Analyse Lohnsteuerdaten 2015 Seite 17
Neben dem zeitlichen Ausmaß einer Tätigkeit, ist die
Art der Tätigkeit bzw. die Branche ein weiterer be-
stimmender Faktor für die Höhe des Einkommens.
Die Daten der Lohnsteuerstatistik erlauben eine Zu-
ordnung der Beschäftigten nach den verschiedenen
Wirtschaftsabschnitten vorzunehmen und dadurch
ein detailliertes Bild der Beschäftigungsstruktur einer
Region zu erhalten. Die Höhe der Einkommen nach
Branche variieren teilweise beträchtlich.
Beispielsweise lagen die Einkommen in der Tiroler
Sachgütererzeugung rund 49% höher als diejenigen
in Beherbergung und Gastronomie – bei ganzjähri-
ger Vollzeitbeschäftigung. Einkommensunterschiede
zwischen Männer und Frauen resultieren auch aus
der Verteilung der männlichen und weiblichen Be-
schäftigten über die verschiedenen Wirtschaftsbran-
chen. Einkommensstarke Wirtschaftsbereiche, wie
etwa die Sachgütererzeugung, sind stark männlich
dominiert, während Branchen mit einem niedrigeren
Einkommensniveau, beispielsweise das Gastgewer-
be, hohe Anteile weiblicher Arbeitskräfte aufweisen.
Hinzu kommen die oftmals unterschiedlichen Tätig-
keiten innerhalb einer Branche.
So wird etwa eine Sekretariatskraft in einem Indust-
riebetrieb zwar dem Bereich „Sachgütererzeugung“
zugeordnet, erzielt aber bei weitem nicht das Ein-
kommensniveau eines hochspezialisierten Fach-
arbeiters. Unterschiedliche Verteilungen über die
Branchen und die verschiedenartigen Tätigkeits-
felder innerhalb der Branchen resultieren in erheb-
lichen Einkommensunterschieden zwischen den
Geschlechtern. Die Tatsache, dass Frauen sehr viel
häufiger in Teilzeit arbeiten, kommt noch verstärkend
hinzu.
In der Analyse finden sich der Übersichtlichkeit we-
gen die beschäftigungsstärksten Wirtschaftsklassen:
Herstellung von Waren (ÖNACE „C“), Bau (ÖNACE
„F“), Handel (ÖNACE „G“), Verkehr und Lagerei (ÖN-
ACE „H“), Beherbergung und Gastronomie (ÖNACE
„I“), Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleis-
tungen (ÖNACE „N“) und öffentliche Verwaltung,
Verteidigung, Sozialversicherung, Erziehung und
Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen (ÖNACE
„O+P+Q“), diese werden um der Kürze willen in der
Folge als „öffentlichkeitsnaher Sektor“ bezeichnet.
Zusammen umfassten diese genannten beschäfti-
gungsstarken Wirtschaftsklassen im Jahr 2014 rund
81% aller Beschäftigten in Österreich und rund 85%
der Beschäftigten in Tirol.
4.1 Der öffentlichkeitsnahe Sektor
Die größte Beschäftigungsbranche in Österreich war
der öffentlichkeitsnahe Sektor, der von den ÖNACE-
Abschnitten O, P und Q gebildet wird. Darunter fallen
die Bereiche öffentliche Verwaltung und Sozialver-
sicherung (ÖNACE „O“), Erziehung und Unterricht
(ÖNACE „P“) und das gesamte Gesundheits- und
Sozialwesen (ÖNACE „Q“). Nicht alle Personen in
diesen Bereichen sind der öffentlichen Hand zuzu-
rechnen, aber ein hoher Prozentsatz ist im Staats-,
Landes- oder Gemeindedienst. In Österreich erziel-
ten mehr als eine Million Menschen (1.023.796 Per-
sonen) im öffentlichkeitsnahen Sektor ihr Hauptjah-
reseinkommen – fast ein Viertel aller unselbständig
Beschäftigten in Österreich. In Tirol waren es 88.066
Personen oder 23% der Beschäftigten. Zahlenmäßig
war der öffentlichkeitsnahe Bereich eine weibliche
Branche: innerhalb der Branche waren rund zwei
Drittel der Beschäftigten Frauen. Von allen Arbeit-
nehmerinnen in Österreich war fast jede Vierte in
einer der personalintensiven Dienstleistungen der
öffentlichen Hand tätig. Die Zahl der Beschäftigten
in den öffentlichen Dienstleistungen stieg in Öster-
reich gegenüber dem Vorjahr um 2,0%, in Tirol lag
der Zuwachs bei 1,7%. Der Anteil der Beschäftigten
in ganzjähriger Vollzeitarbeit lag im öffentlichkeitsna-
hen Sektor in Österreich vergleichsweise hoch. Ins-
gesamt 52% waren das ganze Jahr hindurch jahres-
durchgängig vollzeitbeschäftigt. Von den Männern
waren es rund 70% (250.915 Personen), von den
Frauen jedoch nur 42% (283.751 Personen). In Ti-
rol zeigte sich eine ähnliche Situation, jedoch lag der
Anteil der ganzjährig Vollzeitbeschäftigten an allen
Beschäftigten in der Branche mit 47% niedriger als
im österreichischen Durchschnitt. Insgesamt 41.352
Personen in Tirol verfügten über eine jahresdurch-
gängige Vollzeitarbeit im öffentlichkeitsnahen Sektor.
21.438 davon waren Männer (Vollzeitanteil 68%),
19.914 Frauen (Vollzeitanteil 35%). Obwohl also
die Frauen im öffentlichen Bereich insgesamt in der
Mehrzahl waren, drehte sich dieses Verhältnis um,
sobald nur die Personen in ganzjähriger Vollzeitar-
beit betrachtet werden.
Das durchschnittliche Einkommen im öffentlich-
keitsnahen Sektor in Österreich machte 2015 EUR
22.943 netto aus. Die besten Einkommen wurden in
Kärnten mit EUR 24.037 erzielt, die niedrigsten in Ti-
rol, wo der Einkommensschnitt bei EUR 21.849 und
damit um 5% unterhalb des österreichischen Durch-
schnitts lag. Der Tiroler Einkommensnachteil war
auf die geringeren Löhne und Gehälter der Frauen
(4) Beschäftigung und Einkommen nach Wirtschaftsabschnitt