Seite 12 Die Einkommen in Tirol
Die Frage, welche Wirtschaftszweige in den einzel-
nen Bundesländern vorherrschen, ob Regionen eher
industriell oder von Dienstleistungen und Tourismus
geprägt sind, übt einen deutlichen Effekt auf die
Beschäftigungsstruktur aus. Wesentlich für die Ein-
kommen ist dabei, in welchem Ausmaß ganzjährige
Arbeit und ganzjährige Vollzeitarbeit verfügbar sind.
(3.1) Ganzjährige Beschäftigung in Österreich
2013 betrug der Anteil der ganzjährig Beschäftigten
in Österreich 73,7%. Zwischen Männern und Frauen
gab es in dieser Hinsicht nur wenige Unterschiede.
In der Tat war es sogar so, dass mit 74,1% die Frau-
en geringfügig häufiger in einer ganzjährigen Be-
schäftigung standen als die Männer mit 73,3%. Für
beide Geschlechter galt allerdings, dass die Anteile
ganzjähriger Beschäftigung österreichweit fielen.
2012 waren 74,8% der Arbeitnehmer und 75,2% der
Arbeitnehmerinnen in einer ganzjährigen Beschäfti-
gung tätig.
2013 lag der Anteil ganzjähriger Beschäftigung mit
77,7% in Niederösterreich am höchsten, gefolgt
vom Burgenland und von Oberösterreich mit jeweils
77,4%. Mit einem Anteil von 67,8% lag der Anteil in
Tirol deutlich am niedrigsten. Tirol war das einzige
Bundesland in dem der Anteil der ganzjährig Be-
schäftigten bei unter 70% lag. Ebenfalls niedrige An-
teile wiesen Kärnten (70,0%) und Salzburg (70,2%)
auf. Hier zeigte sich der im Vergleich große Einfluss
des Tourismus auf die Beschäftigungsstruktur in Ti-
rol. Die Bedeutung des Tourismus führt zu einem
überdurchschnittlich hohen Anteil von Saisonsar-
beitsverhältnissen.
Auch in Tirol ging der Anteil ganzjähriger Beschäfti-
gung leicht zurück. 2012 lag er noch bei 69,1%, die
Jahre zuvor lag er allerdings bereits einmal bei unter
69%. Dennoch: 2013 ist das Jahr mit dem bislang
niedrigsten Anteil ganzjähriger Beschäftigung in Tirol.
(3.2) Ganzjährige Vollzeitbeschäftigung
Bei aller Variation in den Einkommen: ein nach wie
vor wichtiger Bestimmungsfaktor der Einkommens-
höhe ist es, wie viel Zeit für eine Beschäftigung in-
vestiert wird. Nach wie vor gilt ganzjährige Vollzeit-
arbeit als „Standardbeschäftigung“, obwohl sie durch
den Strukturwandel am Arbeitsmarkt beständig an
Bedeutung verliert.
Die Entwicklung der Teilzeitarbeit verläuft deutlich
dynamischer als die Zunahme von Vollzeitarbeit.
Vor allem treten Frauen neu in den Arbeitsmarkt ein
und diese finden Beschäftigung v.a. in Formen der
Teilzeitarbeit. Dies insbesondere in den Dienstleis-
tungen. Teilzeitarbeit kann in vielen Situationen die
richtige Wahl sein, mitunter ist sie auch die einzige.
Man denke hier insbesondere an Lebenssituationen,
welche Betreuungspflichten beinhalten, z.B. für Kin-
der oder pflegebedürftige Angehörige. Im derzeitigen
System ist es allerdings so, dass dauerhafte Teilzeit-
arbeit mittel- bis langfristig erhebliche Nachteile mit
sich bringen kann. So hängt beispielsweise die Höhe
der zu erwartenden Pension direkt vom Erwerbsein-
kommen ab. Dadurch steigt die Gefahr, bei Pensi-
onsantritt erhebliche Einkommensbußen hinnehmen
zu müssen. Besonders betroffen davon sind wieder-
rum die Frauen, die erheblich mehr in Teilzeit arbei-
ten als die Männer.
2013 arbeiteten in Österreich etwas mehr als 2,2
Millionen Menschen das ganze Jahr über in Vollzeit.
Fast 1,5 Millionen davon, d.h. fast zwei Drittel, waren
Männer. Unter den Männern betrug der Anteil dieser
Arbeitsform 67,3%. Bei Frauen waren die ganzjährig
Vollzeitarbeitenden in der Minderzahl – bei ihnen be-
trug der Anteil nur 39,4%. Im Vergleich zum Vorjahr
stieg die Anzahl der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten
um knapp 2.000 Personen. Diese Zunahme war je-
doch sehr ungleich zwischen den Geschlechtern
verteilt: die Zahl der Männer in ganzjähriger Vollzeit
nahm im Jahresvergleich um mehr als 7.700 Perso-
nen zu, die der Frauen nahm dagegen um über 5.700
ab. So verwundert es wenig, dass sich der Anteil der
(3) Die Struktur der Beschäftigung in den Bundesländern
ganzjährig
75,0%
ganzjährig
Vollzeit
75,0%
Grafik 4: Anteile ganzjähriger Arbeit und ganzjähriger Voll-
zeitarbeit in Österreich