Tiroler Arbeiterzeitung

9 J UGEND & A USBILDUNG Nr. 123, Oktober 2019 T ourismus in Tirol: Das sind nicht nur Jubelmeldungen oder Werbebotschaften in Hochglanzprospekten. Fragt man Lehrlinge, Schülerinnen und Schüler, wie sie ihren Arbeitsplatz im Tourismus erleben, wundert es wenig, dass seit Jahren ein akuter Fachkräftemangel beklagt wird. „Bei Beschwerden in der AK Jugendabteilung geht es vor allem um Arbeitszeit, unbezahlte Über- stunden, Ausbildung oder Wert- schätzung“, berichtet AK Präsi- dent Erwin Zangerl. AK Studie. Das zeigt sich auch in der Studie „Ausbildung und Bran- chenerfahrung im Tiroler Touris- mus aus Sicht junger Erwachse- ner“, für die das Österreichische Institut für Berufsbildungsfor- schung (ÖIBF) im Auftrag der AK Tirol Jugendliche im letzten Ausbildungsjahr befragt hat. Wunschausbildung. Für etwa die Hälfte der Tiroler Schüle- rinnen und Schüler ist die Ausbil- dung in (sehr) hohem Maße auch die Wunschausbildung. Bei den Lehrlingen sagen 57 %, dass sie ihren Berufswunsch (sehr) ver- wirklichen konnten. Aber: Rund 20 % aller Befragten sagten, dass sie diese Ausbildung (gar) nicht machen wollten. Und dann...? 4 von 10 Tiroler Lehrlingen streben nach der Aus- bildung einen Berufswechsel an, zeigt der 2. Lehrlingsmonitor: 57 % wollten etwas Neues probie- ren, 40 % nannten schlechte Rah- menbedingungen wie Arbeitszeit, Sonntagsarbeit etc. als Grund, 26 %, dass ihnen der Betrieb die Freude am Beruf nahm, jeweils 24 %, dass sie der Beruf nicht mehr interessiert, und dass sie zu wenig verdienen werden (Mehr- fachnennungen waren möglich). Laut Tiroler Tourismusbefra- gung planen gut zwei Drittel der Lehrlinge (eher), weiter in die- sem Bereich zu arbeiten, aber nur die Hälfte der BMS-Schüler und weniger als die Hälfte der BHS-Schüler. 38 Prozent der BHS-Schüler und 46 Prozent der BMS-Schüler bestärkte die Prak- tikumserfahrung (eher), nach ih- rer Ausbildung nicht weiter in diesem Berufsbereich zu bleiben! Auffallend ist, dass Lehrlinge und Praktikanten die Betreuung in den Arbeit im Tourismus: Mission (im)possible? AK Studie. Ungeregelte Arbeitszeiten, schlechte Bezahlung bei harter Arbeit, rüder Ton: Viele Lehrlinge, Schülerinnen und Schüler werden in den Betrieben von der Realität eingeholt. Sie erzählten, wie sie die Ausbildung erleben und warum viele umsatteln möchten. B asis der Studie waren eine Online-Erhebung unter 307 Lehrlingen, Schülerinnen und Schülern von Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen sowie Aufbaulehrgängen (AUL) im letzten Ausbildungsjahr, und eine Sekundäranalyse des 2. Österreichischen Lehrlingsmo- nitors (n=6.024) mit Fokus auf Lehrlinge im Bereich Tourismus und Gastronomie in Tirol (n=103). Mehr auf ak-tirol.com © Marko Novkov /stock.adobe.com Portugal In der kleinen Stadt Castelo de Vide im Osten Portugals können sich Jugendliche von 2. bis 30. 11. im Community Service Project auf vielfältige Weise für die lokale Gemeinschaft vor Ort und für das Thema Nachhaltigkeit einsetzen. Ab 18 Jahren, verfügbare Plätze: 5 Cornwall Im traumhaft schönen Cawsand findet vom 14. 11. bis 18. 12. zum 17. Mal das „Star Gazy Boat Project“ statt! Dabei wird wieder mit dem ikonischen Fischer Malcolm zusammen- gearbeitet und das Boot Nr. 17 seetauglich gemacht. Für das Projekt stehen 5 Plätze zur Verfügung. Ungarn Vom 26. 11. - 19.12. findet in der Gemeinde Nagyvázsony imWesten Ungarns ein Freiwilli- genprojekt in einem kleinen ländlichen Kinder- garten statt. Gemeinsam mit anderen europä- ischen Freiwilligen können Interessierte erste Erfahrungen in der Kindergartenarbeit sammeln und sich aktiv in die Gestaltung des Tagesab- laufs einbringen. Das europäische Team wird auch eine kleine Fotodokumentation erstellen. Ab 18 Jahren, verfügbare Plätze: 2 Belgien Im Jugendzentrum INSIDE in Eupen im deutsch- sprachigen Ostbelgien steht ein Langzeitplatz für 10 Monate ab sofort zur Verfügung: erste span- nende Erfahrungen in der Jugendarbeit machen, der Kreativität freien Lauf lassen und Musik und Theaterworkshops organisieren. Dieser Freiwilli- geneinsatz kann auch als Zivildienst angerechnet werden. Ab 18 Jahren, verfügbare Plätze: 1 Die Teilnahme erfolgt im Rahmen des Europä- ischen Freiwilligendienstes. Sie ist kostenlos und wird finanziert von EU und AK Tirol und durchgeführt vom Verein Cubic. Mehr auf ak-tirol.com Infos & Kontakt 0800/22 55 22 – 1217 Aufwind für junge Menschen: Spannende Angebote auch im Herbst Es gibt viele Gründe, warum Jugendliche ausbrechen – und dann alleine keine Perspekti- ven finden. Deshalb hilft die AK Tirol Jungen zwischen 17 und 30 Jahren in schwierigen Lebensphasen mit ihrem EU- Auslands-Programm. Macht mit bei den Einsätzen in euro- päischen Ländern, bei denen ihr viel leistet und noch mehr zurückbekommt! 24 % 24 % 21 % 28 % 25 % 26 % 26 % 32 % 29 % 28 % 26 % 30 % 29 % 25 % 27 % 5% 18 % 9 % 11 % 11 % 13 % 11 % 7 % 7 % 7 % BHS Ist die jetzige Ausbildung (Lehre/Schule) Ihre Wunschausbildung? BMS AUL* Lehre Gesamt n=110 n=46 n=28 n=123 n=307 25 % 50 % 75 % 100 % 0 % Ja, sehr (1) (2) (4) (3) Nein, gar nicht (5) Ja Eher ja Eher nein Nein Quelle: Tourismuserhebung 2019/öibf, eigene Berechnungen *Aufbaulehrgang 23 % 23 % 27 % 25 % 25 % 31 % 21 % 38 % 21 % 36 % 27 % 29 % 10 % 23 % 20 % 21 % BHS Planen Sie nach Ende der Ausbildung, einen Beruf im Bereich Tourismus und Gastronomie auszuüben? BMS AUL * Lehre n=104 n=44 n=28 n=121 25 % 50 % 75 % 100 % 0 % „Die Arbeitszeiten sind nicht menschengerecht. Oft werden sie erst am Vortag am Abend gemacht oder spontan geändert.“ Aus der Studie Betrieben höchst unterschiedlich empfinden. Sämtliche Fragen werden von Schülern deutlich po- sitiver beantwortet als von Lehr- lingen. Eine Erklärung ist, dass Betriebe die Praktika als Instru- ment sehen, um Fachkräfte anzu- werben, während die Lehrlinge bereits im Betrieb integriert sind und produktiv eingesetzt werden. Mitunter auch für Hilfsarbeiten. Was es braucht. Interessante und abwechslungsreiche Aufga- ben, hohe Qualität des Lernens, reflexive Elemente der Ausbil- dung, faire und längerfristig vorrausschauende Planung der Arbeitszeiten, Reduktion des Ar- beitsvolumens und respektvoller Umgang sowie Anerkennung für die Arbeitsleistung. © deagreez /stock.adobe.com Zur Studie

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