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Die österreichischen Bundesländer unterscheiden
sich deutlich in ihren jeweiligen Wirtschafts- und da-
mit auch in ihren Beschäftigungsstrukturen. Ein we-
sentlicher Einflussfaktor auf die Einkommen besteht
darin, in welchem Ausmaß ganzjährige Arbeit und
vor allem ganzjährige Vollzeitarbeit verfügbar ist.
(3.1) Ganzjährige Beschäftigung in Österreich
2012 gingen drei Viertel aller Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer in Österreich einer ganzjährigen
Beschäftigung nach. Dabei gab es nur wenige Un-
terschiede zwischen Männern und Frauen. Bei den
männlichen Beschäftigten betrug der Anteil der ganz-
jährig Tätigen 74,8%, bei den weiblichen 75,2%. Et-
was stärker waren die Unterschiede zwischen den
verschiedenen Bundesländern ausgeprägt.
Die höchsten Anteile ganzjähriger Beschäftigung
wiesen Niederösterreich (78,8%), dicht gefolgt von
Oberösterreich und dem Burgenland (beide 78,6%)
auf. Am anderen Ende der Skala fand sich Tirol mit
einem Anteil von 69,1% wieder. Tirol war das einzi-
ge Bundesland, in dem der Anteil ganzjähriger Be-
schäftigter unter siebzig Prozent lag. Der überdurch-
schnittliche Anteil an Beschäftigten im Tourismus
und tourismusnahen Branchen äußerte sich in Tirol
in einem niedrigen Anteil ganzjähriger Beschäftigung
– seien es Vollzeit- oder Teilzeittätigkeiten.
Im Vergleich zu den Vorjahren zeigten sich wenige
Veränderungen in den Anteilen ganzjähriger Be-
schäftigung. Im Jahr 2010 waren in Österreich 74,4%
in einer solchen Beschäftigungsform, 2011 stieg der
Anteil leicht auf 74,3%, um 2012 75,0% zu erreichen.
Tirol blieb in dieser Hinsicht sehr stabil. 2010 lag der
Anteil ganzjährig Beschäftigter bei 69,0%, zwei Jahre
später, 2012, bei 69,1%.
(3.2) Ganzjährige Vollzeitbeschäftigung
Die Einkommenssituation in einer Region hängt stark
von der Verfügbarkeit ganzjähriger Vollzeitarbeit ab.
Diese Beschäftigungsform stellt derzeit noch den
„Normalfall“ dar, d.h. der größte Teil der Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer arbeitet in einer derar-
tigen Weise. Allerdings verliert die ganzjährige Voll-
zeitarbeit zunehmend an Bedeutung.
Der Strukturwandel am Arbeitsmarkt bringt eine
deutliche Zunahme von Formen der Teilzeitarbeit
mit sich. Im besonderen Maße sind die neu in den
Arbeitsmarkt tretenden Frauen, die einen großen
Teil des Beschäftigungszuwachses ausmachen, zu-
nehmend in Teilzeitarbeit. Mittelfristig kann dies für
die „Betroffenen“ zu einer großen Herausforderung
werden, da Ansprüche, wie etwa Pensionsleistun-
gen, unmittelbar mit der Höhe der Einkommen und
den Versicherungszeiten zusammenhängen. Zuneh-
mende Teilzeitarbeit erhöht, im momentanen System
sozialer Absicherung, die Gefahr von deutlichen Ein-
kommenseinbußen bei Pensionsantritt, um nicht zu
sagen, die Gefahr von Altersarmut.
2012 waren 54,5% der österreichischen Arbeitneh-
merinnen und Arbeitnehmer in einer ganzjährigen
Vollzeitarbeit beschäftigt. Von den 2,2 Millionen Be-
schäftigten in dieser Arbeitsform in Österreich waren
fast zwei Drittel Männer (1,5 Millionen). Dementspre-
chend lag der Anteil ganzjährig Vollzeitbeschäftigter
bei den Männern auch deutlich höher als bei den
Frauen: während über zwei Drittel (67,5%) der Män-
ner in einer derartigen Beschäftigung waren, machte
der Anteil bei den Frauen nur 40,1% aus.
Der höchste Anteil jahresdurchgängig Vollzeitbe-
schäftigter war mit 58,8% im Burgenland zu beob-
achten, auch in Niederösterreich (58,2%) und Ober-
österreich (56,3%) wurden überdurchschnittliche
Werte erreicht.
Während die Anteile bei den Männern zum Teil bei
über siebzig Prozent lagen (z.B. Burgenland 72,4%,
OÖ 72,7% und NÖ 72,1%), kamen in keinem Bun-
desland die Frauen über einen Anteil von fünfzig Pro-
zent. Der höchste Anteil ganzjährig Vollzeitbeschäf-
tigter Frauen wurde in Wien mit 46,2% erreicht.
(3) Die Struktur der Beschäftigung in den Bundesländern
ganzjährig
75,0%
ganzjährig
Vollzeit
75,0%
Grafik 4: Anteile ganzjähriger Arbeit und ganzjähriger Voll-
zeitarbeit in Österreich