedeutet, den Dialog mit allen zu suchen. Eine verantwortungsbe- wusste Regierung setzt sich auch mit den Meinungen anderer Orga- nisationen und Experten auseinan- der. Nur so findet man vernünftige und nachhaltige Lösungen. Die Beschäftigten brauchen dringend Entlastung in allen Bereichen: VomArbeitsleben übers Wohnen bis zur Mobilität, der Kinderbetreuung und Pflege. Die AK fordert planbare und mitbe- stimmte Arbeitszeiten, eine leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubs- woche und den gesetzlichen Anspruch auf die versprochene Vier-Tage-Woche. Die AK verlangt eine Lohnsteuersen- kung, ein Ende der kalten Progression und gerechte Finanzierungsmodelle zur Zukunftssicherung unseres Landes vor allem zur Pflegefinanzierung. Der Wohnwucher muss gestoppt wer- den. Die AK verlangt den Ausbau des gefördertenWohnbaus, ein modernes Mietrecht und effektive Maßnahmen gegen Immobilienspekulationen. Entlastung für die Beschäftigten! Finanzierungsmodelle zur Zukunftssicherung! Wohnwucher muss gestoppt werden! IhreAK: Voller Einsatz für eine gerechteArbeits- und Lebenswelt! Was die Arbeiterkammer für Sie fordert Einführung der Vier-Tage-Woche!

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