Tiroler Arbeiterzeitung

2 Nr. 119, Mai 2019 I NTERESSEN & P OLITIK D ank des Einsatzes der AK Tirol wur- de das AMS-Fachkräftestipendium bis Ende 2020 verlängert. Leider gibt es Lücken, die geschlossen werden müssen. So ist es nicht mehr möglich, ein Stipendium zu beziehen, wenn man die Diplomausbildung an Gesundheits- und Krankenpflegeschulen absolvieren will, da es sich dabei mittlerweile um ein Bachelorstudium handelt. Gerade hinsichtlich der schwierigen Situation im Pflegebereich fordert die AK Tirol daher, dass das Fachkräftestipendium in der Gesundheits- und Krankenpfle- geausbildung trotz ihres Status als Ba- chelorstudium erhalten bleibt. Zudem ist die Altersgrenze für den Bezug des Selbsterhalterstipendiums auf 40 Jah- re anzuheben, da dies ebenfalls eine hilfreiche Maßnahme zur Bekämpfung des Fachkräftemangels – gerade im Gesundheitsbereich – ist. Förderlücke beim Fachkräftestipendium schließen Junge Familien weiter entlasten „Zwischenparken“ beim AMS stoppen Inkassogebühren transparent regeln Angriff auf die AK! S ie sind der Bundesregie- rung ein Dorn im Auge: die Arbeiterkammern. Sie vertreten jene Gruppe, die für den Großteil der Staatseinnah- men in Form von Steuern verant- wortlich ist und zur Zielscheibe zahlreicher Einsparungspläne geworden ist. „Vom 12-Stunden- Arbeitstag, der Zerschlagung der Gebietskrankenkassen, der bru- talen Entmachtung der Arbeit- nehmervertreter in den Kassen – immer sind die Beschäftigten die Leidtragenden. Anstatt sich um wichtige Themen wie Pflegenot- stand oder Bildung zu kümmern, wird gegen die Leistungsträger und gegen die sozial Schwäch- sten vorgegangen oder es wird die Ausländerkarte gezückt“, urteilt AK Präsident Erwin Zangerl. Obwohl die Arbeiterkammer die größte gesetzliche Interessen- vertretung im Land ist, verfügt sie über deutlich weniger Mittel als andere Kammern. Zangerl: „Die Wirtschaftskammer hat doppelt so viel Geld wie die AK, obwohl die AK die siebenfache Anzahl an Mitgliedern hat. Übrigens zahlt dieWirtschaft keinen Cent zurAK D ie finanziellen Belastungen für Familien mit Kindern sind mitunter sehr hoch. Wenn das Fami- lieneinkommen ab der Geburt eines Kindes plötzlich sinkt, sind gerade steuerliche Entlastungen sehr wichtig. Zwar stellt der Familienbonus Plus einen Schritt in die richtige Rich- tung dar, allerdings handelt es sich dabei um einen Absetzbetrag, der zwar direkt die laufende Steuerlast vermindert, von dem geringverdienen- de Familien aber kaum profitieren. Aus diesem Grund fordert die AK die Anpassung von Alleinverdiener- und Alleinerzieherabsetzbetrag sowie der Grenzen der Partner-Einkünfte an den Verbraucherpreis-Index. Diese Werte gelten nämlich seit 2005 unverän- dert. Aufgrund der Inflation und der steigenden Lebenshaltungskosten haben diese Beträge jedoch stark an realemWert verloren. Die Anpassung würde vor allem für geringverdienende Familien eine Entlastung bedeuten. E s ist mittlerweile gängige Praxis vieler Unternehmen: In schwä- cheren Zeiten werden Mitarbeiter gekündigt und kurzerhand – mit Einstellungszusage – beim Arbeits- marktservice „zwischengeparkt“. So entstehen der Allgemeinheit Kos­ ten von bis zu 500 Millionen Euro jährlich. Noch dazu werden, aufgrund der einheitlichen Arbeitgeberbeiträge zur Finanzierung der Arbeitslosen- versicherung, indirekt gerade jene Betriebe quersubventioniert, die diese Möglichkeit intensiv nutzen. Deshalb fordert die AK, jene Unternehmen, die dies systematisch machen, stärker an den entstehenden Kosten zu betei- ligen. Sie sollen verpflichtet werden, höhere Beiträge zur Arbeitslosenversi- cherung sowie höhere Pensionsversi- cherungsbeiträge zu leisten. B eschwerden aufgrund unklarer und intransparenter Forde- rungen von Inkassobüros reißen nicht ab. Da die geltende Höchst- satzverordnung für Inkassounterneh- men nicht geeignet ist, Schuldner vor überzogenen Inkassokosten zu schützen, ist eine Neuregelung drin- gend notwendig. Die AK fordert aus diesem Grund die Bundesregierung auf, diesbezüglich endlich klare gesetzliche Rahmenbe- dingungen zu schaffen und sicherzustellen, dass nur notwendige und tatsächlich nach- vollziehbare Kosten verlangt werden dürfen. Diese Kosten müssen für die Betroffenen transpa- rent sein und nach oben hin beschränkt werden. © RioPatuca Images/stock.adobe.com D ie Bilanz der AK Tirol für 2018 kann sich se- hen lassen und spiegelt wieder, was den mehr als 345.000 Tiroler Mitgliedern im Alltag so alles widerfährt. In Innsbruck und in den Bezirken fanden im letzten Jahr insgesamt 335.560 Beratungen statt, telefo- nisch, schriftlich oder bei einem persönlichen Besuch! Unterm Strich erkämpfte die AK Tirol 2018 rund 51,4 Millionen Euro für die Mitglieder. Wie effizient die Kammern arbeiten, zeigt der Vergleich: Für jeden Euro Soli- darbeitrag holte die AK für ihre Mitglieder mehr als einen Euro an barem Geld retour. Knapp ein Drittel der 335.560 Beratungen, nämlich 99.390, betraf das Arbeitsrecht, 58.630 entfielen auf den Konsumen- tenschutz, weitere 75.250 auf das Sozialrecht, 16.580 auf das Miet- und Wohnrecht und wei- tere 22.540 auf Wirtschafts- und Steuerfragen. 19.890 Beratungen wurden im Betriebsservice für die Tiroler Betriebsräte geleistet, rund 11.880 in Lehrlings- und Jugendfragen, weitere 15.040 Anfragen drehten sich um die Aus- und Weiterbildung. Mehr als 1.000 Anträge pro Jahr betreffen persönliche Schicksalsschläge, die im AK Unterstützungsfonds betreut werden. Wie wichtig diese Direkthilfe für die Arbeitnehmer- Familien geworden ist zeigt sich daran, dass die Betroffenen in den letzten zehn Jahren mehr als 10.000 Anträge stell- ten. Die AK Tirol konnte dabei mehr als 3 Millionen Euro an Unterstützung auszahlen. Leider bedurfte es auch im ab- gelaufenen Jahr wieder in tau- senden Fällen einer Intervention durch die AK Experten, wenn es darum ging, vor Gericht Mitglie- dern zu ihrem Recht zu verhelfen. Insgesamt erkämpfte dieAK Tirol 2018 rund 51,4 Millionen Euro für Betroffene. Ganz zu schwei- gen von den zig Millionen Euro, die sich die Mitglieder durch vor- beugende Beratung und Informa- tion erspart haben. STEUERN Umlage. Dass sich Wirtschafts- kammer und Industriellenvereini- gung hier einmischen, zeigt, wie gegen die Arbeitnehmer agitiert wird, frei nach dem Motto: Nur ein schwacher Arbeitnehmer ist ein guter Arbeitnehmer.“ Schwellenwerte. Kürzt die Regierung die Umlage, fehlen der AK wichtige Mittel für die Leistungen, die sie als gesetz- liche Interessenvertretung für die Arbeitnehmerinnen und Ar- beitnehmer erbringt. Das reicht von der Rechtsschutzgewährung über den Konsumentenschutz bis hin zu Weiterbildungsbeihilfen und der Ferienaktion für Kinder. „Wer die Solidarbeiträge kürzt, nimmt den Beschäftigten ih- ren Schutz und ihre Rechte und er bringt sie um viel Geld. Denn immerhin hat allein die AK Tirol vergangenes Jahr 51,4 Millionen Euro für die Arbeitnehmerinnen und Ar- beitnehmer erkämpft. Kein Wunder also, dass sich Wirt- schaft- und Industrielobbys gegen die AK stark machen“, so Zangerl. © auremar/stock.adobe.com AK Bilanz 2018 . 335.560 Beratungen, 51,4 Mio. Euro für Tirols Beschäftigte erkämpft. Für jeden Euro Solidarbeitrag holte die Arbeiterkammer mehr als einen Euro bares Geld retour. 1.300 Schutzsuchende täglich! Solidarbeitrag. Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung sagen mehr als 3,7 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Österreich nun den Kampf an. Denn beide fordern die Senkung der AK Solidarbeiträge – was für die Beschäftigten krasse Folgen hätte. © Gina Sanders /stock.adobe.com AK - für Sie da. In allen Bereichen setzt sich die AK für die Beschäftigten ein und fordert Verbesserungen. Von A wie Arbeitsmarkt bis Z wie Zuschüsse. AKUT ARBEITSMARKT KONSUMENTENSCHUTZ

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