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WISO Seite 7

Für den Oktober 2014 deutet sich das Ende der An-

leihenkäufe der Federal Reserve an. Diese Käufe,

auch „Quantitative Easing“ (QE) genannt wurden

von der FED im Zuge der globalen Finanz- und Wirt-

schaftskrise im großen Stil getätigt, um die amerika-

nische Wirtschaft mit billigem Geld zu versorgen und

Nachfrage und Kreditvergabe nicht einbrechen zu

lassen. Mit dem Auslaufen des QE, so es denn dazu

kommt, beschreiten die USA den umgekehrten Weg

zur Eurozone, wo die EZB erneut eine Runde massi-

ver Wertpapierkäufe ankündigte.

China: Mini-Stimulus zeigt Wirkung

Die Zahlen zum zweiten Quartal erwiesen sich für

China als eine positive Überraschung. Mit einem

Zuwachs von 7,5% konnte das Ergebnis des ers-

ten Quartals (7,4%) leicht übertroffen werden. Das

Wachstum im zweiten Quartal entsprach genau dem

für das heurige Jahr vorgegebenen Wachstumsziel

von 7,5%.

3

Das Erreichen des Wachstumsziels wird auf die Wir-

kungen eines „Mini-Stimulus“ zurückgeführt, den die

chinesische Regierung im April 2014 vorstellte. In

dessen Rahmen wurde der Ausbau der Schienenin-

frastruktur, die Verbesserung der Wohnsituation für

Bezieherinnen und Bezieher niedriger Einkommen

und die Verlängerung von Steuererleichterungen

für Kleinunternehmen als Ziele ausgegeben. Bereits

2008 hatte die chinesische Regierung als Reaktion

auf die einbrechen-

de globale Nach-

frage aufgrund der

globalen Finanz-

und

Wirtschafts-

krise ein Konjunk-

turprogramm

in

der Höhe von 650

Milliarden

Dollar

aufgelegt. Das Pro-

gramm für 2014

dürfte

allerdings

von weitaus kleine-

rem Umfang sein.

Die Kreditexpansi-

on im Zuge des Mi-

ni-Stimulus schlug

sich in den Zahlen

nieder: die öffent-

lichen Ausgaben

stiegen im Juni 2014

um 26% gegenüber dem Vorjahr, die Bruttowert-

schöpfung zog um 9,2% an, die Einzelhandelsum-

sätze um 12,4%.

Trotz der optimistischen Beurteilung der Auswirkun-

gen des Mini-Stimulus, wurden die Maßnahmen kri-

tisiert. Zu viel Geld wäre in Branchen geflossen (z.B.

die Stahl- und Betonindustrie), die bereits jetzt er-

hebliche Überkapazitäten aufwiesen. Und viele der

Stimulus-Gelder wären dazu verwendet worden, um

alte Kredite zurückzuzahlen. Produktive Investitionen

wären dadurch verhindert worden und das langfristi-

ge Wachstumspotenzial Chinas dadurch gedämpft.

4

Generell sei die chinesische Wirtschaft nach wie vor

viel zu stark von Investitionen abhängig, während pri-

vate Unternehmungen und der private Konsum eine

noch zu kleine Rolle spielten.

Vorläufig scheint aber das kurzfristige Wachstums-

ziel oberste Priorität zu genießen. Chinas Premier Li

Keqiang betonte, dass Beschäftigung das erste Ziel

der Maßnahmen sei. 10 Millionen neue Jobs sollten

geschaffen werden und die Arbeitslosigkeit in städti-

schen Gebieten bekämpft werden.

5

Marginalisierte Personen „verbessern“ die US-amerikanische Arbeitslosenrate, weil sie aus der Statis-

tik herausfallen.

cc David Goehring

3

vgl. Wall Street Journal (Juli 2014)

4

vgl. Wall Street Journal (April 2014)

5

vgl. ebda.