Tiroler Arbeiterzeitung - page 9

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Wohnbeihilfe
verbessern
Ungerecht.
Statt 69 nur noch 14 Euro Wohnbeihilfe bei gleichem Einkommen.
B
ei gleichem Einkommen und
nahezu gleich hoher Miete
erhält ein 50jähriger Arbeit­
nehmer statt wie im Vorjahr 69 nur
noch 14 Euro an Wohnbeihilfe. Wa­
rum, kann er genauso wie viele andere
Mieter mit ähnlichem Schicksal nicht
verstehen.
Die Wohnbeihilfe ist ein monatli­
cher Zuschuss des Landes zum Woh­
nungsaufwand wohnbaugeförderter
Wohnungen. Deren Höhe bestimmt
sich nach dem anrechenbaren Woh­
nungsaufwand im Sinne der Wohn­
bauförderungsrichtlinien.
Danach ist sie nicht an die tatsäch­
lich vorgeschriebene Miete, sondern
u. a. an die Zinsentwicklung auf dem
Geld- und Kapitalmarkt gebunden.
Bei einem niedrigen Zinsniveau –
wie derzeit – passiert beim jetzigen
Beihilfensystem Folgendes: Das vom
Vermieter zur Finanzierung der Miet­
wohnung aufgenommene und auf
den Mieter überwälzbare Bankdarle­
hen wird nicht nach den tatsächlichen
Annuitäten, sondern nach pauschalen
Gesichtspunkten berücksichtigt. Dies
wirkt sich in Niedrigzinsphasen zum
Nachteil der Mieter aus.
Dem Mieter hilft es freilich nichts,
wenn ihm seitens des Landes er­
klärt wird, er bekomme bei gleich­
bleibender Mietbelastung weniger
Wohnbeihilfe, weil das Zinsniveau
des Kapitalmarktdarlehens, das für
die Finanzierung der Mietwohnung
aufgenommen wurde, äußerst gering
sei, die Miete sich jedoch im Rahmen
des Angemessenen bewege. Härtefälle
sind vorprogrammiert.
Die AK fordert das Land erneut
auf, das Beihilfensystem zu verbes­
sern. Das Land hat die Miethöhe bei
Wohnungen, die mit WBF-Mitteln
errichtet worden sind, zu kontrollie­
ren. Entspricht die vorgeschriebene
Miete dem Gesetz, sollte auch die
gesamte Miete als Wohnungsaufwand
anerkannt werden. Falls die Beurtei­
lung eine überhöhte Miete ergibt,
wäre der Vermieter auf Einhaltung
der Förderungsbedingungen zu drän­
gen. Bei den bekannt gewordenen
Fällen, ist zu überprüfen, ob die der­
zeitigen Zinsvorteile tatsächlich an
die Mieter weiter gegeben werden.
<<
Großbaustelle
Wohnen
I
n vielen Tiroler Ballungsräumen
gleicht die Wohnungssuche einem
Spießrutenlauf. Angebote sind rar –
und passende Immobilien meist rasch
vergeben. Hinzu kommen horrende
Grundstückspreise, die sich ebenfalls
direkt auf die Kosten für Eigentums-
und Mietobjekte auswirken.
„Die AK Tirol kritisiert diesen Zu­
stand seit Jahren“, ärgert sich AK Prä­
sident Erwin Zangerl. Kleine Ände­
rungen brachten zwar Erleichterungen,
an Wohnungsnot und hohen Kosten
änderten sie aber kaum etwas.
Sonder-Wohnbauprogramm.
„Deshalb fordern wir noch einmal mit
Nachdruck ein soziales Sonder-Wohn­
bauprogramm für Tirol“, betont Zan­
gerl. Er befürchtet dramatische Folgen.
„Das Grundbedürfnis Wohnen stellt ja
jetzt schon für viele Familien eine ge­
waltige finanzielle Belastung dar.“ Bei
den Durchschnittseinkommen ist Tirol
im Bundesländervergleich Schlusslicht,
dennoch sind Immobilien bei uns (ne­
ben Vorarlberg, Salzburg und Wien)
am teuersten.
Wie dieses Programm funktionie­
ren kann und in Tirol bis zu 20.000
Wohneinheiten entstehen könnten,
zeigt eine Studie im Auftrag der AK
(siehe Beitrag rechts). Und sie greift
auch viele Forderungen aus dem Im­
puls-Programm auf, das die AK für
leistbares Wohnen in Tirol aufgestellt
hat:
Wohnbauförderung.
Auch die Rück­
flüsse müssen wieder für den Wohn­
bau eingesetzt werden.
Kontrolle der Gemeinnützigen.
Auf
Finanzierungsmodelle und -vorteile,
aber auch auf Rücklagen und Ab­
rechnungsmodalitäten der Gemein­
nützigen sollte stärkeres Augenmerk
gerichtet werden.
Wohnstarthilfe und Startwoh-
nungen
, befristet auf fünf bis zehn
Jahre, helfen Jungen, den ersten Haus­
halt zu gründen und Geld für die spä­
tere Wohnung anzusparen.
Ausstattung überdenken.
Ein ein­
ziger Tiefgaragenplatz kann bis zu
45.000 Euro kosten! Deshalb sollte die
Ausstattung vonWohnanlagen hinter­
fragt werden.
Alte Bausubstanz nutzen.
In vie­
len Ortskernen warten leerstehende
Häuser auf ihre Revitalisierung. Z. B.
sollten junge Menschen – vom Land
gefördert – solche Objekte günstig er­
werben können.
Mitbau-Modelle
.
Käufer oder Mieter
sollten Arbeiten in Eigenleistung er­
bringen können.
Raumordnung.
Es bedarf einer
Nachschärfung bei der Widmungs­
abgabe. Auch zu den enormen Um­
widmungsgewinnen von Grünland
in Bauland gibt es noch keine Rege­
lung. Die Grundsteuer gehört verein­
heitlicht.
Gebühren senken.
Maklerprovisi­
onen, Kosten für Errichtung und Ver­
gebührung von Mietverträgen und die
Höhe der Kautionen müssen gesenkt
werden.
Mietzinsbeihilfe.
Die Zugangsvo­
raussetzungen gehören vereinheitlicht
und die Betriebskosten eingerechnet.
Zusätzlich könnten Gesetzesände­
rungen auf Bundesebene Entlastung
bringen: Einmal, indem Aufwendungen
des Vermieters, wie Grundsteuer, Ver­
waltungs- und Versicherungskosten, die
keine Betriebskosten im eigentlichen
Sinn sind, gestrichen werden.
Aber auch mit einer Reform des Miet­
rechtsgesetzes und fairen Mieten durch
klare Obergrenzen: Die Zuschläge zum
Richtwert müssten gesetzlich nach Art
und Höhe festgelegt und im Mietver­
trag aufgezählt werden. Für Zuschläge
sollte eine gesetzliche Obergrenze im
Ausmaß von 20 % des Richtwerts vor­
gesehen werden.
<<
Wohnen in Tirol
darf für die Arbeitnehmer nicht zum Luxus werden. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.
S
ie sorgte für ein enormes
Echo: Die Studie „Leistbarer
Wohnraum in Tirol“, die im Juli
präsentiert wurde (die TAZ be-
richtete). Im Auftrag der AK Tirol
hatten Univ.-Prof. Jürgen Huber
vom Innsbrucker Uni-Institut für
Banken und Finanzen und Mag.
Nebahat Yilmaz-Huber die Ur-
sachen für die Kostenexplosion
untersucht. Ergebnis waren auch
einige Vorschläge, mit denen sich
die Spielregeln am Tiroler Immo-
bilienmarkt nachhaltig ändern
ließen.
Ein paar Eckpunkte:
• Die hohen Preise bei Immobilien
und Baugrundstücken wurden in
Tirol stets mit dem angeblich so
raren Bauland begründet. Aber
laut Studie ist dieses Argument
eine Mär, mit der die Preise
noch künstlich nach oben getrie-
ben wurden.
• Von 1.503 km² Dauersiedlungs-
raum (und 12.640 km² Gesamt-
fläche) sind 111 km² verbaut.
• Wenn das Angebot an gün-
stigem Bauland und Immobilien
in zwei bis drei Jahren um 5
bis 7 % erhöht wird, entstehen
15.000 bis 20.000 Wohnein-
heiten. Gleichzeitig ergibt sich
ein Überangebot, mit dem die
Preise fallen.
• 11.500 günstige Wohnein-
heiten wären möglich, wenn
Gemeinden auf Basis der so
genannten Vertragsraumord-
nung günstig Bauland erwerben
und nach der Erschließung zum
Selbstkostenpreis weitergeben.
Klare Bedingungen helfen, Spe-
kulationen zu verhindern.
• In Innsbruck können Nachbes-
serungen für Entspannung am
Wohnungsmarkt sorgen.
Die vollständige Studie finden
Sie auf
Nr. 54, September 2013
W
er weiß schon, was in Lebens-
mitteln alles enthalten ist?
Aufschlussreich sollte da das Etikett
sein. Doch stattdessen befinden sich
dort oft schwer verständliche Zah-
lenkombinationen – die sogenannten
E-Nummern, die zur Bezeichnung von
Lebensmittelzusatzstoffen (wie z.B.
Geschmacksverstärkern) verwendet
werden. Um einen besseren Überblick zu ermöglichen, gibts
die neue Broschüre „E-Nummern“ von der AK Tirol. Darin sind
alle Zusatzstoffe aufgelistet. Kostenlos anzufordern unter
0800/22 55 22 - 1832 oder auf
V
on Lebensmittelimitaten über
Mogelpackungen bis hin zu falsch-
er Etikettierung: Lebensmittel und
Verbraucherschutz sind die zentralen
Themen beim kostenlosen Infoabend
„Essens-Schwindel – nicht mit mir!“
am Donnerstag, dem 19. Septem-
ber, um 19 Uhr in der
AK Kufstein
,
Arkadenplatz 2. Die Apothekerin und
Nährstoffspezialistin Mag. Karin Hofinger befasst sich in ih-
rem Vortrag auch mit Fragen, was Konsumenten Sicherheit
geben könnte. Anmeldung erforderlich unter 0800/22 55
22 – 3350 oder
K
unstkäse, Kunstschinken, Imitate
– kreuz und quer durch Europa ge-
karrt. Beim kostenlosen Infoabend von
AK und Transitforum Tirol „Falsches
Spiel am Lebensmittelmarkt: Regional-
produkte statt Kilometerfresser“ in der
AK Landeck
am Freitag, 4. Oktober,
19.30 Uhr, erfahren Interessierte alles
zu heimischen Produkten.
Freuen Sie sich auf einen Abend voller Überraschungen, auf
neue Erkenntnisse und klare Aussagen zum Regionalprodukt!
Anmeldung erforderlich unter 0800/22 55 22 – 3450 oder
AK SERVICE
Alles rund um die vier Wände
D
ie Betriebs- und Heiz-
kostenabrechnung
ist nicht klar, der Mietver-
trag ist ein Buch mit sie-
ben Siegeln oder es gibt
Fragen zur Maklerpro-
vision? Bei allen Unklar-
heiten oder Anliegen zum
Thema Wohnen helfen
die AK Wohn- und Miet-
rechtsexperten mit fach-
kundigem Rat. Sie stehen
AK Mitgliedern auch bei Problemen zur Seite, wie etwa mit Nachbarn, bei
der Rückgabe der Kaution, beim Ausmalen der Mietwohnung, beim Halten
von Haustieren oder beim Überprüfen von Bauträger- und Wohnungsei-
gentumsverträgen. Einfach anrufen unter 0800/22 55 22 -1718 oder
vorbeikommen in der AK in Innsbruck. Ein weiteres Angebot: Klicken Sie
rein auf
. Dort finden sich unter Konsumentenschutz und
Wohnen wichtige Infos und ein umfangreiches Broschürenangebot.
Foto:oksun70/Fotolia.com
Ideen für neue
Spielregeln
Programm.
Jeder Tiroler muss sich das Leben in seiner Heimat leisten können. Deshalb fordert
die AK rasch Maßnahmen ein – von der Wohnbauförderung bis zum Senken von Gebühren.
Foto:Fotolia.de
Das steckt drin
Schwindel mit Essen
Xund oder unxund?
THEMA:
LEBEN & GELD
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