Tiroler Arbeiterzeitung

K ONSUMENT & R ECHT 8 Nr. 119, Mai 2019 © contrastwerkstatt /stock.adobe.com AK erkämpft 109.000 Euro Gesund bleiben trotz Stress W as sind die globalen, sozialen und wirtschaftlichen Ursachen unseres angeblichen „Stresszeital- ters“? Wie erkennen und definieren wir ein „Burnout“? Eine AK Expertin zeigt Wege aus der Überforde- rung: beim kostenlosen Infoabend „Gesund bleiben trotz Stress“ am Dienstag, 4. Juni, ab 19 Uhr in der AK Kitzbühel, Rennfeld 13 . Je nach Schweregrad der Erschöpfung können unterschiedliche Maßnah- men eine Genesung unterstützen. Die klinische Psychologin und Psychotherapeutin wird sich auch mit der Frage beschäftigen, wie es uns gelingen kann, das innere Lebensfeuer trotz aller Belastungen kraftvoll zu halten. Anmeldungen unter 0800/22 55 22 – 3232 oder kitzbuehel@ak-tirol.com AK checkt Betriebskosten Service. Immer wieder werden Mieterinnen und Mietern Positionen aufaddiert, für die sie laut Gesetz gar nicht aufkommen müssen. Die AK Experten geben Auskunft. F ür viele ist der 30. Juni ein wichtiger Stichtag: Denn bis zu diesem Zeitpunkt ist bei bestimmen Mietwoh- nungen die Betriebskostenabrech- nung fällig. Und obwohl es klare Vorgaben gibt, entsprechen viele Aufstellungen noch immer nicht den vertraglichen und gesetzlichen Bestimmungen. Manche enthalten nur einen Endbetrag ohne einzelne Positi- onen, Abrechnungszeitraum oder Aufteilungsschlüssel. Oder pri- vate Vermieter leiten einfach ihre Eigentümerabrechnung an die Mieter weiter, obwohl diese auch Kosten wie Beiträge zum Rückla- genfonds enthält, die nicht verre- chenbar sind. Doch AK Mitglieder sind auch mit solchen Problemen nicht al- lein: In der AK Tirol in Innsbruck gibt es eine Miet- undWohnrechts- abteilung mit Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet, die natürlich auch bei Fragen zur Be- triebskostenabrechnung helfen. Gut zu wissen • Der Begriff „Betriebs- kosten“ ist gesetzlich nur für Mietwohnungen definiert, die zur Gänze unter das Mietrechtsge- setz fallen (z. B. klas- sischer Altbau). Danach können verrechnet werden: Wasser- und Abwasserkosten, Kanalräumung, Müllabfuhr, Rauchfangkehrer, Stromversorgung der allgemei- nen Teile des Hauses, angemes- sene Versicherung des Hauses (grundsätzlich Feuer, Leitungs- wasser, Haftpflicht), Aufwen- dungen für Verwaltung und Hausbetreuung, Grundsteuer etc. • Nicht zu den Betriebskosten zählen Reparaturen, Erhaltung, Mietzinsausfälle etc. • Bei gemieteten Eigentumswoh- nungen und Ein- und Zweifa- milienhäusern kann grundsätz- lich anderes vereinbart werden. S ich für den Fall einer schwe- ren Erkrankung finanziell abzusichern, ist eine gute Idee, dachte sich auch Chri- stian Z. * , als ihn sein Versiche- rungsmakler auf ein neues Produkt aufmerksam machte. Vor allem für den Unterhalt der Familie sollte auch dann noch genügend Geld da sein, wenn Gesundheit und Kraft plötzlich nicht mehr für die volle Arbeitsleistung reichten. Niemand wünscht sich, dass so eine Situ- ation dann auch eintritt, doch lei- der genau das passierte. Christian Z. erkrankte schwer. Und war es auch traurige Gewissheit, dass ihm ein langer Kampf um sein Leben bevorstehen wird, so war er doch sehr froh, dass aufgrund des Ver- sicherungsschutzes wenigstens die finanzielle Situation geklärt war. Doch diese Annahme sollte sich als Irrtum herausstellen… Auf Tauchstation. Nach der schriftlichen Schadensanzeige hörte Herr Z. vorerst mehrere Wo- chen nichts von seiner Versiche- rung. Erst nach längerer Warte- zeit folgten erste Aufforderungen zum Ausfüllen von Formularen und zur Entbindung von der ärzt- lichen Schweigepflicht. Herr Z., der aufgrund seiner schweren Er- krankung und der notwendigen medizinischen Behandlungen nicht mehr arbeiten konnte, füllte alle Formulare genau, wahrheits- getreu und in steter Rücksprache mit seinen Ärzten aus. Auch alle von der Versicherung angefor- derten Unterlagen wurden prompt übermittelt. Teilweise, auf Wunsch AK Erfolg. Um sich und seine Familie für den Krankheitsfall finanziell abzusichern, hatte ein junger Tiroler eine deutsche Rentenversicherung gewählt. Doch als der Ernstfall eintrat, ging die Versicherung auf Tauchstation. Erst das Einschreiten der AK Konsumentenschützer beendete das monatelange Hinhalten. ÜBERFORDERT? © beeboys/stock.adobe.com Info & Hilfe Sie erreichen die AK Mietrechts- experten unter 0800/22 55 22 – 1717. Mehr auf www.ak-tirol.com der Versicherung, sogar mehrmals. Weiters wurde der Versicherung die Erlaubnis eingeräumt, bei den behandelnden Ärzten sowie der gesetzlichen Sozialversicherung alle benötigten Befunde und Arzt- berichte einzuholen. Eine Zah- lungszusage der Versicherung ließ aber auf sich warten. AK greift ein. Nachdem Monate ohne weitere Rückmeldungen ver- gangen waren, griff Christian Z. zum Telefonhörer und rief mehr- mals beim Kundencenter des deut- schen Versicherungskonzerns an, um sich nach dem Stand seines Falls und dem Verbleib der ersten Rentenzahlungen zu erkundigen. Dort teilte man ihm erst mit, dass noch Unterlagen fehlen würden, bei einem weiteren Anruf hieß es, es müssten erst Gutachten erstellt werden. In einem der Gespräche wurde Herrn Z. sogar indirekt vorgeworfen, er hätte bereits vor Abschluss der Versicherung von seiner Erkrankung gewusst. Ein Vorwurf, der völlig aus der Luft gegriffen war. Er bat noch seinen Versicherungsmakler um Hilfe, der ihn damals beraten hatte, doch der konnte nichts mehr für ihn tun. Verzweifelt wandte sich der Ver- sicherungsnehmer an die AK Ti- rol. Für die Konsumentenschützer bot sich ein juristisch klarer Fall: Die Versicherung darf nicht unbe- gründet Leistungen hinauszögern. Doch nach Intervention durch die Juristen der AK Tirol unter Set- zung der gesetzlich vorgesehenen Frist wurde das Versicherungsun- ternehmen aktiv. Das Ergebnis: Eine Nachzahlung von mehr als 30.000 Euro auf das Konto von Herrn Z. und die Zusage einer ver- tragsgemäßen zeitlich begrenzten Rente in Höhe von monatlich meh- reren tausend Euro. Wann ist Versichern sinnvoll? V ersicherungsangebote gibt es wie Sand am Meer. Angestellte Versicherungsvertreter und selbst- ständige Versicherungsmakler ebenso. Natürlich sollte in der Beratung immer das beste Angebot für die einzelnen Kundenbedürf- nisse im Vordergrund stehen. In der Praxis aber wird freilich oft auch die Höhe der Provision, die die je- weilige Versicherung dem Vermittler für den Vertragsabschluss zahlt, eine Rolle spielen. Für manche Versicherungsprodukte erhalten Vermittler deutlich mehr Provision als für andere. Für Konsumenten bedeutet dies, wachsam zu sein und jedenfalls immer mehrere Ver- sicherungsangebote zu vergleichen und nicht voreilig zu unterschrei- ben. Am wichtigsten aber: sich klar zu werden, welche Risiken über- haupt bestehen und welche davon sinnvollerweise abgesichert werden sollten. Wenn große existenzgefähr- dende Nachteile drohen (wie im oben berichteten Fall), wird eine Versicherung regelmäßig mehr Sinn machen als bei kleineren Schäden, die zwar auch unangenehm, aber im Fall des Falles noch finanziell bewältigbar wären. * Name von der Red. geändert GUT ZU WISSEN Helfer. Trotz klarer Rechtslage wollte ein großer deutscher Versicherungskonzern seine Leistungen an einen schwerkranken Tiroler Kunden hinauszögern. Die AK half.

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