Seite 4 Die Einkommen in Tirol
Tirol ist schön. Tirol ist aber auch teuer. Die Lebens-
haltungskosten gehören zu den höchsten in Öster-
reich. Besonders die Kostenpunkte, an denen man
nicht viel sparen kann, wie etwa Wohnen, belasten in
Tirol den Geldbeutel besonders. Deshalb ist ein gu-
tes Einkommen von entscheidender Bedeutung, will
man in Tirol seinen Lebensmittelpunkt haben.
Darüber hinaus bestimmt das Einkommen wesentlich
über Lebenschancen und Lebensperspektiven für ei-
nen selbst und für die Familie. Ein Einkommen aus
Erwerbsarbeit ist die wichtigste Einnahmequelle für
die überwältigende Mehrheit der Menschen in Tirol.
Dabei ist die Höhe dieses Einkommens nicht nur
für die persönliche Lebensführung zentral, sondern
auch volkswirtschaftlich gesehen sind die Einkom-
men ein äußerst wichtiger Faktor. Gerade der private
Konsum, also die Ausgaben der Privathaushalte, er-
wies sich in der Wirtschaftskrise als stabilisierender
Faktor.
Leider zeigte sich wieder einmal, dass Tirol bei den
Einkommen das Schlusslicht unter den österreichi-
schen Bundesländern war. Im Durchschnitt verdien-
ten die Tirolerinnen und Tiroler im Monat € 1.377
netto – um 7,7% weniger als der österreichischen
Durchschnitt: Das sind € 1.610 netto weniger im Jahr!
Auch bei ganzjähriger Vollzeitarbeit, das heißt bei
gleichem Arbeitsaufwand, lagen die Einkommen der
Tirolerinnen und Tiroler zurück. Den Männern in die-
ser Beschäftigungsform fehlten im Vergleich mit dem
österreichischen Durchschnitt dazu pro Monat 115
Euro netto, den Frauen sogar 146 Euro netto.
Der „harte Kern“ der Beschäftigung in Tirol – die
ganzjährige Vollzeitarbeit nimmt immer mehr ab.
Was früher als „Standardbeschäftigung“ bezeichnet
wurde, nämlich das ganze Jahr hindurch auf einer
Vollzeitstelle zu arbeiten, trifft mittlerweile auf nur
mehr 47% der Tiroler Arbeitnehmerinnen und Ar-
beitnehmer zu. Es ist auch zu erwarten, dass dieser
Anteil in den nächsten Jahren weiter sinken wird.
Den ganzjährigen Vollzeitbeschäftigten kommt aber
bei den Einkommen und auch bei der Finanzierung
öffentlicher Aufgaben eine enorm wichtige Rolle zu:
im Jahr 2015 erwirtschafteten sie 85% des gesamten
Lohnsteueraufkommens und leisteten 74% aller So-
zialversicherungsbeiträge in Tirol.
Die realen Einkommen, d.h. das Einkommen, das
nach Berücksichtigung der Inflation übrig blieb, nah-
men 2015 leicht zu. Der Kaufkraftzuwachs machte
0,7% aus, womit die realen Einkommen in Tirol etwas
stärker stiegen als im österreichischen Durchschnitt.
Trotzdem bleibt es leider dabei: Tirol ist das Schluss-
licht im Einkommensvergleich und weist gleichzeitig
aber sehr hohe Lebenshaltungskosten auf. Ange-
sichts exorbitanter Wohn- und Lebenskosten ist für
viele diese Schere bereits zu weit aufgegangen. Des-
halb ist eine Neuorientierung der Standortpolitik des
Landes gefordert. Vor allem in den stark touristisch
geprägten Regionen mangelt es an einkommenssta-
bilen und ganzjährigen Beschäftigungsalternativen.
Einführung
AK Präsident Erwin Zangerl