Tiroler Arbeiterzeitung - page 9

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Nr. 58, Jänner 2014
Privatvermögen
ungleich verteilt
Schieflage.
Das Privatvermögen im Euroraum ist in wenigen Händen konzentriert. Einige
besitzen sehr viel. Das ist das Ergebnis einer Erhebung der Europäischen Zentralbank.
D
ie reichsten 20 % der Bevölke-
rung in den 15 untersuchten
Ländern (Euroraum ohne Ir-
land und Estland) besitzen mehr als zwei
Drittel des gesamten – um Kredite und
Schulden bereinigten – privaten Netto-
vermögens. Allein die reichsten fünf Pro-
zent haben einen Besitzanteil von 37 %.
Am unteren Ende der Reichtums-Hie-
rarchie ist das vermögenslose Fünftel, das
de facto nichts besitzt, gefolgt von den
vermögensarmen 20 %, die gemeinsam
weniger als 3 % des Netto-Reichtums auf
sich vereinen.
Noch ungleicher.
Österreichs
Reiche haben pro Haushalt mehr Ver-
mögen als die Reichen anderswo. Im un-
tersuchten Euroraum verfügt das vermö-
gendste Zehntel im Schnitt über rund 1,2
Millionen Euro netto, in Österreich macht
das Durchschnittsvermögen dieser Grup-
pe pro Haushalt 1,6 Millionen Euro aus.
Vermögenssteuern.
Reichtum
hat wenig mit erbrachter Leistung zu tun,
sondern entsteht vorwiegend aus Erb-
schaften sowie abgehobenen, leistungs-
fernen Gewinn- und Besitzeinkommen.
Die massive Vermögenskonzentration
bei den reichen Eliten im Euroraum ist
demokratiepolitisch bedenklich und
ökonomisch schlecht. Denn das Fort-
bestehen der Einkommens- und Ver-
mögensungleichheit – eine Ursache der
Finanz- und Wirtschaftskrise – erhöht
die Krisenanfälligkeit. Dass gerade die
Vermögen der Reichen und die Gewinne
der Unternehmen – im Gegensatz etwa
zu den Einkommen der Arbeitnehmer
sowie zum Konsum – unterbesteuert
sind, verschärft die Verteilungsschieflage
noch. Ein Kurswechsel für mehr Vertei-
lungsgerechtigkeit in der Steuerpolitik ist
dringend an der Zeit.
AK Präsident Erwin Zangerl: Wir
brauchen in Österreich die Einführung
einer gestaffelten Vermögenssteuer auf
hohe Privatvermögen ab einer Million
Euro netto und die Abstimmung bei
vermögensbezogenen Steuern auf EU-
Ebene.“
<<
Schluss mit Diskretion.
Die ungerechte Verteilung des Privatvermögens wird zu
einem immer größeren Problem für Wohlstand und Demokratie.
Analyse.
Tiroler haben pro Monat rund einen Hunderter weniger im Geldbörsl als die Beschäftigten
in Restösterreich. Im Vergleich zu Vorarlberger Arbeitnehmern fehlen uns gar 204 Euro!
I
m Jahr 2012 lag das mittlere Mo-
natseinkommen der Tirolerinnen
und Tiroler bei 1.873 Euro brutto
(die Daten stammen vom Hauptver-
band der Sozialversicherungsträger).
Im Vergleich der österreichischen
Bundesländer ordnete sich Tirol damit
nur an der vorletzten Stelle, vor dem
Burgenland, ein. Die Beschäftigten in
Tirol verdienten um 6 % weniger als
im österreichischen Durchschnitt –
das entspricht einem Fehlbetrag von
114 Euro brutto pro Monat. Im Ver-
gleich zu den am besten verdienenden
Beschäftigten in Vorarlberg fehlten so-
gar 204 Euro brutto im Monat.
Arbeiterkammer Präsident Erwin
Zangerl: „Das Niveau der Lebens-
haltungskosten und der Einkommen
klafft in Tirol besonders weit ausei-
nander. Die negative Entwicklung der
realen Einkommen lässt diese Schere
immer weiter aufgehen. Tirol droht
damit, für Normalverdiener unleist-
bar zu werden.“
Männer.
Im Jahr 2012 machte das
mittlere Einkommen der Männer in
Tirol brutto 2.241 Euro aus, nur im
Burgenland und in Niederösterreich
wurden niedrigere Einkommen erzielt.
Zum österreichischen Durchschnitts-
einkommen fehlten den Männern
rund 90 Euro pro Monat.
Frauen.
Das mittlere Einkommen
der Frauen in Tirol lag bei 1.507 Euro
und damit 5 % hinter dem österrei-
chischen Durchschnitt zurück. Gegen-
über den Topverdienerinnen in Wien
fehlten Tiroler Frauen fast 16 % oder
mehr als 280 Euro brutto pro Monat!
Kufstein top.
Kufstein war der
Tiroler Bezirk mit dem höchsten mitt-
leren Einkommen in Tirol. Mit 1.920
Euro lag Kufstein jedoch auch nur
an der 38. Stelle im österreichischen
Bezirksvergleich. Auf den Top-Bezirk
Steyr-Stadt (OÖ) fehlen pro Monat
fast 600 Euro brutto.
Kitzbühel flop.
Am schlechtesten
schnitt in Tirol der Bezirk Kitzbühel
ab, der sich mit einem mittleren Ein-
kommen von 1.729 Euro an der 74.
Position von insgesamt 95 Bezirken
wiederfand. Die anderen Tiroler Be-
zirke ordneten sich zwischen dem 46.
Platz (Reutte) und dem 62. (Imst) ein.
Lohnverlust.
Bedenklich ist die
Einkommensentwicklung im Vergleich
der letzten Jahre. Zwar steigerten sich
die Tiroler Einkommen von 2011 auf
2012 nominell um 2,6 %, d.h. die
Zahlen auf den Lohnzetteln wurden
größer. Nach Abzug der Inflation blieb
aber so gut wie nichts davon übrig. Die
reale Lohnentwicklung betrug exakt
0,02 %. In diesem Fall kann nicht von
einem Zuwachs an Kaufkraft gespro-
chen werden. Im Vergleich mit dem
Jahr 2010 fand sogar ein Rückgang
der realen Einkommen statt. Die Ti-
rolerinnen und Tiroler hatten 2012
real um 1,4 % weniger Kaufkraft in
der Geldtasche als im Jahr 2010. Der
Grund ist, dass die Lohnsteigerungen
in Tirol nicht mit der Inflation von 5,8
% innerhalb dieser zwei Jahre Schritt
halten konnten. Besonders betroffen
davon waren Personen mit niedrigeren
Einkommen, da diese einen höheren
Anteil ihres Einkommens für Lebens-
mittel und Treibstoffe ausgeben müs-
sen. Gerade aber für diese Güter des
täglichen und wöchentlichen Bedarfs
stiegen die Preise überdurchschnittlich.
Bei der realen Einkommensent-
wicklung zeigten sich deutliche Unter-
schiede zwischen den Tiroler Bezirken.
Die höchste reale Einkommenssteige-
rung war im Bezirk Lienz mit einem
Plus von 1,2 % zu verzeichnen. Am
anderen Ende fand sich Innsbruck
Stadt wieder, wo die mittleren Ein-
kommen real sogar um 1,4 % ins Mi-
nus rutschten.
Im Zeitraum von 2010 bis 2012 ge-
lang es in keinem Tiroler Bezirk, Real­
einkommensverluste zu vermeiden.
Die Beschäftigten in Innsbruck
verloren in dieser Periode real 3,4 %
ihres Einkommens – mehr als dop-
pelt so viel wie im österreichischen
Durchschnitt!
<<
Ungerecht.
Trotz gleicher Leistung verdienen Tiroler rund 204 Euro monatlich weniger als Vorarlberger Beschäftigte.
114 Euro weniger
pro Monat!
AK STEUERBERATUNG
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D
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beitnehmerveranlagung machen.
Und das, obwohl sich ein Steuer-
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ganz Tirol. Dort beantworten die
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günstigungen in der Lohn- und Ge-
haltsabrechnung, Informationen
zum Alleinverdienerabsetzbetrag,
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scheiden, Jahressechstel, Pend-
lerpauschale etc.
Foto:MarkHuls/Fotolia.com
Um die Einkommen zu analysie-
ren, gibt es verschiedene Quellen:
Steuerstatistiken oder Daten der
Sozialversicherung. Zwar verändern
sich dadurch manche Zahlen, nicht
jedoch aber die Relationen: Die Ti-
roler bleiben bei jeder Statistik im
Schlussfeld der Einkommen in Ös-
terreich.
!
Foto:GinaSanders/Fotolia.com
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STEUER & GELD
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AK Tiroler Arbeiterzeitung – AK Aktuell
Zeitung für Arbeit und Konsumentenschutz der
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(2): Kammer für Arbeiter und Angestellte für
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Präsident: Erwin Zangerl; Aufgabenstellung:
Interessenvertretung der Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer; Die Blattlinie entspricht
jenen Grundsätzen, die im Arbeiterkam-
mergesetz 19
92 BGBl. Nr. 626/1991 idgF
festgehalten sind.
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