Seite 4 Die Einkommen in Tirol
Umfragen zeigen es immer wieder: Für die Tirole-
rinnen und Tiroler ist die Erwerbsarbeit eines der
wichtigsten Dinge im Leben. Eine zentrale Aufgabe
von Arbeit ist es, für ein angemessenes Einkommen
zu sorgen. Die Beschäftigungseinkommen sind die
Haupteinnahmequelle für den weit überwiegenden
Teil der Tiroler Bevölkerung. Einkommen entscheidet
darüber, was möglich und erreichbar ist.
Für die Volkswirtschaft spielen die Einkommen aus
unselbständiger Arbeit eine enorm wichtige Rolle. Im
Zuge der Wirtschaftskrise wird immer wieder beklagt,
dass die Nachfrage zu gering sei und dass die Kon-
sumenten zu wenig Vertrauen hätten. Dabei spielen
die Erwartungen, die man über die Sicherheit und die
Höhe des eigenen Einkommens hat, die wichtigste
Rolle.
Leider mussten wir in dieser Hinsicht erneut feststel-
len, dass sich die Rolle Tirols als Schlusslicht bei den
Einkommen auch 2013 verfestigt hat. Die Tirolerin-
nen und Tiroler verdienten am wenigsten und die
realen Einkommen gingen stärker als im österreichi-
schen Durchschnitt zurück. Die Beschäftigten in Tirol
erzielten 2013 ein Einkommen von 1.331 Euro netto
im Monat - um zehn Prozent weniger als im österrei-
chischen Durchschnitt: Das sind mehr als 2.000 Euro
netto weniger im Jahr!
Auch bei ganzjähriger Vollzeitarbeit, das heißt bei
gleichem Arbeitsaufwand, lagen die Einkommen der
Tirolerinnen und Tiroler zurück. Den Männern in die-
ser Beschäftigungsform fehlten pro Monat 120 Euro
netto, den Frauen fast 150 Euro netto, um den öster-
reichischen Durchschnitt zu erreichen.
Ein drängender werdendes strukturelles Problem des
Tiroler Arbeitsmarktes ist die Entwicklung der ganz-
jährigen Vollzeitarbeitsplätze. Weniger als die Hälfte
der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, nämlich
47,7%, war 2013 in dieser Beschäftigungsform tätig.
Der Trend zeigt weiter nach unten, denn zwei Drittel
aller neu geschaffenen Arbeitsplätze sind im Teilzeit-
bereich und nur ein Drittel sind Vollzeitarbeitsplätze.
Ganzjährige Vollzeitarbeitsplätze sind aber von
enormer Bedeutung: sie erwirtschafteten 86%
der gesamten Lohnsteuer und leisteten 72% aller
Sozialversicherungsbeiträge in Tirol.
Die Inflation, die schleichende Geldentwertung,
knabbert an der Kaufkraft der Einkommen. Denn was
nützt ein Ansteigen der Zahlen auf dem Lohnzettel,
wenn die Inflation noch stärker steigt. 2013 kam es
in Tirol zu keiner Steigerung der Kaufkraft, die realen
Einkommen sanken gegenüber dem Vorjahr um 1%
ab - etwas stärker, als im österreichischen Durch-
schnitt.
Leider bleibt es dabei: Tirol ist letzter im Einkom-
mensvergleich und weist eine der höchsten Lebens-
haltungskosten auf. Angesichts exorbitanter Wohn-
und Lebenskosten ist für viele diese Schere bereits
zu weit aufgegangen. Deshalb ist eine Neuorientie-
rung der Standortpolitik des Landes gefordert. Vor
allem in den stark touristisch geprägten Regionen
fehlen einkommensstabile, ganzjährige Beschäfti-
gungsalternativen.
Einführung
AK Präsident Erwin Zangerl