Tiroler Arbeiterzeitung

K ONSUMENT & R ECHT 8 Nr. 125, Dezember 2019 Tirolerin kaufte im Urlaub „10.000-Euro-Ring“ Meine Rechte als Konsument R und ums Kaufen tauchen immer wieder Fragen und Un- klarheiten auf: Wann gilt ein Kauf- vertrag? Sind am Telefon abge- schlossene Verträge wirksam? Was ist eine Gewährleistung, was eine Garantie? Habe ich ein Recht auf Umtausch? Prinzipiell gilt: Seien Sie vorsichtig und achten Sie auf das Kleingedruckte. Unterschreiben Sie nichts, was Sie nicht vorher gelesen und verstanden haben. Da auch Sie wahrscheinlich nichts zu verschenken haben, rentieren sich Preisvergleiche und Kosten- voranschläge. In der AK Broschüre „Konsumentenrechte“ finden Sie die wichtigsten Informationen, die Sie vor, beim und nach dem Kauf wissen sollten. Kostenlos anfordern unter Tel. 0800/22 55 22 – 1836 oder herunterladen auf www.ak- tirol.com Neue Wege für Pflegeberufe AK gegen Pflegenotstand. Wodurch kann die Pflegeausbildung attraktiver werden? Die AK hat eine Online-Umfrage zu Ausbildungswegen in der Pflege gestartet. D erzeit benötigen in Ös­ terreich etwa 460.000 Menschen Pflege, Ten­ denz steigend. Im Jahr 2050 werden es schon 750.000 sein. Das heißt, dass auch mehr Menschen in Betreuungs- und Pflegeberufen gebraucht werden. Geschätzt werden es rund 40.000 Beschäftigte bis zum Jahr 2050 sein, die in der Langzeitpflege benötigt werden. In Tirol sieht die Lage nicht anders aus. Im Altenpflege- Bereich fehlen bereits jetzt 300 Pflegekräfte. Mehr als 140 Heimplätze stehen deshalb leer, das verbliebene Personal lei­ stet Übermenschliches und setzt seine eigene Gesundheit aufs Spiel. Dass sich das in der Be­ zahlung nicht widerspiegelt, ist für AK Präsident Erwin Zangerl ein wenig motivierendes Signal. „Man hat den Pflegekräften eine Gehaltserhöhung versprochen, herausgekommen ist, dass etwa Pflegeassistenten und Heimhel­ fer sogar weniger Gehalt bekom­ men würden. Damit wird der Pflegenotstand mit Sicherheit nicht behoben“, so Zangerl. Er fordert, die geplante Gesetzes­ änderung zu überarbeiten. „Die Kaputtsparpolitik auf dem Rü­ cken des engagierten Personals wird das Problem in diesem Be­ reich nicht lösen, sondern ver­ schärfen. Das ist eine einfache Rechnung. Anstatt sich um die Mitarbeiter im Gesundheitsbe­ reich zu bemühen, werden sie permanent vor den Kopf gesto­ ßen, egal ob es um die Bezah­ lung geht, die Gleichstellung von Teilzeitmitarbeitern oder um das Thema Umkleidezeiten“, so der AK Präsident. Faire Lösungen finden. Zumin­ dest erreicht werden konnte, dass jetzt neuerlich verhandelt wird, um eine für die Beschäftigten faire Lösung zu finden. Auch das Thema Umkleidezeiten vor allem in den Tirol Kliniken muss im Sinne der Mitarbeiter gelöst werden. Generell setzt sich die AK da­ für ein, dass einerseits die Ar­ beitsbedingungen in der Pflege besser werden. Das heißt unter anderem: faire Bezahlung und mehr Personal, damit die Pfle­ gekräfte ihre menschlich sehr anspruchsvolle Arbeit besser bewältigen können. Nachden­ ken sollte man außerdem über Ausbildungswege, die künftigen Pflegefachkräften gute Perspek­ tiven und auch Aufstiegschancen ermöglichen. E ine Geschichte wie aus 1001 Nacht erlebte eine Ti­ rolerin bei ihrem Urlaub in Dubai. Allerdings eine, die sie viele schlaflose Nächte kostete. Mit einer Freundin hatte Frau M. diesen Sommer die Vereinigten Arabischen Emirate besucht. Wäh­ rend eines Hoteltransfers wurden die beiden Damen mit anderen Reisegästen überraschend in eine abgelegene Schmuckmanufaktur gebracht, es wurde „exklusiver Schmuckverkauf“ versprochen Bei starkem Tee wurde Frau M. dann ein goldener Tansanit-Ring zum Kauf angeboten – zum stol­ zen Preis von 10.000 Euro. Der redegewandte Schmuckverkäufer versicherte mehrmals, dass der Ring noch viel mehr wert wäre und Frau M. hätte die einmalige Gele­ genheit, diese „Wertanlage“ güns­ tig zu erwerben. Frau M. ließ sich schließlich zum Kauf hinreißen und unterschrieb den 10.000-Euro- Vertrag. Da beide Damen nicht so viel Geld bei sich hatten und auch der Kreditkartenrahmen schon ausgeschöpft war, wurde von der Schmuckmanufaktur eine Anzah­ lung kassiert, der Rest sollte später bezahlt werden. Böses Erwachen. Schon kurz nach der Rückkehr kamen jedoch Zweifel auf. Ein zu Rate gezogener Juwelier, der das Schmuckstück begutachtete, kam zum Ergebnis, dass der Ring „maximal die Hälfte des Kaufpreises“ wert sei. Darauf­ hin wandte sich die Käuferin ver­ zweifelt an die AK Tirol. Die AK Konsumentenschützer analysierten den Fall für ihr Mit­ glied und nahmen in der Folge Kontakt mit dem Unternehmen in Dubai auf. Dieses verwies aber lediglich auf den gültigen Vertrag. Die AK Experten ließen trotzdem AK Erfolg. Eine Tirolerin erwarb in Dubai einen teuren Ring, der laut Experten viel weniger wert ist als sein Verkaufspreis. Als sie vom Kauf zurücktreten wollte, folgten Drohungen mit Rechtsanwälten und Gericht. Ein Fall für die Konsumentenschützer der AK Tirol. BROSCHÜRE © innervisionpro /stock.adobe.com Online-Umfrage Sie arbeiten in Gesundheitsberu- fen? Dann machen Sie bei unserer Umfrage mit: www.arbeiterkammer. at/pflegeausbildung nicht locker. Recherchen in ein­ schlägigen Internetforen ergaben, dass der deutsche Reiseveran­ stalter offenbar seit Jahren regel­ mäßig Kunden zur immer selben Schmuckmanufaktur bringt und es bereits zahlreiche Beschwerden von Reisenden gab. Aus diesem Grund wiesen die Kammer-Ex­ perten den Reiseveranstalter auf seine nicht wahrgenommenen In­ formations- und Fürsorgepflichten gegenüber der Tirolerin hin. Auch der Reiseveranstalter lehnte – über eine Münchner Rechtsanwältin – prompt jede Verantwortung ab. Den AK Konsumentenschützern gelang es in der Folge, die Indizien für die Mitverantwortung des Rei­ severanstalters so weit zu verdich­ ten, dass dieser die Schmuckmanu­ faktur zum Einlenken drängte: Die überglückliche Tirolerin konnte den Ring zurückgeben und erhielt das gesamte Geld retour! Einkauf im Urlaub I m Urlaub, fern des Alltags, sind Menschen entspannt und in besonderer Kauflaune. Deshalb ist das Risiko von unüberlegten Fehlkäufen dann besonders hoch. Damit die gute Urlaubslaune auch nach der Rückkehr aus den Ferien noch möglichst lange anhält, sind ein paar Grundregeln einzuhalten. • Finger weg von Spontankäufen! Überlegen, bevor etwas gekauft wird, und nach Möglichkeit eine Nacht drüber schlafen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Macht der Verkäufer Druck und wird aufdringlich - Verkaufsver- handlung abbrechen. • Wie zu Hause: Nicht leichtgläu- big sein! Verkäufer werden ihre Produkte immer loben, das ist ihr Geschäft. Immer selbst gut über- legen, ob etwas wirklich gebraucht wird oder zu Hause von irgendei- nem Nutzen sein wird. • Besondere Vorsicht ist bei Pro- dukten geboten, für deren Wertein- schätzung besondere Fachkennt- nisse erforderlich sind, also z. B. bei Schmuck, Orientteppichen, Münzen und andere Wert- oder Anlageobjekte. Die Gefahr: einen viel zu hohen Preis zu zahlen! • Vor dem Kauf über die Aus- und Einfuhrbestimmungen im Urlaubs- land und in Österreich informie- ren, sonst muss der (teure) Kauf vielleicht zurückgelassen oder ein hoher Einfuhrzoll bezahlt werden. GUT ZU WISSEN

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