Tiroler Arbeiterzeitung

G ESUNDHEIT & R ECHT 8 Nr. 112, November 2018 Pflege als Megathema B erechnungen zufolge ar- beiten in Tirol mehr als 15.000 Menschen in der Pflege und Betreuung. Rund 80 Prozent davon sind Frauen. Sie arbeiten in Kranken- häusern, in der Langzeitpflege und -betreuung, in Reha-Einrich- tungen, in Arztpraxen oder in der Aus- und Weiterbildung. So un- terschiedlich ihre Tätigkeit im Ar- beitsumfeld ist, eines haben alle Pflegekräfte gemeinsam: Sie er- bringen täglich Höchstleistungen zum Wohle sehr verletzlicher Gruppen, nämlich für Ältere, Kranke oder Menschen mit beson- deren Bedürfnissen. Der Einsatz des Pflege- und Betreuungsper- sonals ist umfassend, aber viel- fach unsichtbar. Zur pflegerischen Grundversorgung kommt die besonders wichtige Beziehungs- arbeit. Eine große Herausforde- rung stellt dabei die Arbeit mit Demenzkranken dar. Geduld und Fingerspitzengefühl sind Leistun- gen, die viel zu wenig anerkannt und bewertet werden. Neben einer oft körperlich an- strengenden Arbeit sind der Bei- stand bei großen Schmerzen, die Begleitung beim Sterben oder das Trösten der Angehörigen Leistun- gen, die viel mehr wert sind, als dies derzeit sowohl in der Entloh- nung als auch in der zur Verfügung stehenden Zeit zum Ausdruck kommt. Eine oft auch völlig un- terschätzte Leistung ist die umfas- sende Dokumentation der Pflege und Betreuung. Diese garantiert aber die Qualitätssicherung, ohne die Angehörige und Betroffene vor großen Problemen stünden. Enormer Einsatz. Sportlich be- trachtet erbringen Pflegekräf- te tagtäglich Spitzenleistungen: 24.000 Schritte in einem Nacht- dienst – also knapp 17 Kilometer – sind keine Seltenheit. Oft betreut eine Pflegeperson im Nachtdienst alleine eine Station, im Lang- zeitbereich kann dies sogar über mehrere Stationen gehen. Einsatz- kräfte in der mobilen Pflege und Betreuung legen teils mehr als 60 Kilometer pro Tag zurück, um in einem Dienst bis zu 20 Klien- tinnen und Klienten zu versorgen. AK Präsident Zangerl verlangt daher erneut eine Verbesserung der gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für alle Be- reiche der Pflege und Betreuung: „Wenn wir die Pflege immer nur als Kostenfaktor diskutieren, sollten wir eines nicht vergessen: Wir werden selber älter und wer- den wahrscheinlich einmal Pflege und Betreuung brauchen. Was wir heute versäumen, fehlt bei den Vo- raussetzungen für eine würdevolle Pflege in der Zukunft. Es braucht endlich langfristige Lösungen.“ Nachgefragt. Das Pflegepersonal verdient mehr Wertschätzung. Wir alle brauchen jetzt und künftig eine gute Pflege. Die Belastungsgrenze ist durch Schwerstarbeit vielfach erreicht. AK befragt Tirols Pflegefachkräfte I n den Gesundheits- und Pflege- berufen steht den Beschäftigten mit der Arbeiterkammer Tirol ein verlässlicher und starker Partner zur Seite, der sich für ihre Interessen wirkungsvoll einsetzt. AK Präsident Erwin Zangerl: „Wir wissen um die herausfordernde Tätigkeit, die die Pflege- und Gesundheitsfachkräf- te an ihrem Arbeitsplatz täglich erbringen, und welch wertvolle Arbeit sie für unsere Gesellschaft und den Einzelnen leisten. Daher ist es aber auch wichtig zu wissen, wie es den Fachkräften in ihrem Arbeitsumfeld geht und wo Verbesserungsbedarf nötig ist.“ Große Umfrage. Die AK Tirol hat deshalb mit dem Meinungsfor- schungsinstitut IFES auf Basis des Arbeitsklima-Index eine großange- legte Umfrage unter den Beschäf- tigten in den Gesundheits- und Pflegeberufen gestartet. Alle Be- schäftigten in diesen Berufsfeldern erhalten einen Fragebogen, mit dem sie ihre Meinung zu ihrer Arbeit und ihrem unmittelbaren Arbeitsumfeld abgeben können. Zangerl: „Je mehr Beschäftigte an dieser Umfrage teilnehmen, umso klarer ist das Bild über das derzeitige Arbeitsklima, die beruflichen Belastungen aber auch die positiven Aspekte.“ Völlig anonym. Um absolute Anonymität zu gewährleisten, werden sämtliche Daten ausschließlich vom Meinungsforschungsinstitut IFES bearbeitet. Die AK Tirol erhält nur zusammengefasste und anonymi- sierte Auswertungen. „Die Ergebnisse werden in unsere interessenpoli- tische Arbeit einfließen und dienen als Basis, um Verbesserungen am Arbeitsplatz bzw. im Arbeitsumfeld der Pflege- und Gesundheitsfach- kräfte zu erreichen“, so Zangerl. Gut vorbereitet. Mit einem eigenen Tagebuch können Angehörige leichter alle Hilfestellungen dokumentieren und so zur richtigen Pflegegeldeinstufung gelangen. N icht immer tritt Pflege- bedürftigkeit plötzlich ein. Sehr häufig verän- dert sich der Allgemein- zustand eines Menschen schlei- chend. Anfänglich übernehmen die Angehörigen für die Betrof- fenen meist kleine Aufgaben des täglichen Lebens. Mit zuneh- mender Dauer kommen allerdings immer mehr Hilfestellungen dazu. Irgendwann liegt schließlich ein ständiger Betreuungs- und Hilfs- bedarf vor und es stellt sich die Frage nach der Finanzierung der Pflege. Eine wichtige finanzielle Unterstützung ist das Pflegegeld. Richtig einstufen. Grundlage für die Pflegegeldeinstufung ist das Gutachten eines Sachverstän- digen. Nicht immer werden die pflegebedürftigen Personen ent- sprechend des tatsächlichen Pfle- gebedarfs eingestuft. Dies kann daran liegen, dass zum Beispiel die Verfassung des zu Pflegenden am Tag der Begutachtung beson- ders gut war oder aber der tatsäch- liche Pflege- und Betreuungsauf- wand nicht korrekt aufgezeigt wurde, denn gerade die selbst- verständlichen Hilfestellungen im Alltag werden schnell übersehen. Hilfestellung. Die Arbeiterkam- mer Tirol hat in Zusammenarbeit mit der Plattform Mobile Pflege Tirol ein Pflegetagebuch ausge- arbeitet, damit Sie bzw. der Pfle- gebedürftige zur richtigen Pflege- geldeinstufung gelangen. Es soll Ihnen dabei helfen, alle Unter- stützungen, die am Tag und in der Nacht nötig sind, detailliert dar- zustellen. Mit diesen Aufzeich- nungen erhalten Sie eine gute Do- kumentation für eine anstehende Begutachtung. Zudem dient Ihnen das Pflegetagebuch auch als Erin- nerungsstütze im Gespräch mit den Sachverständigen. Das Pflegetagebuch sollte über einen Zeitraum von zwei Wo- chen geführt werden. Dadurch sieht der Gutachter nicht nur eine „Momentaufnahme“, sondern den ständigen Hilfebedarf. Der Weg zur richtigen Einstufung Pflegebedürftig, was nun? F ür alle Beteiligten ist die Pflege daheim eine große Herausforde- rung. In der AK Imst, Rathausstraße 1, stehen deswegen Betroffene, deren Anliegen und Probleme im Mittelpunkt. Beim kostenlosen Infoa- bend „Pflegebedürftig, was nun?“ am Di. 4. Dezember ab 19 Uhr gibt es Tipps und Beratung von Experten zu Themen wie Pflege- und Betreuungs- freistellung, Pflegekarenz, Pflege- teilzeit, Hospizkarenz, 24-Stunden- Betreuung, finanzielle Förderungen, Hilfsmittel etc. Anmeldung unter 0800/22 55 22 – 3150 oder imst@ak-tirol.com AK IMST Pflegearbeit ist größtenteils weiblich und verdient mehr Respekt undWertschätzung. © ARochau /stock.adobe.com © Gina Sanders/stock.adobe.com ARBEITSKLIMA AKUT Nutzen Sie das Pflegetagebuch, um für die Pflegegeldbegutachtung gut vorbereitet zu sein! Tipp Das Pflegetagebuch gibt es kostenlos unter 0800/22 55 22 – 1645 oder als Download auf www.ak-tirol.com

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