Tiroler Arbeiterzeitung

2 Nr. 117, März 2019 J UNGE & W OHNEN Ein Jahr lang* haben Wohnexperten der AK Tirol hunderte Inserate gesichtet, in denen Zimmer in Wohngemeinschaften bzw. WG-taugliche Wohnungen in Innsbruck angeboten wurden. So entstand ein Überblick über die Angebots- und Preissituation in den einzelnen Stadtteilen. Das Angebot in von Studenten bevorzugten Stadtteilen in Uni-Nähe wie Wilten (217 ausgewertete Inserate), Pradl (148), der Innenstadt (146) oder der Höttinger Au (143) ist dabei naturgemäß höher als etwa in der Reichenau (29). Klarerweise richten sich die Preise nach dem Angebot: Die Maximalpreise für ein durchschnittlich großes Zimmer be- wegen sich zwischen 650 Euro (Hötting West) bzw. 640 Euro (Wilten) und 383 Euro (Olympisches Dorf). Die durchschnittlichen Quadratme- terpreise reichen von 28,39 Euro (Sieglanger/Mentlberg) bis hin zu 22,15 Euro (Dreiheiligen/Schlachthof). Innsbruck zählt damit auch beim studentischen Wohnen österreichweit zu den teuersten Städten. Mietzinsbeihilfe kann erst nach Ablauf einer Wartefrist beim Inns- brucker Stadtmagistrat beantragt werden. Österreichische Staatsbür- ger und Unionsbürger müssen vor Antragsstellung durchgehend zwei Jahre mit Hauptwohnsitz in Inns- bruck gemeldet sein, Drittstaatsan- gehörige mindestens fünf Jahre. An Studierende wird im Falle sozialer Bedürftigkeit und bei Vorliegen eines Mietvertrags für das gesamte Wohnobjekt eine Beihilfe gewährt, wobei als Wohnungsaufwand höchstens ein Betrag von 2,40 Euro je m 2 förderbare Nutzfläche und Monat und eine förderbare Nutzflä- che von höchstens 50 m 2 zugrunde gelegt wird. Wohnen mehrere Studierende in einem Objekt, so werden maximal 90 m 2 Nutzfläche anerkannt. An andere Wohngemein- schaften bzw. bei der Vermietung von Einzelzimmern werden keine Beihilfen gewährt. SOVIEL KOSTET DIE WG © Sergey Nivens/Fotolia .adobe.com HÖTTING WEST 650 € 640 € 632,50 € 620 € 565 € 560 € 550 € 545 € 540 € 530 € 510 € 490 € 480 € 480 € 450 € 450 € 383 € Bruttomiete WG-Zimmer Maximal-Preis Bruttomiete WG-Zimmer Durchschnitts-Preis Bruttopreis pro m 2 , Mittelwert 408,39 € 26,51 € 23,58 € 27,23 € 23,86 € 25,02 € 25,69 € 24,18 € 27,38 € 28,39 € 25,42 € 23,40 € 27,57 € 27,71 € 23,35 € 24,54 € 24,11 € 22,15 € 415,61 € 405,06 € 422,96 € 401,76 € 406,40 € 428,18 € 411,48 € 428,67 € 382,97 € 441,15 € 363,95 € 372,93 € 387,66 € 393,33 € 372,50 € 372,32 € WILTEN HÖTTINGER AU INNENSTADT PRADL HÖTTING SAGGEN MÜHLAU ARZL REICHENAU IGLS O-DORF GEWERBEGEBIET MÜHLAU ARZL AMRAS SIEGLANGER MENTLBERG MARIAHILF ST. NIKOLAUS DREIHEILIGEN SCHLACHTHOF Auch Studenten wohnen teuer Analyse. Das Leben kostspielig, die Wohnkosten enorm: Auch für Studenten wird Wohnen in der Landeshauptstadt immer mehr zum Luxus. So wandern die Preise für Zimmer in Wohngemeinschaften ständig nach oben und treiben damit die Preisspirale am Wohnsektor weiter an. N ur ein Inserat von vielen, die die Wohnrechtsexper­ ten der AK ein Jahr lang akribisch gesammelt ha­ ben. Und nebenbei gesagt, das An­ gebot ist ein wahres Schnäppchen. Denn die Auswertung hunderter Angebote für Wohngemeinschaf­ ten* zeigt, dass, je nach Lage, für ein normales Zimmer in einer WG über 600 € brutto an Miete zu bezahlen sind. So etwa in den für Studenten besonders ideal ge­ legenen Stadteilen wie Hötting West, Höttinger Au, Wilten oder der Innenstadt. Kein Wunder also, dass auch die oben genannte Wohnung innerhalb kürzester Zeit vermietet war. Denn während die Gesamtzahl der Studierenden in Innsbruck unverändert hoch bleibt und die Zahl ausländischer Stu­ denten leicht steigt, wird Wohn­ raum immer knapper. Und damit auch immer teurer: Wer unbe­ dingt eine Wohnung braucht um in Innsbruck studieren zu können, ist auch bereit, teilweise absurde Preisvorstellungen zu erfüllen. Preistreiber WG. So wird für re­ lativ kleinen Wohnraum gerade in Innsbruck viel bezahlt: Die durch­ schnittlichen Quadratmeterpreise reichen von 22,15 € brutto (Drei­ heiligen, Schlachthof) über 27,57 € (Reichenau), 26,51 € (Hötting West) bis zu 28,39 € (Sieglanger, Mentlberg). Zu den hohen Mie­ ten kommt noch, dass es für Stu­ denten schwer ist, eine Fixkos­ tenplanung aufzustellen: Es sind Betriebskostenvorauszahlungen bzw. -nachzahlungen zu leisten, hinzu kommen Kosten für Strom, Internet bis hin zu Wartungskosten für Heizthermen. In vielen Fäl­ len fehlt dafür das Geld und die Allgemeinheit muss mittels Miet­ zinsbeihilfe die ständig steigenden Preise am Wohnungsmarkt mitfi­ nanzieren. So wurden von 2016 bis 2018 mehr als 13,5 Millionen Euro an Antragssteller ausbezahlt. Nach Überarbeitung der Beihil­ fekriterien (siehe li.) sank die jährliche Summe zwar (2016: 7,5 Mio. €, 2017: 3,1 Mio. €), lag aber 2018 immer noch bei 2,9 Millio­ nen Euro. Zahlen, die zeigen, dass die Tiroler Arbeiterkammer und die Sozialpartner nicht umsonst seit einigen Jahren die Errichtung eines Studenten-Campus fordern, der dem Lebensstil junger Men­ schen entsprechen soll. „Es ist unbedingt notwendig, den Dampf aus demKessel zu nehmen, da sich mit den Preisen, die man in Innsbruck mittlerweile für ein Zimmer erzielt, das gesamte Preis­ gefüge nach oben verschiebt. Hier muss dringend der Hebel angesetzt werden“, urteilt AK Präsident Er­ win Zangerl. Mietzinsbeihilfe Teures Pflaster für Studenten PREISERHEBUNG Drei-Zimmer-Wohnung, 85 m 2 , WG-geeignet, Küche, Bad, WC getrennt, Uninähe, Miete 996 Euro plus 140 Euro BK… * für Innsbruck Stadt, Erhebungszeitraum Jänner bis Dezember 2018

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