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Qualitative Analyse

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Zatiye ergänzt, dass sie, die sich selbst als

Übermutter

bezeichnet, vor der Geburt diesbezüglich noch

anderer Meinung war

„Bevor ich mein Kind bekommen habe, war ich anders. Da war ich schon der

Meinung, dass man sein Kind mal in die Krabbelstube geben kann“

, so Zatiye dazu. Allerdings führt

Zatiye im Laufe des Interviews auch an, dass sie bei ihrem Kind zuhause bliebe ohne einer

Erwerbsarbeit nachzugehen, wenn das Finanzielle kein Thema wäre.

„[...] da wäre mir die finanzielle

Freiheit schon lieber. Wenn ich sagen würde, ich bekäme jetzt Unterstützung, dann würde ich

natürlich bei meinem Kind zuhause bleiben“

, so Zatiye, die wie erwähnt ausschließlich aus

finanziellen Gründen arbeiten geht und explizit andere persönliche Gründe, wie Erfüllung in der

Arbeit oder Abwechslung vom Kind, verneint.

Zur Väterbeteiligung äußert sich Zatiye skeptisch. Auch wenn Zoran sich ab und zu um das

gemeinsame Kind kümmert, kann bzw. will Zatiye sich nicht darauf verlassen, dass Zoran alles so

macht wie Zatiye es für richtig erachtet.

„Weil Männer sind da einfach lockerer oder nicht so extrem.

Für mich war wichtig, dass mein Kind einen Rhythmus hat, dass es in der Früh, auch wenn es länger

schläft, dass ich es aufwecke bis zu einem gewissen Zeitpunkt und dass man zusammen frühstückt. Und

er hat, auch als ich noch gearbeitet habe, ab und zu auf das Kind geschaut am Vormittag und ist dann

irgendwann um zehn Uhr erst mit dem Kind aufgestanden. Dann hat es mittags wieder nicht

geschlafen und am Abend war es dann übermüdet. So halt. [...] Vielleicht ist das überheblich, aber er

bringt das einfach nicht so zusammen wie ich das gerne hätte. Ich weiß zwar nicht, ob es das Beste ist,

was ich so mache, aber ich hätte während dem Arbeiten kein gutes Gefühl gehabt. Würde dauernd

daran denken, was machen sie beide jetzt. Und macht er das jetzt so, wie ich das will. Und deswegen

wäre das nicht gegangen“,

meint Zatiye, die aber auch anführt, dass Zoran schon einmal die Idee

hatte, selbst in Karenz zu gehen und dass es durchaus auch Männer gibt, die das gut machen, die

aber die Ausnahme darstellten.

„Es gibt sicherlich Männer, die das super gut können und die sich

dann auch beschäftigen. Aber die sind glaube ich eher spärlich gesät“

, so Zatiye dazu.

Skeptisch äußert sich Zatiye auch Frauen gegenüber, die ihre Kinder der eigenen Karriere willen

sehr früh fremd betreuen lassen.

„[...] aber die Karrierefrauen, ich kenne zwei solche, die ihre

Kinder einfach unglaublich früh in die Krabbelstube getan haben, weil sie ihren Beruf brauchen. Und

ich denke mir die armen Kinder. Die sind teilweise von sieben Uhr bis 19 Uhr in einer Krabbelstube.

Da braucht man doch kein Kind. Dann entscheide ich mich doch nur für die Karriere. Weil dass ich

das Kind dann am Abend abhole, eine Stunde etwas mache und dann nur noch ins Bett lege, das wäre

mir persönlich zu wenig“

, ist Zatiye überzeugt.