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Zusammenspiel und Wechselwirkungen:
Der Bedarf an Kinderbetreuung kann nicht unabhängig von den anderen Faktoren betrachtet wer-
den. So spielt zum Beispiel die Arbeitsmarktsituation (inklusive Verfügbarkeit an erreichbaren Ar-
beitsplätzen, Arbeitszeiten, Flexibilität, Bezahlung usw.) eine große Rolle für die Art des Bedarfes an
Kinderbetreuung. Gleichzeitig allerdings ist verfügbare, flexible, kostengünstige und gut ausgebaute
Kinderbetreuung notwendig, um am Erwerbsarbeitsmarkt überhaupt tätig sein zu können. Die Wech-
selwirkungen von Arbeitsmarkt und Kinderbetreuung sind aber desweiteren beeinflusst durch die
individuellen Einstellungen bzw. die vorherrschende Familiensituation. Es ist allerdings wichtig zu
betonen, dass die Einstellungen zu Kinderbetreuung (inklusive der Aufteilung zwischen Männern und
Frauen), aber auch die tatsächliche Praxis innerhalb von Familien wiederum durch das Angebot an
Kinderbetreuung, sowie durch die Möglichkeiten am Arbeitsmarkt geprägt sind. Es ist deshalb essen-
tiell, dieses Zusammenspiel und die Wechselwirkungen mitzudenken, wenn einzelne Faktoren verän-
dert werden sollen.
Einstellungen und Praxis:
Die Studie zeigt, dass im Raum KUUSK die Einstellungen zur Kinderbetreuung eher traditionell und
familienbezogen geprägt sind. Vor allem Kinder unter drei Jahren werden als am besten in der Fami-
lie betreut, gesehen. Während die Mutter als wichtigste Bezugsperson bezeichnet wird, meinen doch
drei Viertel aller Befragten, dass Kinder gleich viel Zeit mit beiden Elternteilen verbringen sollten.
Die Analyse der tatsächlichen Betreuungspraktiken zeigt allerdings, dass dies nur in den wenigsten
Fällen erreicht werden kann. Nicht nur fällt im Durchschnitt der allergrößte Teil der Kinderbetreuung
den Müttern zu, mit Ausnahme des Vormittages gibt es keine Zeiten, in denen nicht die Mütter die
Hauptbetreuung übernehmen. Diese Situation zeigt sich für Kinder unterschiedlichen Alters und in
noch verstärktem Ausmaß in den kleineren Gemeinden. Zusätzlich zu der Hauptbetreuung an typi-
schen Tagen sind es auch vornehmlich Mütter, die die Betreuung im Krankheitsfall der Kinder über-
nehmen, also dann, wenn keine Betreuungseinrichtungen besucht werden können.
Dieser umfassende, flexible Einsatz der Mütter führt aller Wahrscheinlichkeit nach auch dazu, dass
die Betreuung an Schließtagen der Einrichtungen für drei Viertel aller Befragten eher kein Problem
darzustellen scheint. Für ein Viertel allerdings ergeben sich zu diesen Zeiten Herausforderungen, die
Kinder-
betreuung
Erwerbsarbeit,
Arbeitsmarkt
Familien-
situation,
Geschlechter-
verhältnisse
Institutionelles
Angebot;
Sozialstaat
Einstellungen