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Analyse Lohnsteuerdaten 2015 Seite 29

Zur Beurteilung, ob sich die finanzielle Situation der

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verbessert, ist

die Entwicklung der Realeinkommen entscheidend.

Die realen Einkommen beziehen die schleichende

Geldentwertung, also die Inflation, mit ein. Mit Hilfe

des Vergleichs der Realeinkommen zweier Jahre

kann die Frage beantwortet werden, ob sich die Men-

schen mehr leisten können oder an Kaufkraft verlo-

ren haben.

Denn die reinen Zahlen auf den Lohnzetteln können

auch trügerisch sein: Wenn die Lohnerhöhung, so

es eine gab, geringer ausfiel als die Inflation, dann

sinkt die reale Kaufkraft. Neben der persönlichen

Betroffenheit der Menschen, die sich nun weniger

leisten können und sprichwörtlich den Gürtel enger

schnallen müssen, hat diese Entwicklung auch einen

ernsthaften volkswirtschaftlichen Aspekt. Die Real-

einkommensverluste drücken den Binnenkonsum

und damit die inländische Nachfrage, die ein enorm

wichtiger konjunktureller Faktor ist. Der private Kon-

sum hat sich aber gerade in den krisenhaften Zeiten

der letzten Jahre als stabilisierender Faktor erwie-

sen, entscheidende Impulse für einen wirtschaftli-

chen Aufschwung sind aber in einer Situation mit

realen Kaufkraftverlusten nicht zu erwarten. Über

lange Jahre hinweg war die Entwicklung der realen

Einkommen in Österreich äußerst gedämpft. In den

Jahren seit 2010 waren die realen Einkommen kauf-

kraftbereinigt, d.h. nach Einberechnung der Inflation,

stets rückläufig. 2015 zeigte sich ein etwas positive-

res Bild. Die realen Bruttoeinkommen stiegen im Jah-

resvergleich um 0,9%, die realen Nettoeinkommen

um 0,4%.

Zum einen hat die leichte Zunahme der Kaufkraft

weniger mit Lohn- und Gehaltssteigerungen zu tun –

diese fielen im Vorjahresvergleich sogar etwas gerin-

ger aus – sondern mehr damit, dass sich die Inflation

auf einem sehr niedrigen Niveau befand. Die Jah-

resinflation 2015 machte gerade einmal 0,9% aus,

hauptsächlich getragen von einem globalen Verfall

der Energiepreise und einer schwachen Nachfrage.

Zum anderen sieht man an der Differenz zwischen

der stärkeren realen Zunahme der Bruttoeinkom-

men (+0,9%) und der schwächeren Zunahme der

Nettoeinkommen (+0,4%) das Wirken der soge-

nannten „Kalten Progression“. Dadurch, dass sich

die Besteuerung der Einkommen an den nominel-

len Einkommen orientiert und die Steuerklassen

nicht inflationsangepasst werden, „rutschen“ mehr

Gehaltsbestandteile in höhere Steuerklassen und

werden höher besteuert. Das bedeutet, dass ein Teil

der Gehaltszugewinne an die Staatskasse geht. Die

Analyse der Entwicklung der realen Nettoeinkommen

zeigte innerhalb Österreichs ein differenziertes Bild.

Die Zunahmen rangierten zwischen 0,3% in Ober-

österreich und 1,2% im Burgenland. In Wien gingen

die realen Einkommen um 0,3% zurück. In Tirol be-

trug die Zunahme 0,7%.

(5) Analyse der Realeinkommen

2015

2014

absolut

nominal

real

Burgenland

32.251

31.428

823

2,6% 1,7%

Kärnten

29.950

29.188

762

2,6% 1,7%

33.561

32.865

696

2,1% 1,2%

31.408

30.849

559

1,8% 0,9%

Salzburg

29.361

28.681

680

2,4% 1,4%

Steiermark

30.063

29.411

652

2,2% 1,3%

Tirol

27.927

27.339

588

2,2% 1,2%

Vorarlberg

30.965

30.225

740

2,4% 1,5%

Wien

31.505

31.190

315

1,0% 0,1%

Österreich

30.520

29.972

548 €

1,8% 0,9%

Jahresbruttoeinkommen: reale Entwicklung Gesamt

GESAMT

Tabelle 33: reale Bruttoeinkommensentwicklung - Gesamt

2015

2014

absolut

nominal

real

Burgenland

26.367

25.839

528

2,0% 1,1%

Kärnten

24.466

24.046

420

1,7% 0,8%

27.067

26.702

365

1,4% 0,5%

26.055

25.810

245

0,9% 0,0%

Salzburg

24.077

23.694

383

1,6% 0,7%

Steiermark

24.579

24.294

285

1,2% 0,3%

Tirol

23.302

22.984

318

1,4% 0,5%

Vorarlberg

25.998

25.570

428

1,7% 0,8%

Wien

23.569

23.534

35

0,1%

-0,8%

Österreich

24.502

24.621

119

-€

-0,5% -1,4%

Jahresnettoeinkommen: reale Entwicklung Männer

MÄNNER

Tabelle 34: reale Nettoeinkommensentwicklung - Männer

2015

2014

absolut

nominal

real

Burgenland

17.713

17.284

429

2,5% 1,6%

Kärnten

16.380

15.999

381

2,4% 1,5%

18.182

17.790

392

2,2% 1,3%

16.263

15.971

292

1,8% 0,9%

Salzburg

15.960

15.608

352

2,3% 1,3%

Steiermark

16.259

15.877

382

2,4% 1,5%

Tirol

14.922

14.624

298

2,0% 1,1%

Vorarlberg

15.700

15.317

383

2,5% 1,6%

Wien

18.818

18.600

218

1,2% 0,3%

Österreich

16.807

16.499

308 €

1,9% 0,9%

Jahresnettoeinkommen: reale Entwicklung Frauen

FRAUEN

Tabelle 35: reale Nettoeinkommensentwicklung - Frauen