Tiroler Arbeiterzeitung

POSITIONEN 10 Nr. 119, Mai 2019 D ie Bevölkerungs- entwicklung in Tirol zeigt, dass die Alters- gruppe 85+ bis zum Jahr 2030 am meisten anwächst. Damit wird ein ganzes Bündel an He- rausforderungen zu bewälti- gen sein. Neben dem Ausbau von Heimplätzen im Bereich der Langzeitpflege muss vor allem auch in die mobile Pflege massiv investiert werden. Darüber hinaus braucht es dringend mehr qualifiziertes Pflegepersonal, welches nur durch starke Akzente zu gewinnen sein wird. Finanzielle Anreizmodelle, eine Erleichterung der Ausbildung im zweiten Bildungsweg, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie so- wie eine faire Entlohnung würden dazu beitra- gen, dem Personalnotstand entgegenzuwirken. Wir Freiheitliche sprechen uns auch klar für die Einführung eines Lehrberufes im Bereich der Pflege aus, denn derzeit verlieren wir tausende potenzielle Pflegekräfte nur deshalb, weil man in Österreich erst mit 17 Jahren eine Ausbil- dung beginnen kann. Die Schweiz zeigt bereits seit dem Jahr 2006 vor, wie es funktionieren kann. Es braucht einen Schulterschluss über alle Parteigrenzen hinweg, um auch in Zukunft ein Altern in Würde sicherstellen zu können! Das Burgenland-Modell zeigt, wie es gehen kann Es braucht „Herz“ und nachhaltige Lösungen Ein Altern in Würde muss sichergestellt sein! Liste Erwin Zangerl, AAB-FCG Grüne in der AK FPÖ Patrick Haslwanter, Fraktionsvorsitzender AK FRAKTIONEN ZUM THEMA Wir brauchen ein solidarisches Konzept Sozialdemokratische GewerkschafterInnen, FSG Wie kann Pflege in Zukunft finanziert werden? G eht es nach dem „Strukturplan Pflege 2012 – 2022“ des Landes, werden in Tirol 2030 rund 86.700 über 75-Jährige leben, um 43 % mehr als noch 2015, und 27.400 über 85-Jährige (+ 65 %). Groß sind da die Herausforderungen, damit ausreichend Betreuungsplätze und qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen. Damit verbunden ist auch die Frage nach der Finanzierbarkeit. Angesichts explodierender Kosten werden die pflegenden Angehörigen immer wichtiger. Wie es funktionieren kann, macht das Burgenland vor: Mit dem „Zukunftsplan Pflege“, bei dem die Pfle- ge daheim oberste Priorität hat und auch an die soziale Absicherung der pflegenden Angehörigen gedacht wird. Wer im Burgenland die Versorgung eines Pflegebedürftigen der Stufe 3 bis 5 über- nimmt, kann bei einer Tochter der landeseigenen Krankenanstaltengesellschaft angestellt werden, bis zu 1.700 Euro netto verdienen und eine Heimhelferausbildung absolvieren. Das sichert hochwertige Betreuung, einen Berufseinstieg im Pflegebereich und verhindert große Lücken in den Versicherungszeiten, die sich entsprechend nega- tiv auf die Pension auswirken. Wozu also das Rad neu erfinden, wenn es schon kluge Ansätze gibt! I mmer mehr Men- schen werden Pflege und Unterstützung im Alter brauchen. Aber schon jetzt herrscht ein großer Personalmangel, der nur durch zusätz- liche Pflegekräfte aus dem Ausland gemindert werden kann. Und das wird sich auch nicht wirklich ändern! Um jemanden gut zu pflegen, braucht es nämlich nicht nur die Ausbildung und entsprechende Arbeitsbe- dingungen. Wirklich wichtig ist die menschliche Grundhaltung, das „Herz“ für diesen Beruf. Allzu einfach wird als Lösung präsentiert, dass dann halt Arbeitslose – und hier in erster Linie Frauen – in die Pflege einsteigen sollen. Natürlich muss die Bezahlung von Pflegekräften besser werden, aber auch das wird nur zum Teil helfen. Es gibt Menschen, die gerne in der Pflege arbeiten wollen, aber nur nicht genug in Österreich. Eine echte Lösung wäre, in Ländern mit vielen jungen Menschen und noch funktio- nierender Pflege durch Familienangehörige neue Pflegefachkräfte anzuwerben, sie auszubilden und ihnen eine Zukunft in Österreich zu ermög- lichen. Wir sind ein reiches Land, aber einige Herausforderungen der Zukunft werden wir nicht alleine lösen können. Erwin Zangerl, AK Präsident Helmut Deutinger, Fraktionsvorsitzender U m den Herausforde- rungen der Zukunft im Bereich der Pflege & Betreuung gerecht werden zu können, brauche es klare strategische Linien, konkrete Prioritäten und verbindliche Aussagen. Der geschaffene Pflegefonds im Jahre 2011 hat sich sehr bewährt und sollte in Zukunft stärker forciert und weiterentwickelt werden. Dazu ist es not- wendig, den Pflegefonds zu einem unbefristeten Instrument zu machen, damit eine dauerhafte Finanzierungssicherheit entstehen kann. Des Weiteren ist es wichtig, seriöse Personalbedarfs- studien vorzunehmen und die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Auch das Image und die Attraktivität der Pflegeberufe sind in Gefahr. Dieser Entwicklung können wir nur mit verbesserten Arbeitsbedin- gungen und fairer Entlohnung entgegenwirken. Zusammenfassend brauchen wir in Österreich ein zukunftsorientiertes, visionäres und solidarisches Konzept im Bereich Pflege, in dem alle Menschen sorgenfrei die notwendige Hilfe in Anspruch neh- men können. Auch bringt ein „Sparen im System“, wie von Schwarz/Blau angekündigt, in diesem Be- reich überhaupt nichts und ist kontraproduktiv. Die Politik hat alle Menschen in den Mittelpunkt ihres Handelns zu stellen, speziell in diesem Bereich! Bernhard Höfler, Fraktionsvorsitzender D er Countdown läuft: Bis zum 30. Juni 2019 müs- sen alle Beschäftigten in Gesundheits- und Krankenpflegeberufen sowie in den gehobenen medizinisch- technischen Diensten mit ihren Qualifikationen im neuen Ge- sundheitsberufe-Register erfasst sein. „Wir appellieren an jene, die bis jetzt noch nicht die Zeit dazu gefunden haben, dies rasch nachzuholen“, betont AK Präsi- dent Erwin Zangerl. „In der AK Tirol werden Sie dabei von einem fachkundigen Team unterstützt.“ Bisher gingen in der AK Ti- rol mehr als 14.600 Anträge ein. Mehr als 12.200 der insgesamt rund 16.000 Tiroler Berufsan- gehörigen sind auch schon im Register erfasst. Online oder persönlich. Wer sei- nen Antrag noch nicht eingereicht hat, sollte die letzten Wochen bis zum 30. Juni unbedingt dazu nut- zen. Auf tirol.arbeiterkammer.at/ gbr können Sie sich selbst online registrieren (Handysignatur, Bür- gerkarte) oder elektronisch einen Termin für eine persönliche An- tragstellung vereinbaren. Die AK hat dazu Anlaufstellen im BFI Ti- rol in Innsbruck sowie in den AK Bezirkskammern in Imst, Kitz- bühel, Kufstein, Landeck, Lienz, Reutte, Schwaz, Telfs und in der AK Wörgl eingerichtet. Das bringts. „Machen Sie von diesem Angebot Gebrauch! Denn die Registrierung ist Vo- raussetzung für die Ausübung des jeweiligen Berufes“, erklärt AK Präsident Zangerl. „Durch die Eintragung in das öffentliche Register werden endlich auch die Qualifikationen wie Fort- und Weiterbildungen sowie Speziali- sierungen sichtbar. Das erleich- tert den Arbeitgeberwechsel und sorgt für mehr Patientensicher- heit.“ Gut zu wissen. Wer nach dem 30. Juni 2019 seinen Antrag auf Registrierung noch nicht einge- reicht hat und trotzdem weiter in einem Gesundheitsberuf ar- beitet, besitzt laut Gesetz keine aufrechte Berufsberechtigung. Zusätzlich müssen Berufsange- hörige sowie Dienstgeber mit ei- ner Verwaltungsstrafe von bis zu 3.600 Euro rechnen. AK Service. Die AK führt die Registrierung imAuftrag von Na- tionalrat und Bundesrat durch, weil sie die nötigen per- sonellen und räumlichen Strukturen zur Verfü- gung stellen kann, die für einen raschen Ablauf nötig sind. Dieses Service ist kostenlos. Die Berufs- ausweise wer- den ebenfalls kostenlos zur Verfügung gestellt. Service. Nur noch bis 30. Juni können sich die Beschäftigten in Gesundheits- und Krankenpflegeberufen sowie in gehobenen medizinisch-technischen Diensten von der AK eintragen lassen. Verpassen Sie nicht diese Frist! Noch rasch registrieren! AKTUELLE SEMINARE www.b .tirol Informationsabend AK Werkmeisterschulen Am 19. Juni 2019 Ausbildung zum/zur Visagist/-in Start am 24. Juni 2019 Ausbildung zur Gesundheitsvertrauensperson Start am 24. Juni 2019 A1-B2 Sommerintensivkurse in E, F, I, SP und RU Start am 1. Juli 2019 A1.1 und A2.1 Deutsch Grundstufe Start am 1. Juli 2019 ECDL Europäischer Computer Führerschein Start ab 15. Juli 2019 Resilienz im digitalen Wandel der Zeit Start am 12. September 2019 Berufsreifeprüfung und Lehre mit Matura in ganz Tirol Jetzt informieren und anmelden unter www.matura.tirol © Robert Kneschke /stock.adobe.com AK Tirol 6020 Innsbruck Tel.: 0800/225522–1650 eMail: gbr@ak-tirol.com Mehr auf tirol.arbeiterkammer.at/gbr Das öffentliche Register finden Sie unter https://gbr-public.ehealth.gv.at Kontakt

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