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WISO Seite 7

Aufgrund der steigenden Kaufkraft der chinesischen

Mittelklasse könnte dieser Umbau gut gelingen.

Schwieriger werden es die anderen großen Schwel-

lenländer haben. Russlands Wirtschaftsboom wurde

durch die steigenden Energiepreise, ausgelöst durch

den Energiehunger der anderen Schwellenländer,

angefeuert. Die Wirtschaftskrise lässt aber die Ener-

giepreise stagnieren und neue Energiequellen (z.B.

die Ausnutzung von Schiefergasvorkommen) drohen,

den globalen Energiemarkt weiter zu diversifizieren.

Andere, noch nicht genützte Potenziale der russi-

schen Wirtschaft sind aber schwer zu identifizieren.

Brasilien leidet nach einer heißen Phase wirtschaft-

lichen Wachstums durch hohe Rohstoffpreise und

Kredite an einer hohen Inflation. Marktbeobachter

gehen davon aus, dass die „natürliche“ Wachstums-

geschwindigkeit der brasilianischen Wirtschaft weit

unter den in den letzten Jahren beobachteten Zahlen

liegen dürfte.

Indien sah in den letzten Monaten einen raschen Ver-

fall seiner Landeswährung, dazu ist Indien stark von

ausländischem Kapital abhängig, das aber in den

letzten Monaten aus allen großen Schwellenländern

herausging, sodass die hohen Wachstumszahlen der

Anfangsjahre dieses Jahrzehnts wohl nicht mehr er-

reicht werden.

2

Die USA sperren zu

Die Präsidentschaft Barack Obamas war in den letz-

ten Monaten nicht von wirtschaftspolitischen Themen

geprägt: die Enthüllungen des Aufdeckers Edward

Snwoden zeigten der Welt auf spektakuläre Art und

Weise ein schockierend weitläufige Überwachungs-

programme („Boundless Informant“, „PRISM“) des

amerikanischen Geheimdienstes NSA. Auch die

Dienste anderer Staaten, etwa Großbritanniens

(„Tempora“), betreiben ähnliche Programme oder

nützten Informationen aus der NSA-Überwachung.

Profunde politische Konsequenzen der Enthüllungen

gab es bislang nicht. Präsident Obama stellte sich

letztlich hinter die Überwachung und argumentierte,

dass diese von vitaler Bedeutung für die nationale

Sicherheit wäre.

Außenpolitisch dominierte die Situation in Syrien die

amerikanische Agenda. Nach einem Giftgas-Angriff

in einem Vorort von Damaskus war die von Präsident

Obama gezeichnete „rote Linie“ für ein militärisches

Eingreifen überschritten. Zusammen mit Großbritan-

nien und Frankreich sollte das Regime von Präsident

Assad mit Luftschlägen bestraft werden.

Als einzige Möglichkeit einem Militärschlag zu ent-

gehen, benannte US-Außenminister Kerry, die Über-

gabe und Vernichtung aller chemischen Waffen der

Syrer. Ein Vorschlag, dem Syrien prompt unter Ver-

mittlung Russlands, das das Regime unterstützt,

zustimmte – wohl auch zur Überraschung der ame-

rikanischen Administration, die daraufhin stark vom

Kriegskurs zurückruderte.

NSA-Enthüller Edward Snowden wurde zur internationalen

Ikone für den Widerstand gegen digitale Überwachung.

© svenne venne

Reale Auswirkungen des Budgetstreits - die amerikanische

Regierung musste nicht-vitale Funktionen zusperren.

© Shanna213

2

vgl. The Economist, 24. August 2013