Tiroler Arbeiterzeitung

K ONSUMENT & R ECHT 4 Nr. 116, Februar 2019 D er Fall war ein Aufreger: Woch- enlang wartete eine Tiroler Familie Ende 2018 auf Lieferung und Einbau eines bei Saturn gekauften Herd-Sets. Trotz zahlreicher Anfragen stellte sich die Elektrofachkette taub und reagierte nicht. Da der Saturn- Techniker beim Ausbau des Altgerätes festgestellt hatte, dass das neue Gerät defekt war und er das Altgerät mitgenommen hatte, fehlte Familie E. zudem wochenlang die Möglichkeit zu kochen. Kurz vor Weihnachten half die AK und organisierte ein Ersatzgerät plus Einbau. Die Konsumentenschüt- zer der AK drängten weiterhin auf eine Stellungnahme von Saturn. Sie kam letztlich Mitte Jänner: Die Elektrofach- kette entschuldigte sich und beglich alle entstandenen Kosten. Der Aufsperrdienst-Wucher Dreiste Abzocke: AK klagt Erste Urteile. Die AK Tirol zeigte viele Vorfälle mit unseriösen Schlüsseldiensten an. Zwei Angeklagte wurden mittlerweile in Innsbruck zu Geldstrafen verurteilt. Klage. Unsaubere Geschäfte eines Geräteversicherers beschäftigen die AK Konsumentenschützer. Sie klagen den deutschen Versicherer. G erade jetzt in der kalten Jahreszeit scheinen sich Vorfälle mit unseriösen Schlüsseldiensten wieder zu häufen: Vor kurzem wurden er- neut Tiroler abgezockt, nachdem sie im Internet auf bezahlte An- zeigen mit 24-Stunden-Aufsperr- service gestoßen waren. Geschickt wird darin der An- schein erweckt, dass die Unter- nehmen ihren Sitz in Tirol haben. Vor Ort erscheinen jedoch Mitar- beiter einer Firma aus Deutsch- land oder wie zuletzt aus Ost- österreich. Diese stellen völlig überhöhte Rechnungen über bis zu 1.600 Euro aus und bestehen ausdrücklich auf Barzahlung. Da- bei ist die Arbeit alles andere als fachgerecht. Die Kunden bleiben oft auf beschädigten Türen und – falls überhaupt – auf Billigschlös- sern sitzen. Sachwucher. Die Konsumenten- schützer der AK Tirol warnen seit Jahren vor unseriösen Schlüssel- diensten und zeigten viele Fälle an. Jetzt gibt es zwei Verurteilungen wegen Sachwuchers. Ein Ange- klagter gab bei der Polizei zu Pro- tokoll, der Rechnungsbetrag richte sich mitunter danach, wie finanz- kräftig der Kunde sei. Dabei werde ein Aufschlag von bis zu 100 % verrechnet. Ein Angeklagter wurde wegen Sachwuchers in drei Fällen rechts- kräftig zu einer unbedingten Geld- strafe von 1.200 Euro verurteilt. Über einen weiteren Angeklag- ten wurden wegen Sachwuchers in vier Fällen inAbwesenheit nicht rechtskräftige 2.400 Euro Geld- strafe verhängt. Laut Gericht zielte er darauf ab, die Situation auszu- nützen [...] Mit seinem Beharren auf sofortige Barzahlung […] beabsichtigte er, dass die Konsu- menten, die imMoment keine Ver- gleichsmöglichkeiten hatten, nicht länger über die Höhe des Geldbe- trages nachdachten und die gefor- derte Summe bezahlten, obwohl ihnen eigentlich bewusst war, dass […] der Betrag zu hoch war. Derzeit werden am Landesge- richt Innsbruck weitere Strafan- träge bearbeitet. Österreichweit beschäftigen rund 100 Fälle Staats- anwaltschaften und Gerichte. Die Gefahr ist nicht gebannt! Konsumenten sollten aber auch weiter auf der Hut sein. Die AK Experten raten: • Gezielt nach heimischen Schlüs- seldiensten in unmittelbarer Nähe suchen. • Seriöse Unternehmen legen im Impressum ihrer Webseite In- formationen wie Firmenname, Adresse und Telefonnummer offen. • Wer dennoch einem unseriösen Schlüsseldienst auf den Leim ge- gangen ist, sollte die Barzahlung verweigern und auf Übermitt- lung einer Rechnung bestehen. • Notfalls die Polizei rufen. Die Erfahrung zeigt, dass bei er- folgter Bezahlung Rückforde- rungsansprüche nur sehr schwer oder gar nicht durchgesetzt wer- den können. EineAuflistung heimischer Schlüs- seldienstanbieter bietet die Website der Tiroler Wirtschaftskammer www.schluesseldienste-tirol.at E s war 2004, als ein Konsu- ment in einem Tiroler Elek- trofachmarkt einen Fernse- her um 319 Euro erwarb. Dazu wurde auch eine Gerätever- sicherung zum Preis von 1,82 Euro pro Monat abgeschlossen. Damit verbunden war eine Ermächti- gung, die Versicherungsprämie di- rekt vomKonto einzuziehen. Doch der Versicherungsvertrag war alles andere als kundenfreundlich: Zu- nächst hatte der Vertrag eine Dauer von nur einem Monat, plus auto- matischer Verlängerungsklausel. In den kleingedruckten AGB fand sich zudem eine Preiserhöhungs- klausel – jedes Jahr verteuerte sich so die Prämie pro Monat um 0,50 Cent, also 6 Euro pro Jahr. Verlängerung ungültig. Auto- matische Vertragsverlängerungen sind aber nur dann zulässig, wenn die gesetzlichen Vorschriften ein- gehalten werden. Konsumenten müssen bei Beginn der jeweiligen Frist auf die Bedeutung ihres Ver- haltens bzw. Unterlassens einer Kündigung „gesondert“ hingewie- sen werden. In diesem Fall wurde der Konsument jedoch nie infor- miert, der Vertrag konnte sich auch nicht rechtswirksam verlängern. Dennoch buchte die Versicherung weiter vom Konto des Betroffenen ab. Aufgrund der Preiserhöhungs- klausel wurden aus 21,89 Euro jährlich (im Jahr 2004) zwischen- zeitlich 107,88 Euro jährlich (im Jahr 2018)! Insgesamt wurden von 2004 bis 2018 über 980 Euro vom Geräteversicherer abge- bucht. Da die Versicherung die vollständige Rückzah- lung der abgebuchten Be- träge verweigert, steht die AK dem Konsumenten mit freiwilligem Rechtsschutz zur Seite und klagt den deutschen Versicherer. Außer Spesen nichts gewesen: Wer auf eine unseriöse Firma hereinfällt, bleibt meist auf überhöhten Rechnungen, kaputten Türen und Billigschlössern sitzen. © Symbolfoto: auremar/stock.adobe.com Das Konzept „Rückenwind“ richtet sich an Junge zwischen 17 und 30 Jahren mit weniger hohem Ausbildungsgrad bzw. an alle, die sich beim Übergang von der Schule ins Arbeitsleben schwertun. Sie erhalten Unter- stützung beim Strukturieren ihres Alltags, bei der Identitäts- findung und beim Entwickeln neuer Perspektiven. Kurzzeit-Projekte Von 28. April bis 28. Mai arbeitet ihr in Cornwall mit beim Strandsäubern, beim Pflanzen von Bäumen und der Pflege eines Gemeinschaftsgartens (ab 18 Jahren; 4 Plätze) . In Castelo de Vide in Portugal helft ihr von 8. Mai bis 8. Juni , einen Garten anzulegen und bei den Vorbereitungen für ein Wasserfestival im Schloss, das in der ersten Juniwoche stattfindet. Dabei wird auch euer Garten präsentiert (ab 18; 5 Plätze) . Langzeit-Projekte Malta kann ab April für 12 Monate dein Einsatzort sein: Die Karl-Vella-Foundation nimmt Kinder und Jugendliche auf, wenn Eltern krank werden. Ihr helft bei Hausaufgaben und Freizeitaktivitäten (ab 18; 2 Plätze) . Die wundervolle Natur Islands ist von 1. Mai bis 30. Septem- ber euer Arbeitsplatz: Ihr helft bei Bepflanzungen, bei der Gestaltung und Pflege von Wan- derwegen, leichten Forstarbeiten u.v.m. (ab 18, 1 Platz) . Weitere Infos gibts unter Tel. 0800/22 55 22 – 1217 und auf www.ak-tirol.com Die Projekte werden in Zusammenarbeit mit dem Verein Cubic organisiert. Es gibt wieder AK Rückenwind Ob Mitarbeit beim Wasser- festival in Portugal oder in der isländischen Natur: Bei AK Rückenwind können Junge in schwierigen Le- benslagen zwischen Kurz- und Langzeitprojekten im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes wählen. Die Teilnahme ist kostenlos und wird von AK Tirol und Erasmus+ finanziert. © deagreez /stock.adobe.com PROJEKTE FÜR JUNGE AK ERFOLG Saturn lenkt nach AK Intervention ein Info & Hilfe Die AK Konsumentenschützer helfen unter Tel. 0800/225522 – 1818.

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