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Qualitative Analyse

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Vinka hat unmittelbar vor der Geburt ihres ersten Kindes Vollzeit gearbeitet und ist dann

während des Bezugs des Kinderbetreuungsgeldes mit ihrer Familie zurück nach Tirol gezogen, wo sie

seit dem Ablauf des Bezugs des Kinderbetreuungsgeldes einige Stunden als Lehrerin gearbeitet hat.

Wesentliches Motiv war für Vinka dabei, am Ball zu bleiben.

„Prinzipiell gehe ich schon gerne

arbeiten. [...] Wieder arbeiten gehe ich hauptsächlich deswegen, weil es mich schon ein bisschen

stresst, weil es heißt, man soll so bald wie möglich wieder arbeiten gehen. Durch das, dass ich die

Arbeit wechsle und so, sagen die Leute, man tut sich ja schwerer eine neue Arbeit zu finden. Keine

Ahnung, von dem her habe ich schon bisschen das Gefühl [...]“

, meint Vinka und ergänzt, dass sie

sich gut vorstellen könnte, ein oder zwei Jahre zuhause zu bleiben ohne dabei einer Erwerbstätigkeit

nachzugehen.

Viktor hat zum Zeitpunkt der Geburt des ersten Kindes gerade sein Studium beendet und

unmittelbar im Anschluss daran als Lehrer das Unterrichtspraktikum absolviert, war dabei aber viel

zu Hause. Für Viktor war die Karenz aus Sicht Vinkas kein Thema, da er seinen Beruf gerade erst

begonnen hat. Aber es wäre auch unter anderen Umständen kein Thema gewesen.

„Na, aber ich

muss auch ehrlich sagen, dass ich gerne zu Hause bleibe, dass ich auch lieber zu Hause bin als mein

Mann“

, so Vinka dazu.

Auch wenn Vinka überzeugt ist, dass beide Elternteile die Kinderbetreuung übernehmen sollten,

spielt die Mutter ihrer Ansicht nach zunächst doch die gewichtigere Rolle.

„Ich würde sagen, das

Ideale ist schon, wenn man sich das aufteilt, dass beide ein bisschen arbeiten gehen und auch beide

sich ein bisschen um die Kinder kümmern können. [...] Ja, es kommt darauf an, in welchem Alter die

Kinder sind. Ich kann mir vorstellen, dass bei jüngeren Kindern die Frauen sich leichter tun, ja,

leichter tun, ist vielleicht was anderes, ich meine, vielleicht es lieber machen“

, relativiert Vinka.

Und bezüglich des Bildes der Gesellschaft zur Situation von Müttern kleiner Kinder meint sie

ergänzend:

„Was mir jetzt, zum Beispiel, in diesem Zusammenhang, aufgefallen ist, dass es immer so

dargestellt wird: Ach, die armen Frauen dürfen nicht arbeiten gehen, und müssen zu Hause sein, und

können nicht wieder arbeiten, weil es so schwierig ist und so. Und das stimmt meiner Erfahrung nach

nicht [...] Nein, man könnte sagen, wenn ich jetzt unbedingt gewollt hätte, dann hätte ich

wahrscheinlich früher arbeiten angefangen, aber ich wollte nicht“

.

Insgesamt lobt Vinka die Regelungen des Kinderbetreuungsgeldes

„Wir haben wirklich, ich

glaube, wir können uns in Österreich nicht beschweren, bei diesen Möglichkeiten, die wir haben“

.