Tiroler Arbeiterzeitung

POSITIONEN 10 Nr. 127, Februar 2020 W ir leben in einer leistungsorien- tierten Gesellschaft und finden uns immer öfter, vor allem am Arbeits- platz, in einer wettbe- werbsähnlichen Situation wieder. Man will die Erwar- tungen des Arbeitgebers und der Mitarbeiter erfüllen, ist motiviert und geht dabei oft an seine physischen und psychischen Belastbar- keitsgrenzen. Schlechte Arbeitsbedingungen, ständige Erreichbarkeit, anhaltender Stress, körperliche Anstrengung, häufige Überstunden und schlechte Bezahlung sind Faktoren, die unsere Gesundheit massiv belasten oder sogar schädigen können. Deshalb ist es wichtig, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten und gegebenenfalls auch rechtzeitig die Notbremse zu ziehen. Hier stehen insbesondere auch die Dienstgeber bzw. die direkten Vorgesetzten in der Verantwortung und sollten bereits bei ersten Anzeichen einer Erkrankung auf den betroffenen Arbeitnehmer zugehen. Es gibt nichts Wichtigeres als die Gesundheit und ab- solut keinen Grund, diese aufs Spiel zu setzten. Schließlich arbeiten wir, um leben zu können, aber wir leben nicht, um nur zu arbeiten! Menschengerechte Arbeitsplätze nötig Arbeit darf nicht krank machen Die Gesundheit ist das Wichtigste! Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG Grüne in der AK FPÖ Patrick Haslwanter, Fraktionsvorsitzender AK FRAKTIONEN ZUM THEMA Arbeitszeit muss neu verteilt werden Sozialdemokratische GewerkschafterInnen, FSG Gesund bleiben in der Arbeitswelt E ine Million Menschen in Österreich klagt über eine durch ihre Arbeit verursachte Ge- sundheitseinschränkung. Rund 3,3 Millionen – acht von zehn Erwerbstätigen – sind am Arbeitsplatz zumindest einem körperlichen und/oder psychischen Risiko- faktor für eine Erkrankung ausgesetzt. Politik und Wirtschaft dürfen diese Fakten nicht ignorieren. Die Belastung der Arbeitnehmer muss gestoppt werden. Immer weniger Beschäftigte sollen immer mehr leisten und dazu noch länger im Arbeitspro- zess verbleiben. Dieser gesundheitliche Raubbau an den Beschäftigten muss beendet werden. Der Einzelne zahlt mit seiner Gesundheit, die Kosten für die Gesellschaft belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro. Allein die gesamtwirtschaft- lichen Kosten der arbeitsbedingten psychischen Belastungen in Österreich betragen rund 3,3 Milliarden Euro jährlich. Sie machen bereits ein Drittel jener Diagnosen aus, die zu einer Berufsun- fähigkeits- oder Invaliditätspension führen. Wenn von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern immer wieder verlangt wird, länger im Arbeitsprozess zu verbleiben, dann benötigen wir auch ausreichend gesunderhaltende und vor allem altersgerechte – kurzgesagt menschengerechte Arbeitsplätze. M it vielen gesetz- lichen Vorgaben ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die körperlichen Schäden durch die Arbeit spürbar zu senken. Hier hat der Gesetzgeber speziell auf Druck der Gewerkschaften und Arbeiterkam- mern, aber auch durch die EU wirklich etwas weitergebracht. Entsprechende Schutzausrüs- tungen, abgesicherte Arbeitsplätze und Geräte werden nicht mehr als Hindernis und Schikane, sondern als hilfreiches Mittel für ein gesundes und möglichst unfallfreies Arbeiten anerkannt. So sehr die körperlichen Schäden immer mehr zurückgehen, so sehr steigen aber leider auf der anderen Seite die psychischen Belastungen und die damit verbundenen Erkrankungen durch die Arbeit. Nur sind psychische Prozesse und deren genaue Ursache ungleich schwieriger zu fassen. Die Arbeitspsychologie muss deshalb massiv ausgebaut werden. Die Beschäftigten wissen, was sie für ein gesundes Arbeiten brauchen und werden auch von vielen Unternehmern unter- stützt. Jetzt gilt es noch die schwarzen Schafe in der Unternehmerschaft zu überzeugen, damit gemeinsam dafür gesorgt werden kann, dass Arbeit nicht krank macht. Erwin Zangerl, AK Präsident Helmut Deutinger, Fraktionsvorsitzender D ie beschlossene Verschlechterung der Arbeitszeit durch Türkis- Blau führt nur dazu, dass Arbeit krank macht: Längere Arbeitszeiten bedeuten mehr Krankenstän- de. Wenn von älteren Arbeit- nehmerInnen immer wieder verlangt wird, länger im Arbeitsprozess zu verbleiben, dann benötigt es auch ausreichend alternsgerechte Arbeitsplätze. Deshalb fordern Gewerkschaften, AK und die FSG eine gesetzliche Verpflichtung zur Betrieblichen Gesundheitsförderung. Weitere Voraussetzung für eine möglichst durchgehende berufliche Tätigkeit ist die Reduzierung von Überstunden. Das hohe Überstunden-Niveau geht auch zu Lasten der Ge- sundheit. Deshalb fordern wir die Einführung des sogenannten „Überstunden-Euro“. Zudem ist es es- sentiell, die Arbeitszeit generell neu zu verteilen. Wir sprechen uns hier für eine klare Arbeitszeitverkür- zung aus, die im Rahmen von möglichen „Lebens- arbeitszeitmodellen“ jedoch auch gewisse flexible Bausteine für beide Seiten – ArbeitnehmerInnen und Arbeitgeber – beinhalten. Darüber hinaus muss man älteren ArbeitnehmerInnen mit der Einführung eines möglichen Bonus-Malus-Systems entgegen- kommen, damit sie länger in Beschäftigung bleiben und nicht leichtfertig gekündigt werden können. Bernhard Höfler, Fraktionsvorsitzender Kurse & Kontaktinfos Folgende Kurse starten Ende Februar bzw. im März: „ECDL Standard – Europäischer Computerführerschein“ „Kompetenzen – was Sie das Leben lehrt“ In diesem Workshop erkunden Sie ihre Biographie und ihre Stärken. Daraus ergeben sich neue Perspek- tiven. „Teamkompetenz“ Lernen Sie, wie Teambuilding-Pro- zesse funktionieren und wie Sie ihre eigene Teamfähigkeit stärken. „Körpersprache und Kommunikation“ Die Teilnehmer erhalten Kenntnisse über Wirkung von Kommunikation sowie Methoden zur Reflexion der eigenen Grenzen. „Selbstmanagementkompetenz“ Erfahren Sie, wie Sie berufliche Ziele klar formulieren, den Fortschritt messen und Zeitdiebe erforschen können. „Word & Excel für fortgeschrittene Anwenderinnen“ Für Wiedereinsteigerinnen, die für ihre bereits bestehenden Office-Kenntnisse eine Auffrischung benötigen. Weitere Kurse werden im April, Mai und Juni ange- boten. Mehr dazu erfahren Sie auch beim BFI- Servicecenter oder auf www.wiedereinstieg.tirol S o wunderbar und wichtig die Baby-Pause für El- tern und Kinder ist: Wenn Mütter danach wieder ins Berufsleben einsteigen möchten, sind sie oft mit vielen Herausfor- derungen konfrontiert. Denn nach der Karenz können längst nicht alle Frauen in ihren alten Betrieb zurück. Bei ande- ren werden die Arbeitszeiten zum Problem, weil sich diese mit der Kinderbetreuung nicht mehr ver- einbaren lassen. Und es gibt viele weitere Gründe, die eine Fortbil- dung erforderlich machen. Das Gute daran: Aus- und Wei- terbildung bringt neue Qualifika- tionen und neue berufliche Per- spektiven. Ausbildung & Kinderbetreuung . Und noch besser ist: Die AK Ti- rol sorgt für ein umfangreiches kostenloses Kurs-Angebot! Ne- ben vielen BFI-Angeboten für die Aus- und Weiterbildung ermö- glicht sie spezielle Wiedereinstei- gerinnen-Kurse, mit denen sich ein maßgeschneidertes Programm zusammenstellen lässt. Alle Kos- ten, bei Bedarf auch für die ange- botene Kinderbetreuung am BFI während der Wiedereinsteige- rinnen-Kurse, werden von der AK Tirol übernommen. Die Wiedereinsteige- rinnenkurse gliedern sich in den Erwerb von Basis-Kompe- tenzen, Business- Kompetenzen so- wie digitalen Kompetenzen. Die nächsten Kurse starten am 24. und 25. Februar und finden jeweils von 8.30 bis 11.30 Uhr statt. Beratung. Basis für die- ses kostenlose AK Service ist ein Be- ratungsgespräch im BFI Tirol, Inns- bruck, Ing.-Etzel- Straße 7. Gleich vereinbaren unter Tel. 0512/59660. Wiedereinstieg nach der Karenz. Die AK Tirol ermöglicht Müttern eine kostenlose Aus- und Weiterbildung am BFI – bei Bedarf inklusive der angebotenen Kinderbetreuung während der Wiedereinsteigerinnen-Kurse. Die nächsten Kurse starten ab 24. Februar. Zurück in den Beruf © Mangostart /stock.adobe.com Aktuelle Seminare www.b .tirol C1 English for Advanced Learners Start am 2. März 2020 A1.1 Français Niveau Introductif Start am 3. März 2020 Baurechtstag Am 5. März 2020 Informationsabend Programmierakademie 5. März 2020 in Innsbruck Elektrotechnische Sicherheitsvorschriften Start am 11. März 2020 Social Media Marketing Strategie und Planung Am 23. und 24. März 2020 Fortbildungen für pädagogische Fach- und Assistenzkräfte Start am 28. März 2020 Case Management Diplomlehrgang Start am 23. April 2020 Mindfulness - Achtsamkeit im beru ichen Alltag Start am 5. Mai 2020 Lehre mit Matura Beratung nach telefonischer Vereinbarung

RkJQdWJsaXNoZXIy NDIxOTE=