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Nachhilfe Tirol 2015
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8.
Fazit
Das Nachhilfeproblem ist nach wie vor virulent. Die Zahl der Eltern, die für ihre Kinder im
laufenden Schuljahr und in den Sommerferien zuvor eine private externe Nachhilfe benötigt
haben, hat sich bundesweit gegenüber dem Vorjahr sogar noch etwas erhöht. Die aktuelle
Nachhilfequote entspricht wieder jener aus dem Jahr 2010. Damit lässt sich im Zeitverlauf
kein positiver Trend in Richtung einer Reduzierung des Bedarfs an privater Nachhilfe feststel-
len.
Ohne private Nachhilfe würden es viele Schülerinnen und Schüler nicht schaffen, die von der
Schule vorgegebenen Lernziele zu erreichen.
Wenn es in den meisten Fällen möglich ist, das Lernziel mithilfe privater Nachhilfe zu errei-
chen, sollte dies auch im Rahmen eines vertiefenden Unterrichts mit individueller Förderung
möglich sein. Dies umso mehr, als für die bezahlte Nachhilfe häufig Lehrerinnen und Lehrer
engagiert werden.
Unverändert ist auch zu konstatieren, dass die private Nachhilfe die betroffenen Eltern teuer
zu stehen kommt. Nachhilfe können sich auch nicht alle gleichermaßen leisten. Dies fördert
die soziale Ungerechtigkeit und benachteiligt Kinder aus den eher bildungsfernen Schichten,
die im Regelfall auch weniger finanzielle Ressourcen für private Bildungsinvestitionen in ihre
Kinder zur Verfügung haben.
Die Etablierung einer kostenlosen Nachhilfe an Schulen und in anderen Bildungseinrichtun-
gen trägt mittelfristig sicher dazu bei, die finanziellen Belastungen für die Eltern zu verrin-
gern. Dies ist insofern aber nur die zweitbeste Lösung, als damit noch kein Beitrag zur Ein-
dämmung des generellen Nachhilfebedarfs gesetzt ist.
Ein vorrangiges Bestreben der Schulen bzw. des Schulsystems müsste sein, den Bedarf an
Nachhilfe an sich zu reduzieren. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die individuelle Förderung
der Kinder viel stärker als bisher an den Schulen selbst respektive im Unterricht erfolgt. Mit
einem Ausbau von Ganztagsschulangeboten mit entsprechenden Übungs- und Lerngruppen
bzw. mit einer vertiefenden Übungs- und Lernkultur könnte man diesem Ziel näherkommen.
Einsparungen beim schulischen Förderunterricht würden umgekehrt mit Sicherheit dazu füh-
ren, dass sich die Nachhilfeausgaben der Eltern noch erhöhen.
Eine weitere und dringliche Voraussetzung wäre auch, Maßnahmen gegen den traditionell
überaus hohen und im Zeitverlauf noch steigenden Nachhilfebedarf im Fach Mathematik zu
setzen.