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WISO Seite 5

Wahlen

Österreich und Deutschland wählten: die Krise spielte kaum eine Rolle

ZEITLEISTE

Mag. Armin Erger/ MMag. Peter Hilpold (Teil Italien)

Erneut standen in den letzten Monaten wichtige wirt-

schaftspolitische Entscheidungen an: auf der euro-

päischen Ebene am wichtigsten waren die deutschen

Bundestagswahlen. Der deutliche Wahlsieg von An-

gela Merkel bestätigte ihren zurückhaltenden, Kriti-

ker meinen, zu schüchternen, Kurs in der Handha-

bung der Eurokrise.

Auch in Österreich blieben SPÖ und ÖVP die beiden

stimmenstärksten Parteien und werden wohl auch

die neue Regierung bilden, allerdings erlitten bei-

de Parteien Stimmverluste. Auffällig an beiden, den

österreichischen und den deutschen Wahlen: über

platte Emotionalisierungen hinaus spielte die Krise

der europäischen Gemeinschaftswährung Euro als

Wahlkampfthema kaum eine Rolle.

In den USA zeigte sich einmal mehr die zunehmende

Dysfunktionalität des bestehenden politischen Sys-

tems. Getrieben durch radikale Gegner von Steuern

und Zentralregierung in der republikanischen Partei

steuerten die USA in einen „Government Shutdown“,

d.h. eine Stilllegung nicht-essenzieller Funktionen,

da das Budgetgesetz nicht rechtzeitig beschlos-

sen werden konnte. Dramatischer noch wären die

Folgen gewesen, wenn es nicht zu einer Einigung

über die Anhebung der Schuldenobergrenze in den

USA käme. Die amerikanische Regierung hätte ihre

Schulden nicht mehr bezahlen können – ein Ereig-

nis mit globalen Folgen. Besorgniserregend ist die

zunehmende Frequenz und Härte der politischen

Auseinandersetzungen in den USA. Das Land ist

polarisiert und gerät mehr und mehr in die politische

Selbstblockade.

Europa ist weitgehend mit sich selbst beschäftigt.

Institutionelle Reformen des Euroraums, wie etwa

die Errichtung der Bankenunion, machen zwar Fort-

schritte, allerdings nur in glazialer Geschwindigkeit.

Italien geriet nach einer äußerst schwierigen Regie-

rungsbildung durch unverantwortlich zu nennendes

Handeln von Silvio Berlusconi in eine tiefe Krise, bei

der der Zerfall der Regierungsmannschaft von Mi-

nisterpräsident Letta nur knapp abgewendet werden

konnte. Erneut zeigte sich, angesichts der Nervosität

mit der die Regierungskrise und ihre möglichen wirt-

schaftlichen Auswirkungen beobachtet wurden, dass

Innenpolitik immer auch Europa- und Europolitik ist.