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Seite 12 Die Einkommen in Tirol

Die Frage der Wirtschaftsstruktur und des Einkom-

mens hängen eng miteinander zusammen. Wert-

schöpfungsintensive Wirtschaftszweige, die ein

hohes Maß an Know-how voraussetzen, werden

in der Regel höhere Einkommen bieten. Dagegen

sind Dienstleistungen, welche ein geringeres Maß

an spezifischem Fachwissen voraussetzen und die

deshalb aus einem großen Pool an Bewerberinnen

und Bewerbern am Arbeitsmarkt schöpfen können,

generell niedriger entlohnt. Der strukturelle Wandel

in der Wirtschaft übt deshalb einen starken Einfluss

auf die jetzigen und künftigen Einkommenschancen

der Bevölkerung aus.

Ein Vergleich der Branchenstruktur mit der Anzahl

des jeweiligen Beschäftigtenstandes in den großen

Branchen der österreichischen Wirtschaft bietet in-

teressante Rückschlüsse. Trotz einer nach wie vor

geringen wirtschaftlichen Dynamik (+1,0% reales BIP

im Vergleich zum Vorjahr), wächst die Beschäftigung

in Österreich weiter an. Im Vergleich zum Vorjahr

kamen in Österreich 44.323 Personen hinzu (+1,1%;

Anm.: In der Lohnsteuerstatistik werden alle Perso-

nen erfasst, die zumindest einmal im Kalenderjahr,

wenn auch nur kurzfristig, in Österreich einer Be-

schäftigung nachgingen. Zahlen sind nicht direkt mit

anderen Beschäftigungsstatistiken vergleichbar.).

Die Beschäftigungsentwicklung hatte sich also sogar

beschleunigt. Am stärksten nahm die Zahl der Be-

schäftigten in den Branchen „sonstige wirtschaftliche

Dienstleistungen“ mit 3,7% zu. In diesemWirtschafts-

abschnitt werden Tätigkeiten wie Reinigungsdienste,

Securityservices, aber auch die Arbeitskräfteüberlas-

ser zusammengefasst. Insgesamt kamen in diesem

Bereich 9.413 Personen hinzu. In Prozenten zwar

weniger (+2,0%), aber in absoluten Zahlen mehr,

nahm der öffentlichkeitsnahe Sektor zu. In der öf-

fentlichen Verwaltung, dem Gesundheits- und Sozi-

alwesen, sowie im Bereich Erziehung und Unterricht

stieg die Zahl der Beschäftigten um 19.635 Perso-

nen an. D.h. nicht ganz die Hälfte des gesamten Be-

schäftigungszuwachses in Österreich konnte diesem

Bereich zugerechnet werden. In der Sachgüterpro-

duktion (Industrie und Gewerbe) stagnierte die Be-

schäftigung weitgehend (+0,1%). Der Beschäftigten-

stand im Handel veränderte sich im Jahresvergleich

überhaupt nicht (+/- 0,0%). Die Zahl der Personen,

welche im Bauwesen ihr Haupteinkommen erzielten,

sank dagegen um mehr als zweitausend Personen

(-0,7%). Die Zahl der Beschäftigten in Beherbergung

und Gastronomie nahm hingegen um 4.094 Perso-

nen (+1,3%) zu.

Tirol wies mit einem Beschäftigtenzuwachs von 1,4%

bzw. um 5.274 Personen neben Wien (+1,9%) die

stärkste Beschäftigungssteigerung aller österreichi-

schen Bundesländer auf. Besonders deutlich nahm

die Zahl der Personen zu, welche hauptsächlich in

den bereits erwähnten „sonstigen wirtschaftlichen

Dienstleistungen“ tätig waren (+7,0% bzw. + 1.151

Personen). In absoluten Zahlen nahm jedoch der

öffentlichkeitsnahe Sektor am stärksten zu: 1.466

Personen kamen in diesem Bereich hinzu (+1,7%).

Unterdurchschnittlich wuchsen die Zahlen in Be-

herbergung und Gastronomie (+1,1% bzw. +580

Personen). Die Tiroler Sachgüterproduktion wies

mit einem Beschäftigungszuwachs von 0,8% (+426

Personen), neben derjenigen Vorarlbergs, das zweit-

stärkste Wachstum in Österreich auf. Erneut zeigte

sich jedoch, dass der Dienstleistungsbereich der we-

sentliche Treiber der Beschäftigungsentwicklung ist,

allerdings bei eher unterdurchschnittlichen Einkom-

mensverhältnissen.

3.1 Die ganzjährige Beschäftigung in Österreich

Nicht nur die Stundenlöhne sondern auch das Aus-

maß der Zeit, das in ein Beschäftigungsverhältnis

investiert werden kann, bestimmt wesentlich über

die Höhe des erzielbaren Einkommens mit. Tirol ist

in Österreich das Tourismusland Nummer Eins, was

für viele Beschäftigte ein Arbeitsjahr mit sich bringt,

in dem sich intensive Phasen saisonaler Beschäfti-

gung, mit erwerbslosen Phasen in der Zwischenzeit

abwechseln. Aufgrund der starken Position des Ti-

roler Tourismus überrascht es nicht, dass der Anteil

ganzjähriger Beschäftigung in Tirol von allen Bun-

desländern am niedrigsten ist. Nur etwas mehr als

(3) Die Struktur der Beschäftigung in den Bundesländern

ganzjährig

74,3%

ganzjährig

Vollzeit

53,0%

Grafik 4: Anteile ganzjähriger Arbeit und ganzjähriger Voll-

zeitarbeit in Österreich 2015